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Ulysses

Ulysses

Titel: Ulysses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Joyce
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Leichenbittermiene, warmes und kaltes Haxenfleisch): Ja, ich weiß, Papatschi.
    RUDOLPH Was tust du hier unten an diesem Ort? Hast du denn keine Seele? (Mit schwachen  Geierkrallen befühlt er Blooms schweigendes Gesicht.) Bist du nicht mein Sohn Leopold, der Enkelsohn Leopolds? Bist du mein teurer Sohn Leopold nicht, der da verließ das Haus seines Vaters und verließ den Gott seiner Väter Abraham und Jakob?
    BLOOM (mit Vorsicht): Ich denke, ich bins, mein Vater. Mosenthal. Alles, was von ihm übrig blieb.
    RUDOLPH (streng): Eines Nachts bringen sie dich heim, hundsmäßig betrunken, nachdem du dein gutes Geld vertan. Wie heißest du diese rennenden Kerle?
    BLOOM  (in jugendlich feschem blauem Oxford-Anzug mit weißem Westeneinsatz,  schmalschultrig, einen braunen Tirolerhut auf dem Kopf, schwersilberne schlüssellose  Waterbury-Herrenuhr und kurze doppelte Panzerkette mit Petschaftanhänger, auf der einen  Seite mit langsam sich härtendem Schmutz bedeckt): Stöber, Vater. Nur dies eine Mal.
    RUDOLPH Dies eine Mal! Schmutz von Kopf bis Fuße. Dazu die Hand aufgerissen. Kinnbackenkrampf. Kaputt wer’n sie dich machen, Leopoldleben. Nimm dich in acht vor den Kerlen.
    BLOOM (schwach): Sie forderten mich zu einem Wettlauf heraus. Es war matschig. Ich bin ausgeglitten.
    RUDOLPH (mit Verachtung): Gojim nachez . Da wird sich deine arme Mutter aber freuen!
    BLOOM Mama!
    ELLEN BLOOM (in der bebänderten Morgenhaube, Krinoline und Turnüre des Pantomimen-  Mütterchens, Bluse der Witwe Twankey mit hinten zugeknöpften Hammelkeulenärmeln,  graue Fausthandschuhe und Kameenbrosche, das Haar in ein Lockennetz geflochten,  erscheint über dem Treppengeländer, einen schief geneigten Kerzenhalter in der Hand, und  schreit in schriller Bestürzung): O du mein heiliger Erlöser, was haben sie mit ihm gemacht! Mein Riechsalz!
    (Sie zieht ein Rockreff hoch und wühlt in der Tasche ihres  gestreiften Ukeleien-Unterrocks. Eine Phiole, ein Agnus Dei, eine runzelige Kartoffel und  eine Zelluloidpuppe fallen heraus.) Geheiligtes Herz Mariens, wo warst du denn überhaupt, überhaupt?
    (Bloom beginnt, murmelnd, die Augen niedergeschlagen, seine Pakete in seinen vollen Taschen zu verstauen, gibt es dann jedoch murrend auf.)
    EINE STIMME (scharf): Poldy!
    BLOOM Was? Wer? (Er duckt sich und wehrt unbeholfen einen Schlag ab.) Zu Ihren Diensten.
    (Er blickt auf. Neben sich eine Spiegelung von Dattelpalmen, steht ein hübsches Weib in türkischem Kostüm vor ihm. Üppige Formen füllen ihre scharlachroten Hosen und die mit Gold geschlitzte Jacke. Eine breite gelbe Schärpe gürtet sie. Ein weißer Yaschmak, violett in der Nacht, bedeckt ihr Gesicht und läßt nur die großen dunklen Augen und das Rabenhaar frei.)
    BLOOM Molly!
    MARION Na, Olly? Mrs. Marion von jetzt ab, mein lieber Mann, wenn du mit mir sprichst.
    (Satirisch): Hat der arme kleine Göttergatte kalte Füßchen gekriegt, weil er so lange warten mußte?
    BLOOM (tritt von einem Fuß auf den andern): Nein, nein. Nicht im mindesten, kein bißchen.
    (Er atmet in tiefer Erregung, schluckt Luft, Fragen, Hoffnungen, Schweinsfüße für ihr Abendbrot, viel zu erzählen, Entschuldigungen, Verlangen nach, magiegebannt. Eine Münze funkelt an ihrer Stirn. An ihren Füßen juwelenbesetzte Zehenringe. Ihre Fesseln sind mit einem dünnen Kettchen verbunden. Neben ihr wartet ein Kamel, behaubt mit einem sich türmenden Turban. Eine Seidenleiter mit unzähligen Sprossen führt zu seiner ruckenden Hauda empor. Mit übellaunigem Hinterteil kommt es im Paßgang näher. Sie schlägt ihm wild auf die Hanke, und ihre goldenen Armringe klingelquengeln, als sie auf maurisch mit ihm zankt.)
    MARION Nebrakada! Femininum.
    (Das Kamel hebt ein Vorderbein, pflückt von einem Baum eine große Mangofrucht, bietet sie blinzelnd seiner Herrin in seinem gespaltenen Huf, senkt dann den Kopf und tappt grunzend und mit emporgerichtetem Hals herum, um niederzuknien. Bloom krümmt den Rücken zum Bockspringen.)
    BLOOM Ich kann Ihnen… ich meine, als Ihr Geschäfts-Menagerer… Mrs. Marion… wenn Sie…
    MARION So spürst du also eine Veränderung? (Ihre Hand gleitet langsam über ihren mit  Flitterwerk behangenen Brustlatz. In ihren Augen liegt träger freundlicher Spott.) O Poldy, Poldy, was bist du doch für ein armes schlappes Würstchen! Geh hin und sieh, wie das Leben ist. Sieh dir die weite Welt an.
    BLOOM Ich wollte grad noch einmal zurück, um das Toilettewasser zu holen, weißes Wachs,

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