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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Sarveux’ Stimme hatte einen unmerklich härteren Klang. »Setz dich, Henri, und sage mir, was du auf dem Herzen hast.«
68
    Alan Mercier las den Inhalt einer Akte mit dem Zeichen STRENG GEHEIM durch und fing noch einmal von vorne an.
    Er war verblüfft. Immer wieder blätterte er die Seiten zurück, bemühte sich, einen klaren Kopf zu behalten, fand es jedoch immer schwieriger, das, was seine Augen sahen, zu begreifen.
    Er glich einem Mann, der eine tickende Bombe in den Händen hält.
    Der Präsident saß ihm gegenüber, wartete geduldig, scheinbar entspannt. Es war sehr still; das einzige Geräusch war ein gelegentliches Knistern im Kamin. Zwei Tabletts mit Speisen standen auf dem großen Kaffeetisch, der die beiden Männer trennte. Mercier war zu benommen, um zu essen, aber der Präsident verschlang hungrig das späte Abendessen.
    Endlich klappte Mercier die Akte zu und nahm feierlich seine Brille ab. Er dachte einen Augenblick nach, dann blickte er auf.
    »Eine Frage. Ist diese verrückte Geschichte Wirklichkeit?«
    »Bis zum letzten Punkt des letzten Absatzes.«
    »Ein bemerkenswertes Konzept.« Mercier seufzte. »Das muß ich zugeben.«
    »Ganz meine Meinung.«
    »Ich finde es nur unglaublich, daß in all den Jahren nichts davon durchgesickert ist.«
    »Nicht weiter erstaunlich, wenn man bedenkt, daß nur zwei Personen davon wußten.«
    »Doug Gates im State Department war eingeweiht.«
    »Aber erst nach meinem Amtsantritt. Als ich die Macht hatte, die Räder in Bewegung zu setzen, war es natürlich mein erster Schritt, das State Department mit einzuweihen.«
    »Aber nicht die Nationale Sicherheit«, sagte Mercier leicht pikiert.
    »Nehmen Sie es nicht persönlich, Alan. Den inneren Kreis konnte ich nur allmählich erweitern.«
    »Und jetzt bin ich an der Reihe.«
    Der Präsident nickte. »Ich möchte, daß Sie und Ihre Leute mit einflußreichen Kanadiern Verbindung aufnehmen, die die Dinge im gleichen Licht wie ich sehen.«
    Mercier tupfte seine schweißbedeckte Stirn mit einem Taschentuch ab. »Großer Gott. Falls diese Sache zurückschlägt, und Sie gleich darauf den nationalen Notstand erklären…?« Er ließ den Satz in der Luft hängen.
    »Dazu kommt es nicht«, sagte der Präsident entschlossen.
    »Sie haben sich vielleicht übernommen.«
    »Bedenken Sie die Möglichkeiten, falls es auch nur im Prinzip Zustimmung findet.«
    »Den ersten Hinweis werden wir ja am Montag haben, wenn Sie es vor dem kanadischen Parlament zur Sprache bringen.«
    »Ja, dann ist es an die Öffentlichkeit gelangt.«
    Mercier legte den Ordner auf den Tisch. »Eins muß ich Ihnen lassen, Herr Präsident. Als Sie einfach still dasaßen und sich weigerten, gegen die Unabhängigkeit Quebecs zu intervenieren, glaubte ich, Sie hätten völlig versagt. Jetzt beginne ich, die Methode hinter dem Wahnsinn zu sehen.«
    »Es ist nur die erste Tür«, philosophierte der Präsident, »und sie öffnet uns einen langen Gang.«
    »Verlassen Sie sich nicht zu sehr auf den Fund des Nordamerikanischen Vertrags?«
    »Da mögen Sie recht haben.« Der Präsident blickte aus dem Fenster. »Aber falls bis Montag ein Wunder auf dem Hudson geschieht, haben wir das Privileg, eine neue Nationalflagge zu entwerfen.«
69
    Der von Pitt angeforderte Hubschrauber gehörte zu jenem Typ, mit dem man schwere Lasten auf hohe Gebäude oder über Flüsse und Berge transportiert. Sein schmaler Rumpf war etwa dreißig Meter lang, und die Landungskufen hingen wie steife Beine an ihm herunter.
    Den Männern am Bergungsort erschien er wie ein riesiges Insekt aus einem japanischen Sciencefiction-Film. Sie blickten ihm fasziniert zu, als er in dreißig Meter Höhe langsam und ratternd über den Fluß schwebte.
    Der keilförmige Gegenstand, der an einem Kabel aus dem Helikopter hing, machte den Anblick noch seltsamer. Außer Pitt und Giordino hatte bisher noch keiner der NUMA-Mannschaft die
Kriechwanze
gesehen.
    Pitt leitete die Abladeoperation durch Funk, wies den Piloten an, die Last neben der
De Soto
abzusetzen. Der Hubschrauber ging einige Minuten lang in Schwebestellung, bis die
Kriechwanze
nicht mehr pendelte. Dann wurden die beiden Lastkabel heruntergedreht und das Forschungsschiff in den Fluß gesetzt. Als die Kabel sich lockerten, neigte sich der Kran der
De Soto
zur Seite, und Taucher kletterten die Leiter des vertikalen Rumpfs empor. Die Kabelhaken wurden aus den Hebeschlaufen gelöst, und der nun befreite Hubschrauber erhob sich, beschrieb einen Halbkreis und

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