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Ulysses

Ulysses

Titel: Ulysses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Joyce
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schleicht hinter ihm drein, knurrend.
    Lynch verscheucht ihn mit einem Tritt.)
    LYNCH So daß?
    STEPHEN (sieht sich um): So daß die Gestik, nicht die Musik und nicht der Duft, zu einer universellen Sprache würde und die Gabe der Zungen nicht den Laiensinn, sondern die erste Entelechie sichtbar machte, den strukturalen Rhythmus.
    LYNCH Pornosophische Philotheologie. Metaphysik in der Mecklenburg Street!
    STEPHEN Wir haben Shakespeare, den eine Widerspenstige ritt, und Sokrates, der unterm Pantoffel stand. Selbst der allweiseste Stagirit ward gesattelt, gezäumt und bestiegen von einer leichten Dirne.
    LYNCH Ba!
    STEPHEN Jedenfalls, wer braucht zwei Gesten, um einen Laib und einen Krug darzustellen?
    Diese Bewegung bedeutet Laib und Krug von Brot und Wein bei Omar. Halte meinen Stock.
    LYNCH Verdammt sei dein verflachster Stecken. Wo gehn wir hin?
    STEPHEN Nach lynks, geiler Luchs, zur belle dame sans merci , Georgina Johnson, ad deam qui laetificat
    iuventutem
    meam .
    (Stephen wirft ihm den Eschenstock zu und streckt langsam die Hände von sich, den Kopf zurücknehmend, bis beide Hände eine Spanne von seiner Brust entfernt sind, zwei senkrechte, sich schneidende Flächen, die Finger im Begriff sich zu spreizen, die Linke etwas höher.)
    LYNCH Welches ist denn nun der Brotkrug? Aber ‘s ist ja eh wurscht. Das da oder das Custom House. Schöne Gesten sind das. Hier, nimm deine Krücke und wandle.
    (Sie gehen vorüber. Tommy Caffrey kriecht zu einer Gaslaterne, umklammert sie und klettert in krampfhafter Anstrengung daran in die Höhe. Von der obersten Quersprosse rutscht er wieder herunter. Jacky Caffrey umklammert, klimmt. Der Kanalarbeiter torkelt jäh gegen die Laterne. Die Zwillinge trippeln in die Dunkelheit davon. Der Kanalarbeiter preßt schwankend einen Zeigefinger gegen seinen einen Nasenflügel und läßt aus der anderen Nüster einen langen flüssigen Rotzstrahl hervorschießen. Die Laterne schulternd, taumelt er durch die Menge mit seiner blakenden Fackel davon.
    Schlangen aus Flußnebel kommen langsam gekrochen. Aus Abflüssen, Spalten, Senkgruben, Misthaufen steigen auf allen Seiten stagnierende Dünste auf. Im Süden, jenseits des Flußverlaufs nach See, zuckt ein Glühen. Der Kanalarbeiter taumelt vorwärts, spaltet die Menge und torkelt auf den Trambahnausweichplatz zu. Auf der ferneren Seite, unter der Eisenbahnbrücke, erscheint Bloom, rot vor Anstrengung, keuchend, Brot und Schokolade in eine Seitentasche stopfend. Im Schaufenster von Gillens Friseursalon zeigt ihm ein Kompositporträt das Bildnis des tapferen Nelson. Ein konkaver Spiegel an der Seite präsentiert ihm den liebesverlassenen langverlorenen lugubrun Booloohoom. Der ernste Gladstone blickt ihm auf gleicher Höhe ins Gesicht, Bloom um Bloom. Er schreitet weiter, getroffen vom Starrblick des grimmigen Wellington, doch in dem Konvexspiegel grinsen ungetroffen die bonhomischen Augen und feisten Backenkoteletts von Jollypoldy, dem Rixdixdoldy.
    Vor Antonio Rabaiottis Tür verhält Bloom den Schritt, in Schweiß gebadet unter den hellen Bogenlampen. Er verschwindet. Einen Augenblick später erscheint er wieder und eilt weiter.)
    BLOOM Fisch und Kartoffeln. Nichts wert. Ah!
    (Er verschwindet im Laden des Schweinemetzgers Olhousen, unter den eben niedergehenden Rolläden. Wenige Augenblicke später taucht er unter der Jalousie wieder auf, der pustende Poldy, der blasende Bloohoom. In jeder Hand trägt er ein Paket; das eine enthält einen lauwarmen Schweinsfuß, das andere einen kalten Schafsfuß, mit Pfeffer bestreut. Er schnauft, als er wieder aufrecht steht. Dann krümmt er sich zur Seite, preßt eins der Pakete gegen die Rippen und stöhnt.)
    BLOOM Seitenstiche. Was bin ich auch so gelaufen.
    (Er holt vorsichtig Atem und geht langsam weiter, auf die laternenhelle Ausweichstelle zu. Das Glühen zuckt erneut herüber.)
    BLOOM Was ist denn das? Ein Leuchtturm? Suchlicht.
    (Er steht an der Cormacks-Ecke und beobachtet.)
    BLOOM Aurora borealis oder eine Stahlgießerei? Ah, die Feuerwehr, natürlich. Auf der Südseite jedenfalls. Starker Lichtschein. Könnte sein Haus sein. Beggar’s Bush. Wir sind sicher. (Er  summt vergnügt vor sich hin): London brennt, London brennt! Alles in Flammen, in Flammen!
    (Er gewahrt den Kanalarbeiter, der am anderen Ende der Talbot Street durch die Menge  taumelt.) Dem will ich nicht begegnen. Lieber auf die Socken machen. Schnell. Am besten gleich hier rüber.
    (Er stürmt los, um die Straße zu

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