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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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deshalb wünsche ich ihr nur allen möglichen Erfolg. Aber falls die Sache faul wird und man die Leute da draußen im Ozean wie die Diebe ertappt, dann können Sie und ich bestenfalls noch hoffen, mit Teer beschmiert und in die Antarktis verbannt zu werden. Was schlimmstenfalls passieren könnte, wage ich mir gar nicht auszudenken.«
23
    Die Sportgemeinde von Washington fand Sandeckers Laufübungen höchst abartig. Hatte man je einen Jogger gesehen, der stets mit einer dicken Zigarre im Mund über die Gehsteige trabte?
    Er lief gerade wieder einmal paffend und keuchend in die Richtung des NUMA-Gebäudes, als ein rundlicher Mann in einem zerknüllten Anzug, der auf der Bank einer Bushaltestelle saß, von seiner Zeitung aufblickte.
    »Admiral Sandecker, kann ich Sie einen Augenblick sprechen?«
    Sandecker drehte sich aus purer Neugier um, erkannte jedoch nicht den Sicherheitsratgeber des Präsidenten, und lief weiter.
    »Rufen Sie mich an«, rief er ihm leicht japsend zu. »Ich kann mein Training nicht unterbrechen.«
    »Bitte, Herr Admiral, ich bin Alan Mercier.«
    Sandecker blieb stehen, kniff die Augen zu. »Mercier?«
    Mercier faltete die Zeitung zusammen und stand auf.
    »Verzeihen Sie bitte, daß ich Sie bei Ihrer morgendlichen Übung störe, aber man sagte mir, daß Sie sehr schwer für ein Gespräch zu erreichen sind.«
    »Ihr Büro ist dem meinen überstellt. Sie hätten mich einfach ins Weiße Haus beordern können.«
    »Es liegt mir nun einmal nicht, protokollarisch vorzugehen«, erwiderte Mercier. »Ein informelles Treffen wie dieses hat seine Vorteile.«
    »Sie wollen Ihrer Beute sozusagen vor dem Bau auflauern«, sagte Sandecker, während er Mercier einzuschätzen versuchte.
    »Eine hinterhältige Taktik. Ich wende sie selbst gelegentlich an.«
    »Den Gerüchten nach sind Sie ein Meister der hinterhältigen Taktik.«
    Sandecker starrte ihn einen Augenblick lang an. Dann brach er in Gelächter aus, zog ein Feuerzeug aus der Tasche seines Trainingsanzugs und zündete sich den Zigarrenstummel an.
    »Ich weiß, wann ich geschlagen bin. Sie haben mir bestimmt nicht aufgelauert, um meine Brieftasche zu stehlen, Mr. Mercier.
    Was wollen Sie von mir?«
    »Nun gut, könnten Sie mir etwas über die Kriechwanze erzählen?«
    »Kriechwanze?« Der Admiral zuckte leicht mit dem Kopf, was bei jedem anderen Menschen als ein Zeichen von Überraschung gedeutet werden würde. »Ein faszinierendes Instrument. Ich nehme an, Sie wissen, wozu es dient.«
    »Warum sagen Sie es mir nicht?«
    Sandecker zuckte die Schulter. »Man könnte es als eine Art von Wasserwünschelrute bezeichnen.«
    »Wasserwünschelruten kosten nicht sechshundertundachtzig Millionen Dollar an Steuergeldern.«
    »Was wollen Sie genau wissen?«
    »Existiert dieses sonderbare Instrument?«
    »Das Projekt Kriechwanze ist eine Realität, und eine verdammt erfolgreiche noch dazu.«
    »Sind Sie bereit, eine Erklärung über seine Funktionen und Verwendung abzugeben und eine Abrechnung über die Entwicklungskosten vorzulegen?«
    »Wann?«
    »So bald wie möglich.«
    »Geben Sie mir zwei Wochen, und ich lege Ihnen die Kriechwanze sauber verpackt in den Schoß.«
    Mercier ließ sich nichts vormachen. »Zwei Tage.«
    »Ich weiß, was Sie denken«, sagte Sandecker ernsthaft. »Aber ich verspreche Ihnen, daß Sie keinen Skandal zu befürchten haben, beileibe nicht. Vertrauen Sie mir wenigstens für eine Woche. Früher schaffe ich es einfach nicht.«
    »Ich fange an, mich wie ein Komplize in einem Täuscherspiel zu fühlen.«
    »Bitte, eine Woche.«
    Mercier blickte Sandecker in die Augen. Mein Gott, sagte er sich, der Mann bettelt mich tatsächlich an. Das hatte er nicht erwartet. Er nickte seinem Fahrer zu, der den Wagen an der Ecke geparkt hatte.
    »Na schön, Admiral, Sie haben eine Woche.«
    »Sie sind ein harter Geschäftsmann«, sagte Sandecker mit einem schiefen Lächeln.
    Dann drehte er sich um und joggte auf das Gebäude der NUMA zu.
    Mercier blickte dem kleinen Mann nach, bis er verschwunden war.
    Er fühlte die entnervende Gewißheit in sich aufsteigen, hereingelegt worden zu sein.
24
    Sandecker hatte einen erschöpfenden Tag hinter sich. Nach der unerwarteten Begegnung mit Mercier schlug er sich bis acht Uhr abends mit einem Kongreßausschuß für Budgetfragen herum, verteidigte verbissen die Ziele und Leistungen der NUMA, erbat und forderte in einigen Fällen zusätzliche Beträge für die Forschungsprojekte seiner Behörde. Das war eine bürokratische

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