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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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als ob ihm der Wagen gehörte, und setzte sich in den Fond.
    »Madame Sarveux, Monsieur Villon, guten Abend.«
    Danielle und Villon blickten zuerst verwirrt und dann entsetzt auf den Magnum-Revolver Kaliber 44, den eine riesige Hand langsam zwischen ihre Köpfe schob.
    Villon hatte allen Grund, erstaunt zu sein.
    Es war ihm, als blickte er in einen Spiegel.
    Der Mann auf dem Rücksitz war sein genauer Doppelgänger, ein Zwilling. Er sah alle Einzelheiten des Gesichtes im Scheinwerferlicht der Landungsbrücke, das durch die Windschutzscheibe drang.
    Danielle stöhnte auf, und sie wäre in hysterische Schreie ausgebrochen, wenn sie nicht gleichzeitig einen heftigen Schlag des Pistolenlaufs auf ihrer Wange verspürt hätte.
    Das Blut rann ihr über die makellose, zarte Haut, und ihr Atem stockte bei dem plötzlichen Schmerz.
    »Es macht mir nichts aus, eine Frau zu schlagen, also ersparen Sie sich jeden sinnlosen Widerstand.«
    Die Stimme war der Villons genau nachgeahmt.
    »Wer sind Sie?« fragte Villon. »Was wollen Sie?«
    »Sieh einmal an, sogar mein Modell hat mich nicht erkannt.«
    Die Stimme hatte einen neuen Klang, der Villon erschauern ließ.
    »Ich bin Foss Gly, und ich werde euch beide umbringen.«
77
    Ein leichter Nieselregen fiel, und Villon stellte den Scheibenwischer an. Der Pistolenlauf saß ihm mit unvermindertem Druck im Nacken, seit sie die Fähre verlassen hatten.
    Danielle neben ihm hielt sich ein blutdurchtränktes Taschentuch an das Gesicht. Von Zeit zu Zeit gab sie einen dumpfen, kehligen Laut von sich. Sie war wie in einem Alptraum gefangen, benommen vor Angst und Schrecken.
    Alle Fragen und Bitten verhallten in eisigem Schweigen. Gly machte nur den Mund auf, um Fahranweisungen zu geben. Sie fuhren jetzt durch eine ländliche Gegend, sahen nur hier und da die Lichter eines verlassenen Bauernhauses. Villon blieb keine andere Wahl, als zu gehorchen. Seine einzige Hoffnung war, einem Wagen oder vielleicht sogar einem Polizisten zu begegnen.
    »Langsamer«, befahl Gly. »Nehmen Sie dort links die unbefestigte Straße.«
    Villon bog vom Highway ab. Die Nebenstraße war neu und schien, nach den Spuren zu urteilen, von schweren Lastwagen benutzt zu sein. »Ich dachte, Sie wären tot«, sagte Villon, eine Reaktion erhoffend. Gly antwortete nicht.
    »Dieser britische Geheimagent Brian Shaw erzählte, Sie seien mit dem gestohlenen Schnellboot in einen japanischen Frachter gerast.«
    »Hat er auch erzählt, daß man meine Leiche nie gefunden hat?«
    Endlich hatte er Gly zum Reden gebracht. Immerhin ein Anfang.
    »Ja, es gab eine Explosion…«
    »Brauchte nur das Steuer zu blockieren, auf Vollgas einzustellen und etwa fünf Kilometer vor der Kollision abzuspringen. Bei dem starken Verkehr auf dem St. Lawrence war es dann nur noch eine Zeitfrage, bis das Boot irgendein Schiff rammte.«
    »Warum wollten Sie genau wie ich aussehen?«
    »Ist Ihnen das noch nicht klar? Nach Ihrem Tod werde ich Ihren Platz einnehmen. Nicht Sie, sondern ich werde der neue Präsident von Quebec sein.«
    Villon war so verblüfft, daß es ihm eine Weile den Atem verschlug.
    »Herrgott noch mal, das ist doch Wahnsinn!«
    »Wahnsinn? Wohl kaum. Ich würde es eher Köpfchen nennen.«
    »Mit einem so verrückten Plan werden Sie nie durchkommen.«
    »Bis jetzt bin ich sehr gut damit durchgekommen.« Gly sprach ruhig, im Konversationston.
    »Wie hätte ich es denn sonst geschafft, in Jules Guerriers Haus zu kommen, mir von seinem Leibwächter die Tür öffnen zu lassen, in sein Zimmer zu gelangen und ihn zu ermorden? Ich habe an Ihrem Schreibtisch gesessen, die meisten Ihrer Freunde kennengelernt, mit Charles Sarveux über unsere politischen Differenzen diskutiert, im Unterhaus mit den Abgeordneten geplaudert. Verdammt noch mal, ich habe sogar mit Ihrer Frau und mit Ihrer Mätresse da neben Ihnen geschlafen.«
    Villon war fassungslos. »Das ist nicht wahr… nicht wahr… nicht mit meiner Frau.«
    »Doch, Henri, es ist wahr. Soll ich ein paar anatomische Einzelheiten beschreiben? Da wäre zunächst einmal…«
    »Nein!« brüllte Villon. Er trat auf die Bremse und warf das Steuer nach rechts.
    Das Glück war Villon nicht hold. Die Reifen fanden keinen Halt auf dem feuchten Boden, und die heftige Bremswirkung, die er erhofft hatte, blieb aus. Keine Erschütterung, kein wildes Durcheinander, nur ein träges Gleiten und Rutschen.
    Gly hielt sich im Gleichgewicht, kam nur leicht vom Ziel ab und drückte auf den Abzug.
    Die Kugel der Magnum 44

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