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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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ruhiger Stimme.
    »Die Straße war voller Eis, und die Windschutzscheibe ganz eingeschneit, und ich konnte nichts sehen. Habe die Kurve zu rasch genommen und auf die Bremse getreten. Ein Fehler. Die Kontrolle verloren…«
    Jetzt verstand sie. »Vor vielen Jahren hatte er einen Autounfall«, erklärte sie Ericsson. »Seine Mutter kam dabei um.«
    »Unter Drogeneinfluß verliert man oft jedes Zeitgefühl«, erläuterte der Arzt.
    »Charles«, sagte sie, »du mußt dich jetzt ausruhen. Ich komme morgen früh wieder.«
    »Nein, gehe noch nicht.« Sarveux blickte über ihre Schulter zu Ericsson. »Ich muß mit Danielle allein sprechen.«
    Ericsson überlegte einen Augenblick, zuckte dann die Schulter. »Wenn Sie darauf bestehen…« Er wandte sich an Danielle. »Aber bitte, Madame, nicht länger als zwei Minuten.«
    Als sie allein waren, wollte Sarveux etwas sagen, aber sein Körper bäumte sich auf vor Schmerzen.
    »Laß mich den Arzt holen«, sagte sie erschrocken.
    »Warte!« stöhnte er mit zusammengebissenen Zähnen. »Ich habe Instruktionen.«
    »Nicht jetzt, Liebster. Später, wenn du wieder bei Kräften bist.«
    »Das James-Bay-Projekt.«
    »Ja, Charles«, erwiderte sie willfährig. »Das James-Bay-Projekt.«
    »Die Kontrollkabine über dem Generatorenraum… verstärkte Sicherheitsmaßnahmen… Sag’ es Henri.«
    »Wem?«
    »Henri Villon. Er weiß, was zu tun ist.«
    »Ich verspreche es dir, Charles.«
    »Kanada ist in großer Gefahr… falls die falschen Leute herausfinden…« Plötzlich verkrampfte sich sein Gesicht, und er drückte stöhnend den Kopf tief in die Kissen.
    Danielle hatte nicht die Kraft, seinem Leiden zuzusehen. Das Zimmer drehte sich vor ihren Augen. Sie hielt sich die Hände vor das Gesicht und trat einen Schritt zurück.
    »Max Roubaix.« Sein Atem kam in kurzen Stößen. »Sage Henri, er soll sich an Max Roubaix wenden.«
    Danielle hielt es nicht länger aus. Sie drehte sich um und floh in den Korridor.
    Dr. Ericsson saß an seinem Schreibtisch und las die Berichte über Sarveux durch, als die Oberschwester hereinkam. Sie stellte eine Tasse Kaffee und einen Teller mit Gebäck neben ihn.
    »Sie haben noch zehn Minuten bis zu Ihrem Auftritt, Herr Doktor.«
    Ericsson rieb sich die Augen und schaute auf seine Uhr. »Ich nehme an, die Reporter sind schon ungeduldig.«
    »Mordlustig wäre das passendere Wort«, erwiderte die Schwester. »Sie würden das ganze Gebäude niederreißen, wenn die Küche sie nicht ständig mit Essen versorgte.« Sie hielt inne, zog den Reißverschluß eines Kleidersacks auf. »Ihre Frau hat Ihnen einen sauberen Anzug und ein Hemd gebracht. Sie besteht darauf, daß Sie eine gute Figur machen, wenn Sie vor die Fernsehkameras treten, um über den Gesundheitszustand des Premierministers zu berichten.«
    »Irgendwelche Veränderungen?«
    »Er schläft ruhig. Dr. Munson hat ihm eine Spritze gegeben, nachdem Madame Sarveux gegangen war. Eine schöne Frau, aber keine Nerven.«
    Ericsson nahm einen Krapfen vom Teller und drehte ihn in seiner Hand. »Ich muß wahnsinnig gewesen sein, als ich mich vom Premierminister überreden ließ, ihm gleich nach der Operation ein Aufputschmittel zu geben.«
    »Was bezweckte er wohl damit?«
    »Ich weiß es nicht.« Ericsson stand auf und zog sich seinen Kittel aus. »Was es auch immer gewesen sein mag, jedenfalls wirkte sein Delirium sehr überzeugend.«
7
    Danielle stieg aus dem Rolls-Royce mit Chauffeur und warf einen Blick auf das Residenzgebäude des kanadischen Premierministers. Sie fand das Äußere des Hauses kalt und düster, und es erschien ihr wie der Schauplatz eines Romans von Emily Bronte. Sie durchschritt das lange Foyer mit der hohen Decke und der traditionellen Einrichtung, stieg dann die breite Wendeltreppe empor und trat in ihr Schlafzimmer.
    Das war ihr sicherer Hafen, das einzige Zimmer im Haus, das sie nach ihrem Geschmack hatte möblieren dürfen. Im Licht, das durch die Badezimmertür drang, sah sie die Umrisse einer Gestalt auf dem Bett. Sie schloß die Tür zum Flur, lehnte sich dagegen, empfand zugleich Furcht und ein plötzlich aufsteigendes Wärmegefühl. »Du bist wahnsinnig, hierher gekommen zu sein«, flüsterte sie.
    Zähne blitzten lächelnd im schwachen Lichtschein auf. »Ich frage mich, wie viele andere Ehefrauen im Lande heute abend genau das zu ihren Liebhabern sagen.«
    »Die
Mounties
stehen Wache vor der Residenz…«
    »Loyale Franzosen, die plötzlich blind und taub geworden sind.«
    »Du mußt

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