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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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beleuchtete die Landschaft. Die Luft war klar und scharf. Von seinem Aussichtspunkt über der alten Tunneleinfahrt zum Steinbruch überblickte Shaw die Dörfer und Bauernhäuser bis in weite Ferne. Ein hübsches und malerisches Land, stellte er fest.
    Das Geräusch eines Motorflugzeugs unterbrach die ländliche Stille. Shaw blickte zum Himmel, sah jedoch nichts. Das Flugzeug flog ohne Positionslichter. Am Klang der Motoren hörte er, daß es in einer Höhe von etwa hundert Metern über dem Hügel kreiste. Hier und da verlöschte ein Stern ganz kurz, woraus Shaw schloß, daß Fallschirme herunterschwebten.
    Fünfzehn Minuten später traten zwei Schatten hinter den Bäumen unten hervor und stiegen auf ihn zu. Der eine war Burton-Angus. Der andere war schwer und untersetzt. In der Dunkelheit hätte man ihn für einen rollenden Felsblock halten können. Sein Name war Eric Caldweiler, er hatte früher einmal als Aufseher in einem Kohlenbergwerk in Wales gearbeitet.
    »Wie ist es gegangen?« fragte Shaw.
    »Ein perfekter Sprung, würde ich sagen«, antwortete Burton-Angus. »Sie sind fast mitten auf meiner Signallampe gelandet.
    Der kommandierende Offizier ist ein Leutnant Macklin.«
    Shaw mißachtete eine der Grundregeln bei nächtlichen Unternehmen und zündete sich eine Zigarette an. Die Amerikaner werden uns ohnehin früh genug entdecken, sagte er sich. »Habt ihr den Eingang zum Steinbruch gefunden?«
    »Den können Sie vergessen«, sagte Caldweiler. »Der halbe Hügel ist abgerutscht.«
    »Dann ist der Steinbruch verschüttet?«
    »Jawohl, tiefer als der Whiskykeller eines Schotten. Die Oberschicht ist so dick, daß ich gar nicht daran denken mag.«
    »Können wir uns durchgraben?« fragte Shaw.
    Caldweiler schüttelte den Kopf. »Selbst mit einer großen Schleppkette würden wir zwei bis drei Tage brauchen.«
    »Das geht nicht, die Amerikaner können jederzeit auftauchen.«
    »Vielleicht kommen wir durch das Tunneltor hinein«, sagte Caldweiler, sich seine Pfeife stopfend. »Falls wir es im Dunkel finden.«
    Shaw blickte auf. »Was für ein Tor?«
    »Jede wirtschaftlich ausgebeutete Mine besitzt zwei zusätzliche Öffnungen: einen Fluchtweg, falls der Haupteingang beschädigt ist, und einen Lüftungsschacht.«
    »Wo suchen wir zuerst?« fragte Shaw ungeduldig.
    Caldweiler ließ sich nicht drängen. »Tja, überlegen wir mal.
    Meiner Schätzung nach ist das hier ein Tiefbau – ein Tunnel in der Hügelflanke. Von da aus folgte der Schacht wahrscheinlich schräg dem Kalksteinbett. Demnach müßte der Fluchtweg irgendwo am Fuße des Hügels liegen. Der Luftschacht ist höher und geht nach Norden.«
    »Warum nach Norden?«
    »Wegen der vorherrschenden Winde. Das war immer so, bevor es Umlaufventilatoren gab.«
    »Dann nehmen wir den Luftschacht«, sagte Shaw. »Im Walddickicht da oben ist die Öffnung bestimmt besser versteckt und weniger exponiert als der untere Fluchtweg.«
    »Nur nicht schon wieder eine Bergsafari«, klagte Burton-Angus.
    »Es wird Ihnen guttun«, sagte Shaw lächelnd. »Nach all den Gesandtschaftspartys können Sie ein bißchen Übung gebrauchen.« Er drückte die Zigarette mit dem Absatz aus. »Ich versammle inzwischen unsere Helfer.«
    Shaw drehte sich um, ging auf ein dichtes Buschwerk nahe am Fuße des Hügels zu, etwa dreißig Meter von der alten Bahnspur entfernt. Plötzlich stolperte er über eine Baumwurzel, streckte die Arme aus und erwartete, auf den schlammigen Boden zu fallen. Aber statt dessen rollte er einen mit Unkraut bewachsenen Abhang hinunter und landete unsanft mit dem Rücken in einer Kiesmulde.
    Dort lag er keuchend und nach Atem ringend, als eine Gestalt über ihm erschien, sich vom Sternenhimmel abhob, ihm den Lauf eines Gewehrs vor die Stirn hielt.
    »Ich hoffe, Sie sind Mr. Shaw«, sagte eine höfliche Stimme.
    »Ja, ich bin Shaw«, brachte er mit Mühe hervor.
    »Das freut mich.« Das Gewehr wurde zurückgezogen. »Lassen Sie mich Ihnen aufhelfen, Sir.«
    »Leutnant Macklin?«
    »Nein, Sir, Sergeant Bentley.«
    Bentley trug eine militärische schwarzgraue Tarnjacke, seine Hose steckte in Fallschirmjägerstiefeln. Eine dunkle Mütze saß ihm auf dem Kopf, Gesicht und Hände waren schwarz wie Tinte. Er hielt einen Stahlhelm mit Netz in der Hand.
    Ein weiterer Mann trat aus dem Dunkel hervor.
    »Was gibt es, Sergeant?«
    »Mr. Shaw ist gestolpert.«
    »Sind Sie Macklin?« fragte Shaw, der sich etwas verschnauft hatte.
    Weiße Zähne blitzten auf. »Sehen Sie es

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