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Ulysses

Ulysses

Titel: Ulysses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Joyce
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bestens bekannte Stellen in der Heiligen Schrift schlüssig bewiesen, ganz abgesehen einmal vom Indizienbeweis.
    In diesem verzwickten Punkte jedoch liefen die Ansichten des Paares, entgegengesetzte Pole, die sie waren, sowohl hinsichtlich ihres Bildungsganges als auch sonst in allen anderen Dingen, zudem bei ihrem beträchtlichen Altersunterschied, einander zuwider.
    - Ist es das wirklich? wandte der Erfahrenere der beiden ein, indem er an seinem Ausgangspunkt festhielt. Ich bin dessen gar nicht so sicher. Es ist das eine reine Auffassungsfrage, und ohne in der Sache den sektiererischen Standpunkt einnehmen zu wollen, müssen Sie mir gestatten, hier in toto mit Ihnen uneins zu bleiben. Meine Überzeugung, wenn ich Ihnen die reine Wahrheit bekennen soll, geht dahin, daß die kleinen Stellen sämtlich echte Fälschungen sind, höchstwahrscheinlich von Mönchen in den Text hineingetragen, oder es ist wie bei unserem Nationaldichter wieder einmal die große Frage, wer sie denn nun genau verfaßt hat, wie Hamlet und Bacon, aber da Sie ja Ihren Shakespeare unendlich viel besser kennen als ich, brauche ich nichts weiter zu sagen. Übrigens, möchten Sie nicht doch den Kaffee da trinken? Lassen Sie mich ihn einmal umrühren und nehmen Sie ein Stück von der Semmel dort. Sie ist zwar wie einer von den Backsteinen unseres Schiffers, verkleidet. Aber keiner kann geben, was er nicht hat. Probieren Sie mal ein Häppchen.
    - Kann nicht, brachte Stephen mit Mühe heraus, indem sich seine Geistesorgane für den Augenblick weigerten, ihm weiteres einzugeben.
    Da kleinliches Kritisieren ein sprichwörtlich schlechter Hut ist, hielt Mr. Bloom es für angebracht, den verklumpten Zucker vom Boden der Tasse aufzurühren oder es wenigstens zu versuchen, und dabei dachte er mit an Bitterkeit grenzendem Gefühl an das Coffee Palace und dessen (lukrative) Temperenzarbeit. Es verfolgte gewißlich ja ein echtes Anliegen und wirkte, daran gab es nichts zu deuteln, unendlich viel Gutes. Kneipen wie die gegenwärtige, in der sie sich befanden, wurden im Hinblick auf vagabundierende Existenzen des Nachts im Geiste des Temperenzler-Gedankens betrieben, Konzerte, dramatische Abende und nützliche Vorträge (Eintritt frei) von qualifizierten Männern für die unteren Klassen. Andererseits kam ihm eine deutliche und schmerzliche Erinnerung, daß sie seiner Gattin, Madame Marion Tweedy, die seinerzeit in prominenter Weise damit verbunden gewesen war, ein wirklich sehr bescheidenes Honorar für ihren Klaviervortrag gezahlt hatten. Der Grundgedanke, so war er doch stark zu glauben geneigt, bestand darin, Gutes zu tun und zugleich einen guten Schnitt zu machen, zumal keinerlei nennenswerte Konkurrenz vorhanden war. Giftiges Kupfersulfat, SO4 oder sonstwas in ein paar getrockneten Erbsen, erinnerte er sich einmal gelesen zu haben, in einem billigen Speiserestaurant irgendwo, doch er konnte sich nicht entsinnen, wann das gewesen war oder wo. Jedenfalls, Kontrolle, medizinische Kontrolle aller Nahrungsmittel, erschien ihm wichtiger als je, wodurch möglicherweise auch die Beliebtheit von Dr. Tibbles Vi-Kakao erklärt war, wegen der beigepackten medizinischen Analyse.
    - Jetzt versuchen Sie einmal einen Schluck, wagte er bezüglich des Kaffees zu sagen, nachdem derselbe nun umgerührt war.
    Also vermocht, ihn auf jeden Fall einmal zu probieren, hob Stephen den schweren Henkelbecher am Henkel aus der braunen Lache – denn er schwappte über, als er aufgenommen wurde – und nippte an dem ihm widerstehenden Gebräu.
    - Immerhin, es ist feste Nahrung, drängte sein guter Geist, ich bin ein Verfechter der festen Nahrung, und sein einziger und alleiniger Grund dafür sei nicht etwa feinschmecklerischer Natur, sondern liege in der Erkenntnis, daß regelmäßige Mahlzeiten die sine qua non für jede Art anständiger Arbeit seien, ob geistig oder manuell. Sie sollten mehr feste Nahrung zu sich nehmen.
    Sie würden sich dann wie ein anderer Mensch fühlen.
    - Flüssiges kann ich essen, sagte Stephen. Aber haben Sie doch die Güte, das Messer da wegzunehmen. Ich kann die Spitze nicht sehen. Es erinnert mich an die römische Geschichte.
    Mr. Bloom tat alsbald, wie ihm nahegelegt, und entfernte den inkriminierten Gegenstand, ein gewöhnliches stumpfes Messer mit Horngriff, an dem für das Laienauge gar nichts besonders Römisches oder Antikes war, schon gar nicht an der Spitze, welche als der am wenigsten auffällige Punkt daran bezeichnet werden konnte.
    - Die

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