Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Um die Wurst (German Edition)

Um die Wurst (German Edition)

Titel: Um die Wurst (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Moritz
Vom Netzwerk:
kümmern.
    Belledin blies die Backen auf und warf den Edding auf den Schreibtisch. Er zog einen Stapel Schreibpapier aus der Schublade und legte die nackten Blätter vor sich hin. Vier große Themen, vier Möglichkeiten. Er würde sich vorbereiten, bis Stark käme, und dann würde er mit ihr nochmals alle Varianten durchgehen. Er griff sich den Edding wieder und schrieb auf vier Blätter die vier Überschriften: »Tierschützer«, »Erbstreit«, »Eifersucht« und »Mafia«. Dann legte er die Blätter nebeneinander, sah auf die Magnettafel und begann alles aufzuschreiben, was sie bislang in die Richtung der Tierschützer ermittelt hatten. Das war nicht viel. Bisher war er nur bei Bärbel Engler und der Tierärztin gewesen. Die Jugendlichen, die wohl für die eingeschlagenen Fensterscheiben einiger Metzgereien verantwortlich waren, hatte er auch nur oberflächlich abgegrast.
    *
    Stark trat nervös von einem Fuß auf den anderen und sah auf die Strömung des Rheins. Fünfzig Minuten hatte sie bis Kehl gebraucht. Petzold hatte sie gefragt, ob sie verrückt wäre, sich bei ihm zu melden. Aber sie hatte ihn überredet, sich mit ihm zu treffen. Er war ihr noch einen Gefallen schuldig. Sie wollte nur Sicherheit, das war alles. Wenn Petzold ihr sagte, dass die Sache nichts mit den Russen zu tun hatte, war alles in Ordnung. Dann konnte sie das abhaken.
    Ein Ruderachter flog über den Rhein. Sie schob sich eine Zigarette in den Mund und steckte sie an. Es war bereits ihre dritte, seit sie am Ufer auf Petzold wartete. Noch eine würde sie sich geben. Wenn er dann nicht erschien, würde sie wieder gehen. Zwei Jogger liefen an ihr vorbei, ein Schlaks auf Rollerblades mit schwarzer Sonnenbrille schoss auf sie zu, bremste abrupt ab und ließ sich neben sie auf die Bank fallen. Petzold. Ein Auftritt nach seinem Geschmack.
    »Du spinnst völlig, Stark«, sagte er, nahm sie in den Arm und drückte ihr einen Kuss auf die Wange. »Trotzdem freu ich mich, dich wiederzusehen. Hast mir gefehlt.«
    Sie sah ihn nicht an, hielt ihren Blick auf den Rhein gerichtet und mahnte sich, keine Bilder der Vergangenheit in sich aufkommen zu lassen. Es gelang ihr nur mit Mühe.
    »Was willst du wissen?«
    »In Freiburg gibt es drei Tote, die nach Ritualmord aussehen. Bolzenschussgerät und abgezogene Haut.«
    »Autsch.«
    »Alles rund um einen Schlachthof. Kann es sein, dass hier ein paar Leute ihre Finger im osteuropäischen Fleischhandel drinhaben?«
    »Nichts gehört. Hier ist es sowieso ruhiger, als man denkt. Ein paar Schiebereien. Vor allem Waffen. Aber nichts Großes. Schewtschenko war da schon eine andere Nummer.«
    Genau das hatte sie vermeiden wollen. Aber es war unumgänglich, wenn sie Petzold kontaktierte. Er war nur eine Randfigur in der Geschichte gewesen, aber er war dabei gewesen. Und er war nicht aufgeflogen. Er hatte noch immer seine Tarnung.
    »Für wen arbeitest du gerade?«
    »Sokolow.«
    »Was macht der hier unten?«
    »Kleingeld. Wirklich lächerlich. Aber mit Schewtschenko ist für ihn auch ein großer Markt weggebrochen. Du bist verrückt, dass du wieder arbeitest. Ich wäre an deiner Stelle völlig von der Bildfläche verschwunden.«
    »Womit? Abtauchen kostet Geld. Ich habe nichts gelernt außer Täuschen und Jagen. Und die Fremdenlegion nimmt noch immer keine Frauen.«
    Er küsste sie wieder auf die Wange. »Leb wohl«, sagte er, stieß sich von der Bank ab und rollte davon. Stark sah ihm nicht nach. Die Vergangenheit begann sich unwohl in ihr auszubreiten. Gleichzeitig war sie froh, dass die Russen mit der Sache nichts zu tun hatte. Sie rief Belledin an.
    »Hier Stark. Die Russen können wir ausschließen. – Ja, todsichere Quelle. – Ich fahr jetzt nach Breisach und nehme mir Holger Koch von den Tierschützern vor.«
    »Wir bremsen auch für Tiere«, prangte neben dem Anti-Atomkraft-Aufkleber am Heck des VW -Busses. Bestimmt waren sie auch Nichtraucher. Stark erstickte die Kippe im überfüllten Aschenbecher ihres Wagens und stieg aus.
    Das Einfamilienhaus in der Meisenstraße hatte alles, was man brauchte, wenn man ein gut verdienender Oberstudienrat war, dem die Banken vertrauten: gepflegter Vorgarten, Solarzellen auf dem Dach und auf der mit Wildblumen angereicherten Rasenfläche ein rundes Trampolin, das mit einem Sicherheitsnetz umspannt war. Durch die Zypressenhecke hindurch sah Stark dort zwei Kinder tollen, während eine wuschelige Promenadenmischung gelangweilt im Schatten des Trampolins lungerte.
    Eine blonde

Weitere Kostenlose Bücher