Um Haaresbreite
wahrhaft rührender Liebe verziert. Die hölzernen Handgriffe, die an den geflochtenen Riemen befestigt sind, weisen feine Schnitzarbeiten in Form von Wolfsköpfen auf. Es ist wirklich ein Meisterstück der Handwerkskunst.«
»Das werde ich mir vielleicht einmal ansehen, wenn mein Zeitplan es gestattet«, sagte Villon ohne Begeisterung. Er überlegte eine Weile, versuchte, das Gehörte mit den Instruktionen Sarveux’ an Danielle im Krankenhaus in Zusammenhang zu bringen. Es ergab keinen Sinn. Vielleicht mußte er seine Frage anders formulieren. »Falls Sie den Fall Roubaix beschreiben sollten, wie würden Sie ihn in einem einzigen Satz zusammenfassen?«
»Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen«, sagte McComb.
»Nehmen wir es einmal so: Was war Max Roubaix?«
Eine Weile herrschte Schweigen. Villon konnte fast hören, wie es in McCombs Kopf rumorte.
Schließlich sagte der
Mountie:
»Man könnte ihn als einen manischen Mörder bezeichnen, der seine Würgeschnur wie einen Fetisch verehrt hat.«
Villon hörte gespannt zu, atmete dann auf. »Ich danke Ihnen, Herr Inspektor.«
»Haben Sie sonst noch einen Wunsch…?«
»Nein, Sie haben mir sehr geholfen, und ich bin Ihnen dankbar.«
Villon legte langsam den Hörer auf. Er blickte ins Leere, stellte sich einen schmächtigen Mann vor, der die Würgeschnur in seinen Händen drehte, dann den verblüfften Ausdruck des Unverständnisses auf dem Gesicht des Opfers – und dann das letzte Aufblitzen der aus den Höhlen tretenden Augen, bevor der Blick erstarb.
Sarveux’ delirische, an Danielle gerichtete Worte begannen einen Sinn zu bekommen.
19
Sarveux lag im Krankenhausbett und nickte, als der stellvertretende Premierminister Malcolm Hunt ins Zimmer geführt wurde. Er lächelte. »Nett, daß Sie gekommen sind, Malcolm. Ich weiß, daß Ihnen im Unterhaus die Hölle heißgemacht wird.« Aus Gewohnheit streckte Hunt ihm die Hand entgegen, zog sie aber rasch zurück, als er die mit Salbe beschmierten Arme des Premierministers sah.
»Ziehen Sie sich einen Stuhl heran, und machen Sie sich’s bequem«, sagte Sarveux einladend. »Sie können ruhig rauchen, wenn Sie wollen.«
»Das Pfeiferauchen könnte mich die Wahlstimmen der Ärzteschaft kosten«, gab Hunt lächelnd zurück. »Vielen Dank, aber ich lasse es lieber bleiben.«
Sarveux kam gleich zur Sache. »Ich habe mit dem Direktor der Flugsicherheitsbehörde gesprochen. Er versicherte mir, daß die Tragödie in James Bay kein Unfall war.«
Hunt wurde plötzlich bleich. »Wie kann er dessen so gewiß sein?«
»Ein Stück der Motorverkleidung wurde eine halbe Meile hinter der Abflugpiste gefunden«, erklärte Sarveux. »Die Analyse zeigte Einschlagstellen, die dem von der Armee benutzten Argo-Boden-Luft-Raketentyp entsprechen. Eine Inventaraufnahme im Arsenal von Val Jalbert ergab, daß zwei dieser Raketen und mehrere Sprengkörper fehlen.«
»Großer Gott.« Hunts Stimme zitterte. »Das bedeutet, daß all die Leute in Ihrem Flugzeug ermordet wurden.«
»Die Indizien weisen in diese Richt ung«, sagte Sarveux ruhig.
»Die
Free Quebec Society!«
Hunt wurde wütend. »Sie ist bestimmt dafür verantwortlich.«
»Ganz meine Meinung, aber man wird es ihr vielleicht nie nachweisen können.«
»Warum nicht? Die FQS ist entweder wahnsinnig oder völlig verblödet, wenn sie sich einbildet, damit davonzukommen. Die
Mounties
werden es nie zulassen, daß die für ein Verbrechen von solchen Ausmaßen verantwortlichen Terroristen straffrei ausgehen. Als extremistische Bewegung sind sie erledigt.«
»Seien Sie nicht zu optimistisch, alter Freund. Der Mordanschlag auf mich fällt nicht in die gleiche Kategorie wie die Bombenattentate, Entführungen und Morde der letzten vierzig Jahre. Die wurden von politischen Amateuren ausgeführt, die, soweit sie den Zellen der FQS angehörten, verhaftet und verurteilt wurden. Das Blutbad von James Bay wurde von Profis geplant und geleitet. Das ergibt sich schon allein aus der Tatsache, daß sie keinerlei Spuren hinterließen.
Der Oberkommissar der
Mounted Police
nimmt an, daß sie von Personen aus dem Ausland angeworben worden sind.«
Hunt starrte Sarveux an. »Die FQS-Terroristen könnten uns den Bürgerkrieg auf zwingen.«
»Dazu darf es nicht kommen«, erwiderte Sarveux ruhig und entschlossen. »Ich werde es nicht erlauben.«
»Aber Sie haben doch mit Truppeneinsatz gedroht, um die Separatisten im Zaum zu halten.«
Sarveux lächelte. »Das war ein Bluff. Sie sollen es als erster
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