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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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neunzehnhundertundvierzehn, und darunter steht: ›Bryan beim Verlassen des Weißen Hauses mit dem Nordamerikanischen Vertrag‹.«
    Heidi griff den Hörer fester. »Dann hat es ihn also wirklich gegeben.«
    »Ich würde eher annehmen, daß es nur ein Vertragsvorschlag war.« Murphys Stolz, der Herausforderung erfolgreich begegnet zu sein, klang deutlich in seiner Stimme mit. »Falls Sie eine Kopie des Fotos haben wollen, müssen wir Ihnen einen kleinen Betrag in Rechnung stellen.«
    »Ja… ja, bitte. Könnten Sie mir auch eine Vergrößerung der Notiz auf der Rückseite anfertigen lassen?«
    »Kein Problem. Sie können sich die Abzüge jederzeit nach drei Uhr abholen.«
    »Das ist ja großartig. Ich danke Ihnen.«
    Heidi legte den Hörer auf, ließ sich wieder ins Bett sinken, genoß die Freude, endlich etwas erreicht zu haben. Es gab also doch einen Zusammenhang. Dann erinnerte sie sich an die Blumen. Ein Briefchen war an eine der weißen Rosen angeheftet.
    Ohne Uniform siehst Du ganz entzückend aus. Verzeih mir, nicht bei Dir gewesen zu sein, als Du erwachtest.
    Dirk.
    Heidi drückte die Rose an die Wange und lächelte. Die mit Pitt verbrachten Stunden kehrten verschwommen, wie durch eine Mattscheibe gesehen, zurück. Er war jetzt wie eine Traumfigur, die ihr im Schlaf erschienen war. Nur die Berührung seines Körpers blieb eine klare Erinnerung, denn sie verspürte noch seine Glut.
    Widerwillig löste sie sich aus ihren Träumereien und griff nach dem Telefonbuch von Washington auf dem Nachttisch. Sie hielt den Fingernagel auf einer kleingedruckten Nummer, wählte und wartete. Beim dritten Klingelzeichen antwortete eine Stimme.
    »Staatsdepartement, wen wünschen Sie zu sprechen?«
11
    Kurz vor vierzehn Uhr zog John Essex den Mantelkragen hoch, um dem kalten Nordwind zu trotzen, und begann seinen Rundgang über die Flöße seines Austernparks. Essex betrieb eine mit allen Raffinessen eingerichtete Schalentierzucht in Coles Point in Virginia, mit Brutstätten in Teichen längs des Potomacs.
    Der alte Mann war gerade dabei, eine Wasserprobe vorzunehmen, als er hörte, wie jemand seinen Namen rief. Eine Frau im blauen Mantel eines Marineoffiziers stand auf dem Steg zwischen den Teichen, und falls seine fünfundsiebzig Jahre alten Augen ihn nicht trogen, war es eine sehr hübsche Frau. Er packte sein Prüfgerät ein und ging langsam auf sie zu.
    »Mr. Essex?« Sie hatte ein warmes Lächeln. »Ich hatte angerufen. Mein Name ist Heidi Milligan.«
    »Sie hatten nur Ihren Rang nicht angegeben, Frau Korvettenkapitän«, sagte er mit Kennerblick. Dann lächelte er freundlich. »Aber es ist mir ein Vergnügen, denn ich bin ein alter Freund der Kriegsmarine. Wollen Sie nicht auf eine Tasse Tee ins Haus kommen?«
    »Das ist sehr liebenswürdig«, antwortete sie. »Hoffentlich unterbreche ich Sie nicht bei der Arbeit.«
    »Ach, die kann warten, bis das Wetter wärmer ist. Ich bin Ihnen sogar dankbar, denn vielleicht bewahren Sie mich vor einer Lungenentzündung.«
    Sie streckte die Nase in die Luft. »Es riecht hier wie auf einem Fischmarkt.«
    »Lieben Sie Austern, Frau Korvettenkapitän?«
    »Natürlich. Sie produzieren doch Perlen, nicht wahr?«
    Er lachte. »Typisch Frau. Ein Mann hätte ihre gastronomischen Eigenschaften gepriesen.«
    »Meinen Sie nicht eher ihre aphrodisischen Eigenschaften?«
    »Das ist ein Ammenmärchen.«
    Sie machte ein saures Gesicht. »Ich muß gestehen, daß ich mich nie für den Geschmack von rohen Austern begeistern konnte.«
    »Zu meinem Glück tun es aber viele. Im letzten Jahr haben diese Teiche hier zweieinhalbtausend Tonnen pro Acre enthalten, und das war nach der Ernte.«
    Heidi bemühte sich, ein interessiertes Gesicht zu machen, als Essex fortfuhr, ihr von der Austernzucht zu erzählen, während sie über einen Kiespfad zu dem inmitten eines blühenden Apfelgartens liegenden Ziegelhaus im Kolonialstil hinanstiegen.
    Nachdem er ihr einen Platz auf dem bequemen Ledersofa seines Arbeitszimmers angeboten hatte, brachte er den Tee herein.
    Heidi beobachtete ihn aufmerksam, als er einschenkte.
    John Essex hatte leuchtend blaue Augen und hohe Backenknochen, und der untere Teil seines Gesichts verbarg sich hinter einem prächtigen weißen Bart. Sein Körper hatte keinen Altersspeck angesetzt. Selbst jetzt, in seinem alten Overall, der Wolltuchjacke und den Schaftstiefeln wirkte er noch ebenso elegant, wie er es einst als amerikanischer Gesandter in London gewesen sein mußte.
    »Ist es ein

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