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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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Kopf. »Nein, er starb im Alter von zweiundvierzig Jahren, im gleichen Jahr, als ich geboren wurde.«
    »Neunzehnhundertvierzehn.«
    »Am achtundzwanzigsten Mai, um es genau zu sagen.«
    Heidi blickte ihn verblüfft an. »Acht Tage nach der Unterzeichnung des Vertrags im Weißen Haus.«
    »Glauben Sie, was Sie wollen, Kapitän«, sagte Essex mit Geduld. »Es hat keinen Vertrag gegeben.«
    »Aber Sie können doch die Beweise nicht einfach außer acht lassen.«
    »Bryan und mein Großvater waren unzählige Male im Weißen Haus. Das Gekritzel auf der Rückseite des Fotos ist zweifellos ein Irrtum. Und was den Brief anbetrifft, so haben Sie ihn einfach falsch gedeutet.«
    »Die Tatsachen sprechen immerhin für sich«, beharrte Heidi.
    »Der Sir Edward, den Wilson in seinem Brief erwähnt, war Sir Edward Grey, der britische Außenminister. Und das vor dem Datum des Briefes an Großbritannien gegebene Darlehen von einhundertundfünfzig Millionen Dollar ist eine Tatsache.«
    »Es war gewiß damals eine große Summe Geld«, gab Essex zu. »Aber vor dem Ersten Weltkrieg führte England ein Programm von Sozialreformen durch, während es andererseits im Hinblick auf den sich anbahnenden Konflikt große Mengen von Waffen kaufen mußte. Ganz einfach gesagt, brauchte England Geld, um über die Runden zu kommen, bis die Gesetze für höhere Steuern im Parlament durchkamen. Das Darlehen ist also nichts Außergewöhnliches. An den heutigen internationalen Gepflogenheiten gemessen, könnte man es als völlig normal bezeichnen.«
    Heidi stand auf. »Es tut mir leid, Ihre Zeit in Anspruch genommen zu haben, Mr. Essex. Ich will Sie heute nachmittag nicht länger stören.«
    Seine blauen Augen zwinkerten verschmitzt. »Sie können mich jederzeit stören.«
    An der Tür wandte sich Heidi noch einmal um. »Da ist noch etwas. Die Bibliothek hat die vollständige Sammlung der Schreibtischnotizen Ihres Großvaters in den Monatskalendern, außer den letzten für Mai. Sie scheinen abhanden gekommen zu sein.«
    Essex zuckte die Schultern. »Kein großes Geheimnis. Er starb, bevor er sie beendet hatte. Sie gingen wahrscheinlich verloren, als man sein Büro ausräumte.«
    Essex stand am Fenster, bis Heidis Wagen hinter den Bäumen verschwunden war. Seine Schultern sanken herab. Er fühlte sich sehr müde und sehr alt. Er trat an eine alte geschnitzte Kommode und drehte den Kopf einer der Engelsfiguren an der Seite nach rechts. Eine kleine flache Schublade sprang wenige Zentimeter über dem Teppich auf. Sie enthielt ein in Leder gebundenes dünnes Buch, dessen gravierter Deckel vom Alter brüchig war.
    Er ließ sich in einen Polstersessel sinken, setzte die Brille auf und begann zu lesen. Es war ein Ritus, der ihm im Laufe der Jahre und zu verschiedenen Zeiten zur Gewohnheit geworden war. Seine Augen sahen nicht mehr die Worte auf den Seiten; er hatte sie seit langem auswendig gelernt.
    Er saß immer noch da, als die Sonne verschwand und die Schatten das Zimmer mit Dunkelheit erfüllten. Er preßte das Buch an die Brust, fühlte Angst und Unentschlossenheit.
    Die Vergangenheit hatte einen einsamen alten Mann in einem dunklen Zimmer eingeholt.
12
    Leutnant Ewen Burton-Angus fuhr seinen Wagen auf den Parkplatz des Glen-Echo-Racquet-Clubs, nahm seine Tragtasche vom Beifahrersitz und streckte die Schultern der Kälte entgegen.
    Er eilte am leeren Swimmingpool und den verschneiten Tennisplätzen vorbei, die Wärme des Clubhauses suchend.
    Der Geschäftsführer des Clubs saß an einem Tisch hinter einem mit Pokalen gefüllten Glasschrank und blickte auf. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Ja, mein Name ist Burton-Angus. Ich bin ein Gast von Henry Argus.«
    Der Geschäftsführer warf einen Blick auf sein Notizbrett.
    »Richtig, Leutnant Burton-Angus. Es tut mir leid, Sir, aber Mr. Argus hat mitgeteilt, daß er nicht kommen könne. Er wollte Sie in der Gesandtschaft erreichen, aber Sie waren bereits fort.«
    »Schade«, sagte Burton-Angus. »Aber da ich nun einmal hier bin, haben Sie vielleicht einen Racquetballplatz frei, wo ich mich üben kann?«
    »Ich mußte die Reservierungen umstellen, als Mr. Argus absagte. Aber wir haben hier noch einen Herrn, der allein spielt.
    Vielleicht könnten Sie sich ihm anschließen.«
    »Wo finde ich ihn?«
    »Er sitzt in der Bar. Sein Platz ist erst in einer halben Stunde frei. Sein Name ist Jack Murphy.«
    Burton-Angus fand Murphy bei einem Drink am großen Fenster, das auf den Chesapeake Canal hinausging. Er stellte

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