Um Haaresbreite
Linksabschwenkung zu hindern.
Gummifetzen von den zerplatzten Reifen stoben hoch in die Luft. Riesige Stücke der brennenden Tragfläche brachen ab, schwirrten auf eine Wartepiste zu, knapp an einem dort parkenden Flugzeug vorbei. Mit heulenden Sirenen und Blinklichtern rasten die Feuerwehrwagen der Maschine des Präsidenten nach.
Das sterbende Flugzeug schoß dahin wie ein feuriger Meteor, hinterließ einen Schweif brennender Trümmer.
Die Flammen drangen in das Rumpfwerk, das dahinzuschmelzen begann. Im Inneren wurde die Hitze höllisch.
Die Isolierung brach ein, und Rauchwolken drangen in die Kabine. Einer der
Mounties
riß die dem Feuer gegenüberliegende Notbehelfstür auf, während der andere den Gurt des Premierministers löste und ihn dann ziemlich unsanft aus dem Sitz riß.
Weiter vorn, im großen Raum oberhalb der Tragfläche, starben die Menschen in ihren schwelenden Kleidern, als die Hitze ihre Lungen zerriß. Ian Jeffery taumelte schreiend ins Cockpit und sank dann bewußtlos zu Boden. Emmett und May nahmen keine Notiz von ihm.
Sie waren vollauf damit beschäftigt, das sich in seine Bestandteile auflösende Flugzeug auf geradem Kurs zu halten, während es dem Ende der Piste zudonnerte.
Die
Mounties
ließen die Notrutsche herausschnellen, die aber kläglich zusammenbrach, als ein rotglühendes Trümmerstück ihr entgegenflog und die Luftblase zum Platzen brachte. Sie drehten sich um und sahen mit Schrecken, daß die vordere Trennwand der Kabine bereits in Flammen stand. Da nichts anderes mehr übrig blieb, griff einer von ihnen nach einer Decke und wickelte sie Sarveux um den Kopf.
»Halten Sie sich daran fest!« schrie er ihm zu.
Und dann stieß er den Premierminister hinaus.
Die Decke rettete Sarveux das Leben. Er landete auf einer Schulter, rollte wie ein Rad über die rauhe Piste, konnte jedoch dank der Decke seinen Kopf schützen. Seine Beine schlugen auf, das linke Schienbein brach. Der Premier rollte noch etwa dreißig Meter weiter, blieb dann liegen, der Anzug völlig in Fetzen zerrissen, die infolge der vielen Hautabschürfungen allmählich eine rote Farbe annahmen.
Emmett und May kamen im Cockpit um. Sie starben mit zweiundvierzig anderen Männern und drei Frauen, als die zweitausend Tonnen des Flugzeugs in einem rotorangenen Flammenmeer aufgingen. Brennende Trümmer waren über ein Viertel der Piste verteilt, die Feuerwehrleute kämpften noch verbissen gegen die Flammenglut, aber die Tragödie war beendet. Bald war das schwarze Gerippe des Flugzeugs unter einem Berg von weißem Schaum begraben. Männer in Asbestanzügen durchsuchten das schwelende Wrack, und manchem wurde schlecht, als er die verkohlten Körper sah, die kaum noch als Menschen zu erkennen waren.
Sarveux starrte mit weitaufgerissenen Augen auf die Katastrophe. Zuerst erkannten ihn die Sanitäter nicht. Dann kniete sich einer vor ihn und sah sich das Gesicht genauer an.
»Ach, du heilige Mutter Gottes!« rief er aus. »Es ist der Premierminister!«
Sarveux versuchte zu antworten, wollte irgend etwas Sinnvolles sagen. Aber die Worte kamen nicht. Er schloß die Augen und gab sich dankbar dem Dunkel hin, das ihn einschloß.
6
Blitzlichter flammten auf, und Fernsehkameras richteten ihre Linsen auf die anmutig zarte Gestalt der Gemahlin des Premierministers, die sich mit der stillen Grazie einer Galionsfigur durch ein Meer von Reportern bewegte.
Danielle Sarveux blieb vor der Tür der Empfangshalle des Krankenhauses stehen, nicht aus Schüchternheit, sondern der Wirkung wegen. Denn Danielle Sarveux betrat nicht einfach einen Raum; sie erfüllte ihn. Sie strahlte einen unbeschreiblichen Zauber aus, der Frauen in offener Bewunderung oder Neid erstarren ließ. Auf Männer wirkte sie überwältigend. Selbst ältere Staatsmänner führten sich in ihrer Gegenwart oft wie schüchterne Schuljungen auf.
Wer Danielle näher kannte, empfand ihre kalten Posen und ihr granithartes Selbstbewußtsein als ärgerlich. Aber für die große Masse der Menschen war sie ein Symbol, ein Musterbeispiel sozusagen, mit dem man beweisen konnte, daß Kanada kein Land von primitiven Holzfällern war.
Ob sie bei gesellschaftlichen Anlässen erschien oder zum Krankenbett ihres schwerverletzten Gemahls eilte, immer kleidete sie sich mit erlesener und unauffälliger Eleganz. So schritt sie nun an den Reportern in einem hochgeschlossenen, an der Seite leicht geschlitzten Kleid aus beigem Crêpe de Chine vorbei, über dem sie eine naturgraue
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