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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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ich, Sarveux. Und Sie haben ein gutes Geschäft gemacht. Also ersparen Sie sich Ihre Beschimpfungen und Predigten für den Spiegel.«
    Sarveux zitterte vor Wut. »Verschwinden Sie… verschwinden Sie aus Kanada.«
    »Mit Vergnügen.«
    Sarveux hatte sich wieder in der Gewalt. »Leben Sie wohl, Mr. Gly. Vielleicht sehen wir uns in der Hölle wieder.«
    »Ist bereits geschehen«, gab Gly zurück.
    Er nahm die Koffer, trug sie hinaus, stieg in das Flugzeug.
    Während der Pilot bis zum Ende der Piste rollte, entspannte Gly sich in der Kabine und goß sich einen Drink ein. Nicht schlecht, sagte er sich. Dreißig Millionen Dollar und ein Jet. Ein stilvoller Abgang.
    Die Sprechanlage summte, und er nahm den Hörer ab. Es war der Pilot.
    »Wir sind startbereit. Wollen Sie mir bitte jetzt die Fluganweisungen geben?«
    »Nehmen Sie Kurs nach Süden in die Vereinigten Staaten.
    Fliegen Sie tief und vermeiden Sie Radarkontakt. Hundert Meilen jenseits der Grenze gehen Sie auf Normalflughöhe und nehmen Kurs auf Montserrat.«
    »Nie davon gehört.«
    »Eine der Leeward-Inseln in den Kleinen Antillen, südöstlich von Puerto Rico. Wecken Sie mich, wenn wir da sind.«
    »Träumen Sie süß, Chef.«
    Gly räkelte sich in seinem Sitz, machte sich nicht die Mühe, den Gurt anzuschnallen. In diesem Augenblick fühlte er sich unsterblich. Er grinste zufrieden durch das Kabinenfenster, sah die beiden Gestalten, die sich vor dem Schuppen abhoben.
    Sarveux war ein Idiot, sagte er sich. Wäre er an der Stelle des Premierministers gewesen, so hätte er eine Bombe im Flugzeug versteckt, es für einen Absturz sabotiert oder es von der Air Force abschießen lassen. Letzteres war immerhin noch eine Möglichkeit, wenn auch nur eine geringe.
    Aber es gab keine Bombe, und alle Fluginstrumente von der Nase bis zum Heck waren einer genauen Nachprüfung unterzogen worden.
    Er hatte es geschafft. Er war frei und auf dem Heimweg.
    Als das Flugzeug in der Regennacht verschwand, wandte Sarveux sich Finn zu.
    »Wie wird es geschehen?«
    »Die automatische Kurssteuerung. Ist sie einmal eingeschaltet, so wird das Flugzeug langsam steigen. Die Höhenmesser sind so eingestellt, daß sie nicht über dreieinhalbtausend Meter anzeigen. Das Drucksystem und die Sauerstoffzufuhr werden sich nicht einschalten. Wenn der Pilot merkt, daß etwas nicht stimmt, wird es bereits zu spät sein.«
    »Kann er die automatische Steuerung nicht abstellen?«
    Finn schüttelte den Kopf. »Der Stromkreis wurde umgelegt. Er könnte das Gerät mit einer Axt zerschlagen, aber auch das würde ihm nichts nützen. Es wird ihm unmöglich sein, die Kontrolle über das Flugzeug wiederzugewinnen.«
    »Sie werden also infolge Sauerstoffmangels das Bewußtsein verlieren.«
    »Und schließlich über dem Ozean abstürzen, wenn ihnen der Treibstoff ausgegangen ist.«
    »Und wenn sie auf dem Festland abstürzen?«
    »Das Risiko ist einberechnet«, erklärte Finn. »In Anbetracht der Reichweite der Treibstoffreserve und der Vermutung, daß Gly sich so weit wie möglich von hier zu entfernen beabsichtigt, stehen die Chancen acht zu eins, daß sie ins Wasser stürzen.«
    Sarveux blickte eine Weile nachdenklich drein. »Und der Bericht für die Presse?« fragte er schließlich.
    »Liegt bereit und braucht nur noch gefunkt zu werden.«
    Oberkommissar Finn spannte einen Regenschirm auf, und sie gingen zum Wagen des Premierministers. Pfützen bildeten sich auf der Abflugpiste. Einer von Finns Leuten schaltete das Licht im Schuppen und auf der Rollbahn ab.
    Sarveux blickte noch einmal in den finsteren Himmel, als das letzte Summen der Jetmotoren im Regen unterging.
    »Zu schade, daß Gly nie erfahren wird, wie er überlistet wurde. Ich glaube, es hätte ihm gefallen.«
    Am nächsten Morgen wurde folgender Bericht an die internationalen Presseagenturen gefunkt:
    OTTAWA, 6/10 (Sonderbericht).
    Danielle Sarveux und Henri Villon stürzten heute früh mit einem Privatflugzeug zweihundert Meilen nordöstlich von Cayenne in Französisch-Guayana im Atlantischen Ozean ab. Die Gemahlin des kanadischen Premierministers und der Präsidentschaftskandidat des neuen unabhängigen Staates Quebec waren von Ottawa nach Quebec City unterwegs, und als ihre planmäßige Landung nicht erfolgte, wurde Alarm gegeben.
    Villon steuerte das Flugzeug, und Madame Sarveux war der einzige Passagier an Bord. Alle Funkkontakte blieben unbeantwortet.
    Da die kanadische Flugkontrolle nicht sofort vermutete, daß der zweistrahlige

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