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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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aber die gute alte Tapferkeit verdient ihren Lohn!«
    Moon unterdrückte eine plötzliche Angst. »Sie deuten doch nicht etwa an, daß wir Pitt den Rücken decken?«
    »Natürlich«, sagte der Präsident. »Es ist höchste Zeit, daß auch wir ein bißchen Mut beweisen.«
54
    Sie standen zärtlich beisammen, als wäre es zum ersten Mal, beobachteten den im Osten aufgehenden Neumond und die flußabwärts fahrenden Schiffe. Über ihnen flimmerten die beiden roten Lichter – das Erkennungszeichen eines über einem Wrack geankerten Schiffs –, in deren Schimmer sie noch gerade ihre Gesichter erkennen konnten.
    »Ich hätte nie geglaubt, daß es einmal dazu kommen würde«, sagte Heidi leise.
    »Dein Fund hat Wellen geschlagen«, erwiderte Pitt, »und sie haben sich immer weiter ausgebreitet.«
    Sie lehnte sich an ihn. »Seltsam, wie die Entdeckung eines alten zerknitterten Briefs in einem Universitätsarchiv so viele Menschenleben betroffen hat. Wenn ich es nur dabei belassen hätte«, flüsterte sie.
    Pitt legte ihr den Arm um die Hüften. »Es hat keinen Sinn, einem ›Wenn‹ nachzutrauern. Das führt zu nichts.«
    Heidi blickte über das Wasser zum kanadischen Zerstörer. Die Decks und der schachtförmige Oberbau waren hell erleuchtet, und sie hörte das Summen der Generatoren. Sie fröstelte, als ein Nebelfetzen über die Wasseroberfläche kroch.
    »Und was geschieht, wenn wir Kapitän Weeks’ Frist nicht einhalten?«
    Pitt hielt seine Uhr gegen das schwache Licht des Mastes.
    »Das werden wir in zwanzig Minuten erfahren.«
    »Ich fühle mich so beschämt.«
    Pitt schaute sie an. »Was soll das sein? Waschzeit für die Seele?«
    »Das Schiff wäre nicht dort, wenn ich Brian Shaw nicht alles brühwarm erzählt hätte.«
    »Schon wieder ein ›Wenn‹.«
    »Aber ich habe mit ihm geschlafen. Das macht es noch schlimmer. Falls jemand verletzt wird… kann ich…« Die Worte waren ihr entschlüpft, und sie schwieg, als Pitt sie fester hielt.
    So standen sie eine Weile, bis ein leises, höfliches Hüsteln sie wieder in die Wirklichkeit zurückbrachte. Rudi Gunn war oben auf der Kommandobrücke.
    »Du solltest lieber heraufkommen, Dirk. Weeks wird allmählich sauer. Fragt ständig, warum wir nicht endlich aufbrechen. Mir fallen keine Entschuldigungen mehr ein.«
    »Hast du ihm gesagt, bei uns sei die Beulenpest und eine Meuterei ausgebrochen?«
    »Keine Zeit für Witze«, sagte Gunn ärgerlich. »Wir haben auch einen Kontakt auf dem Radar. Ein Schiff kommt aus der Hauptströmung auf uns zu. Ich fürchte, unser Mittagsgast hat Verstärkung angefordert.«
    Weeks starrte durch die Fenster der Kommandobrücke in den aufkommenden Nebel. Er hielt eine Tasse in der Hand, der Kaffee war schon kalt geworden. Seine angeborene Gutmütigkeit wurde auf eine harte Probe gestellt, als das NUMA-Schiff so gleichgültig auf seine Anfragen reagierte. Er wandte sich an seinen Ersten Offizier, der sich über das Radargerät beugte.
    »Was ist es nun Ihrer Meinung nach?«
    »Ein großes Schiff, das ist alles. Wahrscheinlich ein Tanker oder ein Containerschiff. Können Sie die Lichter sehen?«
    »Nur als sie über den Horizont kamen. Der Nebel hat sie verhüllt.«
    »Der Fluch des St. Lawrence. Immer dieser plötzlich auftauchende Nebel.«
    Weeks richtete seinen Feldstecher auf die
Ocean Venturer,
deren Lichter jedoch bereits im dichten Nebel verschwanden.
    Nur noch ein paar Minuten, und die
Venturer
war dann völlig außer Sicht.
    Der Erste Offizier richtete sich auf und rieb sich die Augen.
    »Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich sagen, das Ziel bewegt sich im Kollisionskurs auf uns zu.«
    Weeks griff nach einem Mikrofon. »Funkraum, hier ist der Kapitän. Schalten Sie mich auf die Notruffrequenz ein.«
    »Der Kontakt verlangsamt sich«, meldete der Erste Offizier.
    Weeks wartete, bis er das Knistern im Lautsprecher hörte, Dann sprach er ins Mikrofon. »An das Schiff im Stromaufwärtskurs, Ortung nulleinssieben Grad von Pointeau-Père. Hier ist
H.M.C.S. Huron
. Bitte um Antwort. Ende.«
    Nichts. Nur das Nebengeräusch.
    Er rief zwei weitere Male, aber immer noch kam keine Antwort. »Geschwindigkeit jetzt drei Knoten, Kurs unverändert.
    Abstand zwölfhundert Meter.«
    Weeks befahl einem Matrosen, das Binnenwassernebelsignal für ein geankertes Schiff zu senden. Vier Stöße des Horns der
Huron
schallten über das schwarze Wasser: einmal kurz, zweimal lang, einmal kurz.
    Die Antwort war ein langanhaltendes Kreischen, das durch den

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