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Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
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wohl auch er nicht kennen.«
    »Da haben Sie vermutlich recht. Haben Sie Einwände gegen ein solches Projekt?«, fragte sie, froh ein Thema gefunden zu haben, das von Holger und Erik ablenkte.
    »Nein, ganz im Gegenteil. Halbwahrheiten sind immerhin keine Lügen. Solange man sich bewusst ist, dass es eben nur Halbwahrheiten sind.« Er sah sie bedeutungsvoll an. »Mundus vult decipi, ergo decipiatur.«
    Er konnte es nicht lassen. »Von wem ist das?«, fragte er und wippte auf den Fußballen.
    Bärbel verdrehte die Augen. »Von Luther«, antwortete sie.
    »Nur der erste Teil«, korrigierte Gugel. »Den zweiten Teil hat Paracelsus hinzugefügt. Aber ursprünglich war es Brant. ›Das Narrenschiff‹. Luther hat den Spruch ins Lateinische übersetzt.«
    »Waren Sie dabei?« Sie ließ ihn stehen und verschwand im Schulgebäude.

NEUN
    Belledin parkte den Wagen vor dem Schlachthof und stieg aus dem Wagen. Ihm war unwohl. So gerne er Fleisch aß, den Laden hier mochte er nicht. Hausschlachtungen kannte er von Kindesbeinen an. Das waren immer große Feste gewesen. Aber die Massenschlachtung konnte einem den Appetit verderben.
    Er steuerte auf das Bürogebäude zu. Ein junger, dynamischer Mann um die dreißig kam ihm entgegen. Belledin erkannte sofort die Ähnlichkeit mit der Mutter.
    »Kann ich etwas für Sie tun?«
    Belledin streckte ihm den Dienstausweis entgegen. »Benedikt Ginter?«, fragte er.
    »Ja.«
    »Ihre Mutter sagte, Sie seien in Polen.«
    »War ich auch. Vor knapp einer Stunde bin ich hier angekommen. Zum Glück musste ich nicht selbst fahren. Bin so schon gerädert. Jemand muss die Geschäfte ja weiterführen.«
    »Ihr Vater ist ermordet worden. Das scheint Sie nicht groß zu berühren.«
    Benedikt sah Belledin direkt ins Gesicht. »Nein. Es berührt mich nicht. Für mich war er schon lange gestorben. Er war ein Schwein. Verzeihung, ich tu dem Tier Unrecht. Was er meiner Mutter angetan hat, hat uns entzweit.«
    »Britta Vogt?«
    Benedikt lachte. »Die? Ach was. Das fing doch schon viel früher an. Und je jünger, umso besser.«
    »Sie hätten also Grund gehabt, Ihren Vater zu töten?«
    »Sehr sogar. Aber jemand anders hat es für mich übernommen. Und wenn ich ihm begegne, bekommt er von mir die Prämie für den Schlachter des Jahres.«
    »Haben Sie jemanden beauftragt, der das für Sie tut? Vielleicht Erdogan?«
    »Blödsinn.«
    »Und dann haben Sie Erdogan auf Ihrem Rückweg aus Polen getötet, weil er mehr wollte als bloß die Medaille für den Schlachter des Jahres.«
    »Erdogan ist auch tot? Wieso das?«
    »Jemand hat ihm einen Bolzen ins Hirn geschossen und ihm dann die Haut abgezogen. So wie dem Tierschützer Schwarz. Kannten Sie den?«
    »Ein Spinner. Ich hab ihn nie ernst genommen.«
    »Kannten sich Ihr Vater und Schwarz näher?«
    »Nicht dass ich wüsste. Aber der Alte hatte viele Geheimnisse. Dem traue ich alles zu.«
    »Fahren Sie in nächster Zeit nicht nach Polen. Kann sein, dass ich noch ein paar Fragen an Sie haben werde.«
    »Keine Sorge, der Laden wird mich so schnell nicht weglassen. Vor allem muss ich mich erst einmal durchs Büro arbeiten. Und das ohne Sekretärin.«
    »Was ist mit Britta Vogt? Oder reden Sie aus verletztem Stolz nicht mit ihr?«
    »Stolz ist schlecht fürs Geschäft. Ich würde auch mit Britta Vogt arbeiten, wenn es der Sache diente. Aber sie ist nicht da. Verschwunden. Ihr Vater auch. Und wenn jetzt auch noch Erdogan tot ist, sind wir völlig unterbesetzt. Am Ende muss ich noch auf den verrückten Saier zurückgreifen.«
    Belledin wurde mit einem Schlag nervös. Britta und Gotthard Vogt waren verschwunden? Er zückte sein Handy und gab eine Fahndung nach den beiden aus.
    »Was ist mit Spiegelhalter? Ist der da?«
    »Rackert wie ein Berserker. Bitte lassen Sie ihn jetzt seine Säue stechen, sonst muss ich noch dran. Und dann haben die Schweine keinen so sauberen Tod.«
    »Tut mir leid. Darauf kann ich keine Rücksicht nehmen.«
    Spiegelhalter stach im Sekundentakt. Benedikt hatte sich in Schlachtermontur geworfen und zupfte ihn am Ärmel. Er wechselte ein paar Worte mit ihm und löste ihn schließlich ab. Belledin wartete in sicherer Entfernung, bis Spiegelhalter zu ihm kam.
    »Gehen wir in die Umkleide, da ist es nicht so laut«, sagte Spiegelhalter. Belledin nickte und folgte ihm. Diesmal würde er aufpassen. Noch einmal würde man ihn in der Umkleide nicht überrumpeln.
    »Hat der Junior es Ihnen schon gesagt?«
    »Ja. Aber ich kann’s ja wohl schlecht gewesen sein.

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