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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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gehen.«
    Die Gestalt erhob sich, und es war ein nackter Mann, der vor ihr stand und die Hände nach ihr ausstreckte. »Komm zu mir,
ma nymphe.«
    »Nein… nicht hier.« Der kehlige Ton in ihrer Stimme verriet die aufsteigende Leidenschaft.
    »Wir haben nichts zu befürchten.«
    »Aber Charles lebt!« rief sie plötzlich aus. »Verstehst du das denn nicht? Charles lebt immer noch!«
    »Ich weiß«, sagte er völlig ungerührt.
    Er hatte einen gewaltigen Körper. Riesige, schwellende Muskeln, die sich im Laufe von Jahren disziplinierten Trainings gebildet hatten und sich nun unter seiner Haut strafften. Er griff sich an den Kopf, fuhr sich durch das Haar, nahm es ab. Sein Schädel war völlig glatt rasiert, wie auch sein ganzer Körper.
    Beine, Brust und Schamgegend glänzten glatt und weich. Er nahm ihr Gesicht in seine eisenharten Hände und drückte es an seine Brust. Sie atmete den Moschusduft des Öls, mit dem er sich stets einzureihen pflegte, bevor er liebte.
    »Denke nicht an Charles«, befahl er. »Er existiert nicht mehr für dich.« Sie fühlte die tierische Gewalt, die ihm aus allen Poren drang. Sie war wie betäubt vor brennender Begierde, von diesem haarlosen Tier in Besitz genommen zu werden. Die Hitze zwischen ihren Beine n flammte auf, und sie sank in seine Arme.
    Das Sonnenlicht sickerte durch die halboffenen Vorhänge und kroch über die beiden auf dem Bett ineinander verschlungenen Körper. Danielle hatte den kahlen Kopf zwischen ihre Brüste gepreßt, während ihr schwarzes Haar sich wie ein Fächer über den Kissen ausbreitete. Sie küßte den Schädel mehrere Male, ließ ihn dann los.
    »Du mußt jetzt gehen«, sagte sie.
    Er streckte den Arm über ihren Bauch aus und drehte die Nachttischuhr zum Licht. »Es ist erst acht. Zu früh. Ich gehe gegen zehn.«
    Ihr Blick war von Angst erfüllt. »Die Reporter schwärmen überall herum. Du hättest schon vor Stunden gehen sollen, als es noch dunkel war.«
    Er gähnte und setzte sich auf. »Zehn Uhr morgens ist gerade die richtige Zeit, zu der sich ein alter Freund der Familie in der offiziellen Residenz sehen lassen kann. Außerdem wird mich niemand bemerken. Ich werde in der Menge der beflissenen Parlamentsabgeordneten verschwinden, die schon jetzt nach hier unterwegs sind, um der Gemahlin des Premierministers in dieser schweren Stunde beizustehen.«
    »Du bist ein launischer Kerl«, sagte sie und zog sich das zerknitterte Laken über die Schultern. »Eben noch zärtlich und liebevoll, und gleich darauf kalt und berechnend.«
    »Frauen sind auch recht launisch am Morgen danach. Ich frage mich, ob du auch so boshaft wärst, wenn Charles bei dem Flugzeugabsturz umgekommen wäre.«
    »Die Arbeit wurde verpatzt«, fuhr sie ihn wütend an.
    »Ja, die Arbeit wurde verpatzt.« Er zuckte die Schultern.
    Ihr Gesicht nahm einen kalten und entschlossenen Ausdruck an. »Nur wenn Charles im Grab liegt, wird Quebec ein unabhängiger und sozialistischer Staat werden.«
    »Du willst also, daß dein Mann für eine Sache stirbt?« fragte er skeptisch. »Hat sich deine Liebe in einen solchen Haß verwandelt, daß er nur noch ein Symbol für dich ist, das beseitigt werden muß?«
    »Wir haben Liebe nie gekannt.« Sie nahm eine Zigarette vom Nachttisch und zündete sie an. »Von Anfang an war ich für Charles nur als ein Mittel zu einem politischen Zweck interessant. Durch das hohe Ansehen meiner Familie verschaffte er sich seinen Eintritt in die Gesellschaft. Ich habe seiner Karriere Glanz und Stil gegeben. Aber ich bin für Charles nie etwas anderes als ein Werkzeug gewesen, mit dem er sein Image aufpolieren konnte.«
    »Und warum hast du ihn geheiratet?«
    Sie sog an der Zigarette. »Er sagte, er würde eines Tages Premierminister werden, und ich glaubte ihm.«
    »Und dann?«
    »Dann entdeckte ich zu spät, daß Charles keiner wirklichen Zuneigung fähig ist. Einst war ich bemüht, Leidenschaft in ihm zu erwecken. Heute krümme ich mich jedesmal vor Ekel, wenn er mich anfaßt.«
    »Ich habe mir im Fernsehen die Pressekonferenz im Krankenhaus angeschaut. Der Arzt erzählte, wie gerührt alle von deiner Besorgnis für Charles waren.«
    »Reines Theater.« Sie lachte. »Ich bin eine gute Schauspielerin. Aber schließlich habe ich ja auch zehn Jahre lang geprobt.«
    »Hat Charles während deines Besuches irgend etwas Interessantes gesagt?«
    »Nichts, was einen Sinn ergab. Sie hatten ihn gerade erst aus dem Operationssaal gebracht. Er war immer noch benommen von der

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