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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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werden will.«
    »Der Präsident erwartet bestimmt etwas mehr Optimismus.
    Was soll ich ihm sagen? Wie stehen die Chancen, daß er den Vertrag bis Montag in Händen hat?«
    Pitts Stimme klang eisig. »Sagen Sie dem Präsidenten, er brauche sich keine Hoffnungen zu machen.«
    Pitt kam gegen Mitternacht im Analytischen Laboratorium der Heiser-Stiftung in Brooklyn an. Er parkte den offenen Lieferwagen rückwärts an ein Verladedock und stellte den Motor ab. Dr. Walter McComb, der Chefchemiker, und zwei seiner Assistenten erwarteten ihn. Pitt sagte: »Vielen Dank, daß Sie so lange aufgeblieben sind.«
    McComb war fünfzehn Jahre älter und etwa dreißig Kilo schwerer als Pitt. Er hob eins der schweren Brückenteile mühelos aus dem Wagen und zuckte die Schulter. »Einen Auftrag vom Weißen Haus hatte ich noch nie. Wie konnte ich da nein sage n?«
    Die vier Männer trugen die ganze Ladung in die Ecke eines kleinen Lagerschuppens. Dort schnitten die Laborleute einige Einzelstücke mit elektrisch betriebenen Molybdänstahlsägen aus, tauchten sie in eine Lösung, säuberten sie, und dann begannen die eigentlichen Untersuchungen.
    Es war vier Uhr morgens, als McComb mit seinen Assistenten zu Pitt in den Aufenthaltsraum für die Angestellten trat.
    »Ich glaube, wir haben etwas Interessantes für Sie«, sagte er grinsend.
    »Wie interessant?« fragte Pitt.
    »Wir haben das Rätsel des Einsturzes der Deauville-Hudson-Brücke gelöst.« McComb führte Pitt in ein Zimmer voller komplizierter chemischer Apparaturen. Er reichte ihm ein Vergrößerungsglas und wies auf zwei Gegenstände auf dem Tisch. »Überzeugen Sie sich selbst.«Pitt tat, wie ihm geheißen, blickte dann fragend auf. »Was soll ich mir anschauen?«
    »Metall, das unter starkem Druck zerspringt, hinterläßt Bruchlinien. Sie sind deutlich auf dem Gegenstand links zu erkennen.«
    Pitt blickte noch einmal hin. »Ja, ich sehe es.«
    »Sie werden bemerken, daß der von der Brücke stammende Gegenstand zu Ihrer Linken keine Bruchlinien aufweist. Die Deformation ist zu stark, als natürliche Ursachen dafür in Frage kämen. Wir haben Proben davon mit einem Spiegelrasterelektronenmikroskop untersucht, welches uns die charakteristischen Elektronen jedes vorhandenen Elements zeigt. Das Resultat ergab das Vorhandensein von Eisensulfidrückständen.«.
    »Und was bedeutet das?«
    »Das bedeutet, daß die Deauville-Hudson-Brücke auf äußerst geschickte und systematische Weise gesprengt worden ist.«
66
    »Einfach scheußlich«, rief Preston Beatty in makabrem Vergnügen aus. »Es ist schon schlimm genug, einen Menschen zu schlachten, aber ihn dann noch zum Abendessen zu servieren…«
    »Möchten Sie noch ein Bier?« fragte Pitt.
    »Gern.« Beatty trank sein Glas aus. »Faszinierende Leute, diese Hattie und Nathan Pilcher. Sie hatten wirklich die perfekte Lösung gefunden, um das Corpus delicti verschwinden zu lassen.« Die Bar war trotz der frühen Abendstunde fast voller Menschen. »Diese Taverne liegt auf den gleichen Grundfesten, wo Pilchers Wirtshaus stand. Die Bewohner von Poughkeepsie steckten es 1823 in Brand, als sie erfuhren, was für greuliche Taten sich in dem Haus abgespielt hatten.«
    Pitt winkte eine Serviererin herbei. »Sie sagen also, die Pilchers hätten ihre Schlafgäste über Nacht ausgeraubt und sie dann auf die Speisekarte gesetzt.«
    »Ja, genauso war es.« Beatty war offensichtlich in seinem Element. Er erzählte mit wahrer Freude. »Natürlich blieb die Anzahl der Opfer unbekannt. Man hat ein paar Knochen ausgegraben. Aber es ist anzunehmen, daß die Pilchers fünfzehn bis zwanzig unschuldige Reisende in den fünf Jahren ihrer Tätigkeit gekocht haben.«
    Professor Beatty galt als führende Autorität, was die Aufklärung rätselhafter Verbrechen betraf. Seine Bücher erreichten hohe Auflagen in Kanada und den Vereinigten Staaten und waren gelegentlich bis in die Bestsellerlisten gelangt. Er saß behäbig in seiner Nische, trug einen grauen Vollbart und blinzelte Pitt mit seinen grünblauen Augen an. Pitt schätzte sein Alter auf Ende Vierzig. Mit seinem harten und zerfurchten Gesicht und dem angegrauten Haar hätte man ihn eher für einen Seeräuber als für einen Schriftsteller gehalten.
    »Das Unglaublichste jedoch ist«, fuhr Beatty fort, »wie man den Mördern auf die Schliche kam.«
    »Ein Feinschmeckerjournalist hat ihnen eine schlechte Note gegeben«, schlug Pitt vor.
    »Sie sind der Wahrheit näher, als Sie glauben.« Beatty

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