Ulysses
schwergewichtig die eine Stufe dort hinunter, war aus dem Lokal und steuerte geradeaus nach links. Während er noch beschäftigt war, die Richtung zu peilen, machte Mr. Bloom, der schon, als er aufstand, bemerkt hatte, daß ihm zwei vermutlich Schiffsrum enthaltende, zur privaten Löschung seines inneren Brandes bestimmte Botteln rechts und links aus den Taschen guckten, die Beobachtung, daß er eine derselben hervorzog, sie entkorkte oder auch aufschraubte und, indem er die Öffnung an die Lippen führte, mit gurgelndem Geräusch daraus einen herzhaften, erquickenden Schluck nahm. Der unermüdliche Bloom, der insgleichen den argen Verdacht hegte, daß der alte Praktikus sich auf der Suche nach der Gegenanziehung in Gestalt eines weiblichen Wesens, welches jedoch seinem Gesichtskreis ganz und gar entschwunden schien, nach draußen manövriert habe, konnte mit Anstrengung gerade noch erkennen, wie er, nachdem er gebührend erfrischt von seiner Rumestat, zu den Pfeilern und Trägern der Loop Line hinaufstarrte, ersichtlich mit dem Gefühl, keinen so rechten Boden mehr unter den Füßen zu haben, was insofern erklärlich war, als sich natürlich alles durchgreifend verändert hatte seit seinem letzten Besuch und bedeutend verbessert worden war. Irgendein Unsichtbarer oder auch mehrere Unsichtbare wiesen ihm sodann den Weg zu einer der vom Straßenreinigungsamt zu diesem Behufe überall ringsum errichteten Bedürfnisanstalten für Männer, doch nach kurzer Zeit schon, während welcher das eingehendste Schweigen herrschte, erleichterte sich der Seemann, dem das rettende Land offenbar doch noch zu weit vor Luv lag, gleich an Ort und Stelle, und das Geräusch seines Schlagwassers plätscherte mithin ein rechtes Weilchen lang auf den Boden, wodurch anscheinend ein Pferd am Droschkenstand erwachte.
Jedenfalls scharrte ein aus dem Schlaf geweckter Huf nach neuem Halt, und es klirrte Geschirr.
Leicht gestört in seinem Schilderhaus neben der Pfanne mit glühendem Koks, regte sich der Gemeindewächter, welcher, obschon längst auf Abbruch und kurz vor dem letzten Aufbruch, wirklich und wahrhaftig kein anderer war als der vorerwähnte Gumley, jetzt praktisch Fürsorgeempfänger des Sprengels und Verweser seines gegenwärtigen, nur vorübergehenden Amtes, aller irdischen Wahrscheinlichkeit nach durch die Menschenfreundlichkeit Pat Tobins, der ihn von früher her kannte – rührte und regte sich in seinem Gehäuse, bevor er seine Glieder wieder in Morpheus’ Arme bettete. Ein wahrhaft bestürzendes Maß von Ungemach in seiner bösartigsten Form für einen Burschen, welcher über die respektabelsten Verbindungen geboten und zeit seines Lebens ein anständiges Zuhause mit all seiner Bequemlichkeit besessen hatte, ja dem einmal sogar glatte £ 100 jährlich in den Schoß gefallen waren, die der Erznarr natürlich mit Flachs und Flausen vertat. Und da saß er nun, am Ende mit seinem Latein, nachdem er die Stadt so oft gehörig aufs Köpfchen gestellt hatte, und ohne einen lumpigen Stüver. Er trank, wie es sich von selbst versteht, und es war nur wieder einmal die Moral von der Geschicht’, daß er es leicht zu großen geschäftlichen Erfolgen hätte bringen können, wenn es ihm – ein erhebliches Wenn allerdings – gelungen wäre, sich von seiner speziellen Vorliebe zu heilen.
Inzwischen beklagten alle laut den Niedergang der irischen Schiffahrt, des Küstenverkehrs wie nach Übersee, was als Problem genommen fraglos Jacke wie Hose war. Ein Palgrave-Murphy-Schiff war im Alexandra Basin von Dock gegangen, der einzige Stapellauf in diesem Jahr. Ganz recht, die Häfen waren da, nur Schiffe liefen keine mehr ein.
Es gäbe nur noch Wracks, lauter Wracks, sagte der Wirt, der ersichtlich au fait war.
Was er gern einmal in Erfahrung bringen würde, das war die Antwort auf die Frage, warum jenes Schiff ausgerechnet päng auf den einzigen Felsen in der Galway Bay auflief, als der Galway-Hafen-Plan von einem Mr. Worthington oder so ähnlich zur Diskussion gestellt wurde, he? Fragt mal den Kapitän, riet er ihnen, wieviel Schmiergeld die Britische Regierung ihm für die Arbeit an dem Tag gezahlt hat. Kapitän John Lever von der Lever-Linie.
- Hab ich recht, Käptn? fragte er den Matrosen, der nach seinem privaten Umtrunk und den übrigen Bemühungen nun zurückkehrte.
Dieser würdige Mann nahm das ihm hingeworfene Tauende des Lieds oder der Worte sogleich auf und setzte es in vermeintliche Musik um, indem er, weniger schön zwar als
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