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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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wissen. Ich habe nie eine militärische Besetzung von Quebec erwogen. Mit Gewaltanwendung macht man sich nur zusätzliche Feinde und erreicht letzten Endes nichts.«
    Hunt griff in seine Tasche. »Ich glaube, ich werde jetzt doch meine Pfeife rauchen.«
    »Bitte sehr.«
    Die beiden Männer schwiegen, während der stellvertretende Premierminister seine Pfeife anzündete. Endlich blies er eine blaue Wolke zur Decke.
    »Und was geschieht nun?« fragte Hunt.
    »Das Kanada, wie wir es kennen, wird sich in seine Bestandteile auflösen, ohne daß wir etwas dagegen tun können«, antwortete Sarveux betrübt. »Ein völlig unabhängiges Quebec war von Anfang an unvermeidlich. Die Souveränitäts-gemeinschaft war nur eine halbe Maßnahme.
    Jetzt will auch Alberta auf eigenen Füßen stehen, und in Ontario und Britisch-Columbia werden nationalistische Stimmen laut.«
    »Sie haben einen guten Kampf geführt, um uns zusammenzuhalten, Charles. Das kann Ihnen niemand streitig machen.«
    »Es war ein Fehler«, sagte Sarveux. »Anstatt die Dinge hinauszuzögern, hätten Sie und ich und die Partei und die Nation entsprechend vorausplanen sollen. Jetzt ist es zu spät. Wir müssen uns damit abfinden, daß Kanada für immer auseinanderfällt.«
    »Ich kann mich diesen unheilvollen Voraussagen nicht anschließen«, sagte Hunt, aber das Leben war aus seiner Stimme gewichen.
    »Die Kluft zwischen Ihren englischsprechenden Provinzen und meinem französischen Quebec ist zu tief geworden, um mit patriotischen Worten überbrückt werden zu können«, sagte Sarveux, Hunt in die Augen blickend. »Sie sind britischer Abstammung, und Sie haben in Oxford studiert. Sie gehören der Elite an, die bisher stets die politischen und wirtschaftlichen Strukturen dieses Landes beherrscht hat. Sie sind das Establishment. Ihre Kinder sitzen in Klassenzimmern, in denen ein Bild der Königin an der Wand hängt. Andererseits lernen die Kinder des französischen Quebec unter dem strengen Blick Charles de Gaulles. Und, wie Sie wissen, haben sie nur wenig Chancen, es einmal zu einer hohen Stellung in der Gesellschaft zu bringen.«
    »Aber wir sind alle Kanadier«, protestierte Hunt.
    »Nein, nicht alle. Wir haben einen unter uns, der sich an Moskau verkauft hat.«
    Hunt nahm verblüfft die Pfeife aus dem Mund. »Wer?« fragte er ungläubig. »Von wem reden Sie?«
    »Vom Führer der FQS«, antwortete Sarveux. »Ich habe vor meiner Reise nach James Bay erfahren, daß er mit der Sowjetunion ein Abkommen getroffen hat, welches nach dem Ausscheiden Quebecs aus der Konföderation in Kraft treten wird. Und was noch schlimmer ist, er hat das Ohr von Jules Guerrier.«
    Hunt schien ratlos. »Der Premierminister von Quebec? Das kann ich nicht glauben. Jules ist durch und durch französischer Kanadier. Er hat keine Sympathien für den Kommunismus und macht keinen Hehl aus seinem Haß auf die FQS.«
    »Aber Jules hat genau wie wir bisher immer angenommen, daß wir es mit einem ganz gewöhnlichen, dahergelaufenen Terroristen zu tun hatten. Das war ein Fehler. Der Mann ist keinesfalls ein in die Irre geführter radikaler Hitzkopf. Ich habe erfahren, daß er eine hohe Stellung in unserer Regierung einnimmt.«
    »Wer ist er? Wie sind Sie an diese Information gelangt?«
    Sarveux schüttelte den Kopf. »Ich kann nur sagen, daß sie aus dem Ausland kommt, aber ich kann selbst Ihnen meine Informationsquelle nicht preisgeben. Was den Namen des Verräters anbelangt, so bin ich mir noch ungewiß. Die Russen erwähnen ihn unter verschiedenen Decknamen. Seine wahre Identität ist ein wohlgehütetes Geheimnis.«
    »Mein Gott, und was geschieht, wenn Jules etwas zustößt?«
    »Dann wird die Quebec-Partei zusammenbrechen, und die FQS kann an ihre Stelle treten.«
    »Sie nehmen also an, daß Rußland sich anschickt, mitten in Nordamerika Fuß zu fassen?«
    Sarveux nickte finster.
20
    Henri Villon blickte durch die Scheiben der Kontrollkabine von James Bay, und sein teuflisch zufriedenes Lächeln spiegelte sich in der blanken Glasfläche.
    Das Rätsel der Würgeschnur Roubaix’ lag eine Etage tiefer im großen Generatorenraum.
    Percival Stuckey stand hinter ihm, und sein Gesicht drückte höchste Verwirrung aus. »Ich protestiere gegen dieses Vorgehen«, sagte er. »Es übersteigt alle Schicklichkeit.«
    Villon drehte sich um und blickte Stuckey mit kalten Augen an. »Als Mitglied des Parlaments und Mr. Sarveux’ Innenminister kann ich Ihnen versichern, daß dieser Test von höchster

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