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Ulysses

Ulysses

Titel: Ulysses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Joyce
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Orangenblüte. Der Laden schließt donnerstags immer sehr frühzeitig. Aber morgen mache ichs gleich als erstes. (Er klopft verschiedene Taschen ab.) Diese Wanderniere. Ah!
    (Er zeigt nach Süden, dann nach Osten. Ein Stück neue saubere Zitronenseife steigt auf, verbreitet Licht und Duft.)
    DIE SEIFE Ein Pfundspärchen sind wir, der Bloom und ich; 
    Durch ihn Licht der Erde, dem Himmel durch mich.
    (Das sommersprossige Gesicht des Drogisten Sweny erscheint in der Scheibe der Seifensonne.)
    SWENY Drei und einen Penny, bitte.
    BLOOM Jawohl. Für meine Frau, Mrs. Marion. Spezialrezept.
    MARION (sanft): Poldy!
    BLOOM Ja, gnä’ Frau?
    MARION Ti trema un poco il cuore?
    (Geringschätzig schlendert sie davon, plump wie eine genudelte Kröpfertaube, und summt dabei das Duett aus Don Giovanni .)
    BLOOM Bist du wegen des voglio auch ganz sicher? Ich meine, wegen der Ausspra…
    (Er folgt, gefolgt von dem schnuffelnden Terrier. Die ältliche Kupplerin faßt ihn am Ärmel, die Borsten ihrer Kinnwarze glitzern.)
    DIE KUPPLERIN Zehn Schilling ein Jüngferchen. Taufrisch, noch nie berührt. Fünfzehn. Kein Aas ist drinnen, bloß ihr oller Vater, und der ist drecksbesoffen.
    (Sie zeigt hinüber. In der Öffnung ihrer dunklen Höhle steht verstohlen und regenbesudelt Bridie Kelly.)
    BRIDIE Hatch Street. Schon was Schönes vor?
    (Mit quiekendem Schrei schwingt sie ihren Fledermausschal und entflieht. Ein vierschrötiger Rowdy setzt ihr mit gestiefelten Schritten nach. Er stolpert auf den Stufen, rafft sich wieder auf, taucht ins Dunkel. Schwache Lachschreie sind zu vernehmen, schwächer.) DIE KUPPLERIN (mit einem Leuchten ihrer Wolfsaugen): Der kommt auf seine Kosten. In den Gaunerspelunken kriegen Sie keine Jungfrau. Zehn Schilling. Nun stehn Sie hier nicht noch die ganze Nacht rum, bis die verkleidete Polente uns sieht. Der Siebensechzig ist ein Schweinehund.
    (Mit verliebtem Blinzeln humpelt Gerty MacDowell heran. Zärtlich äugelnd zieht sie ihr blutbeflecktes Läppchen hinter dem Rücken hervor und zeigt es schüchtern.)
    GERTY Was Gott zusammengefügt hat, das soll der Mensch. (Sie murmelt): Du warst es, der mir dies getan. Ich hasse dich.
    BLOOM Ich? Wann denn? Du träumst. Ich habe dich nie gesehen.
    DIE KUPPLERIN Laß den Herrn gefälligst in Ruhe, du Betrügerin. Dem Herrn da falsche Briefe schreiben. Auf den Strich gehn und anbandeln. Dich hätte deine Mutter lieber am Bettpfosten anbinden sollen, so ein Luder wie dich.
    GERTY (zu Bloom): Als du alle Geheimnisse meines Schublädchens sahst. (Sie betatscht seinen Ärmel,  sabbernd): O du schmutziger verheirateter Mann! Ich liebe dich, weil du mir das getan.
    (Sie schlüpft geduckt davon. Mrs. Breen, in einem Fries-Herrenüberrock mit hängenden Balgtaschen, steht in der Einfahrt, die spitzbubischen Augen weit offen, lächelnd mit ihren sämtlichen pflanzenfresserischen Raffzähnen.)
    MRS. BREEN Mr…
    BLOOM  (gravitätisch hustend): Sehr verehrte gnädige Frau, als wir mit Schreiben vom sechzehnten dieses kürzlich das Vergnügen hatten…
    MRS. BREEN Mr. Bloom! Sie hier in den Gefilden der Sünde? Da hab ich Sie ja nett erwischt!
    Sie loser Vogel Sie!
    BLOOM (hastig): Nicht so laut meinen Namen. Was glauben Sie denn von mir? Verraten Sie mich nur nicht. Wände haben Ohren. Wie geht es Ihnen? Es ist ja schon lange her, seit ich Sie. Prachtvoll sehen Sie aus. Wirklich prachtvoll. Richtiges Saisonwetter haben wir zu dieser Jahreszeit. Schwarz ist ein Hitze-Refraktor. Ich nehme hier nur eine Abkürzung, auf dem Weg nach Hause. Interessantes Viertel. Rettung gefallener Frauen, Magdalenenheim.
    Ich bin der Sekretär…
    MRS. BREEN (hält einen Finger in die Höhe): Nun erzählen Sie mir mal keine Flunkereien! Ich weiß, daß jemand das gar nicht gern hätte. Warten Sie nur, bis ich Molly sehe!
    (Verschlagen) Verantworten Sie sich auf der Stelle, sonst wird es Ihnen schlecht ergehen!
    BLOOM (sieht sich um): Sie hat oft gesagt, sie würdes gern einmal sehen. Bummel durch die Slums. Das Exotische, verstehn Sie. Auch Neger in Livree als Dienerschaft, wenn sie das Geld hätte. Othello. Schwarzer Unhold. Eugene Stratton. Selbst der Kastagnetten- und Tamburinspieler bei den Livermore Christies. Die Brüder Bohee. Und notfalls sogar der Schornsteinfeger.
    (Tom und Sam Bohee, gefärbte Neger in weißen Leinenanzügen, scharlachroten Socken, gestärkten Samba-Krawatten und mit großen scharlachroten Astern in den Knopflöchern, springen hervor.
    Jeder hat seinen Banjo umhängen.

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