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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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ein treuer Engländer nicht schwergefallen sein, die dritte zu vernichten, so daß Wilson keine Beweise hatte, mit denen er einen amerikanischen Anspruch geltend machen konnte.«
    »Es scheint mir einfach unmöglich, daß offizielle Akten, die sich auf derart weitreichende Verhandlungen beziehen, so zweckdienlich verschwinden können«, sagte der Präsident.
    »Wilson schreibt in seinem Brief, er habe seinen Sekretär beauftragt, alle Hinweise auf den Vertrag zu vernichten. Ich kann natürlich nicht für das Foreign Office reden, aber es sollte anzunehmen sein, daß sie Sammler sind. Es entspricht nicht der britischen Tradition, Dokumente wegzuwerfen oder zu verbrennen. Die Papiere liegen wahrscheinlich unter einer dicken Staubschicht in irgendeinem viktorianischen Lagerhaus begraben.«
    Der Präsident erhob sich und begann, auf und ab zu gehen.
    »Schade, daß ich mir den Wortlaut des Vertrages nicht ansehen kann.«
    »Sie können es.« Pitt lächelte. »Essex hat eine Abschrift in sein Tagebuch geheftet.«
    »Darf ich sie behalten?«
    »Selbstverständlich.«
    »Wie sind Sie an dieses Tagebuch gelangt?«
    »Es befand sich im Besitz seines Enkels«, antwortete Pitt ohne Umschweife.
    »John Essex?«
    »Ja.«
    »Warum hat er es all die Jahre geheimgehalten?«
    »Wahrscheinlich weil er befürchtete, die Enthüllung würde einen internationalen Aufruhr hervorrufen.«
    »Da mag er recht gehabt haben. Falls die Presse damit herauskäme, wären die Folgen beiderseits der Grenze nicht vorauszusehen. Wilson hatte recht. Die Amerikaner sind sehr auf Besitz bedacht. Sie könnten eine Übernahme Kanadas fordern. Und Gott allein weiß, wie der Kongreß darauf reagieren würde.«
    »Die Sache hat allerdings einen Haken«, sagte Pitt.
    Der Präsident blieb stehen. »Und der wäre?«
    »Es liege n keine Beweise vor, daß die Zahlung erfolgt ist. Der ursprüngliche Vorschuß wurde in ein Darlehen umgewandelt.
    Selbst wenn ein Exemplar des Vertrages auftauchen sollte, würden die Engländer es mit Recht für null und nichtig erklären, weil sie nie entschädigt wurden.«
    »Ja«, sagte der Präsident zögernd, »bei Nichtbezahlung wäre der Vertrag hinfällig.«
    Er trat ans Fenster, blickte auf den winterlich braunen Rasen hinaus, schwieg eine Weile, dachte angestrengt nach.
    Schließlich drehte er sich um und wandte sich Pitt zu. »Wer außer Ihnen hat Kenntnis von dem Vertrag?«
    »Korvettenkapitän Heidi Milligan, die die ersten Nachforschungen unternahm, nachdem sie auf Wilsons Brief gestoßen war, der Historiker, der die Fotos entdeckte, mein Vater und natürlich Admiral Sandecker. Da er mein unmittelbarer Vorgesetzter ist, hielt ich es für fair, ihn von meiner Tätigkeit zu unterrichten.«
    »Niemand sonst?«
    Pitt schüttelte den Kopf »Sonst fällt mir niemand ein.«
    »Lassen wir es dabei, ja?«
    »Wie Sie wünschen, Herr Präsident.«
    »Ich bin Ihnen zutiefst dankbar, daß Sie mich auf diese Sache aufmerksam gemacht haben, Mr. Pitt.«
    »Soll ich sie weiterverfolgen?«
    »Nein, ich halte es für das Beste, wenn wir den Vertrag vorläufig wieder in seinen Sarg zurücklegen. Wir wollen uns unsere Bezie hungen zu England und Kanada nicht verderben.
    Tun wir es einfach mit dem Sprichwort ab: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.«
    »John Essex hätte Ihnen da zugestimmt.«
    »Und Sie, Mr. Pitt? Würden Sie mir auch zustimmen?«
    Pitt schloß seine Aktenmappe und stand auf. »Ich bin Marineingenieur, Herr Präsident. Von der Politik halte ich mich am liebsten fern.«
    »Sehr weise von Ihnen«, sagte der Präsident mit verständnisvollem Lächeln. »Sehr weise von Ihnen.«
    Fünf Sekunden, nachdem die Tür sich hinter Pitt geschlossen hatte, drückte der Präsident auf den Knopf seiner Sprechanlage.
    »Maggie, verbinden Sie mich mit Douglas Oates über den Holographen.«
    Er setzte sich an seinen Schreibtisch und wartete.
    Kurz nach seinem Einzug ins Weiße Haus hatte er eine holographische Sprechanlage in seinem Büro einrichten lassen.
    Es bereitete ihm ein fast ländliches Vergnügen, die Gesichter, Körperbewegungen und äußerlichen Reaktionen seiner Kabinettsmitglieder zu beobachten, während er meilenweit entfernt mit ihnen sprach. Das dreidimensionale Bild eines Mannes mit gewelltem rötlichbraunem Haar in einem konservativen, gestreiften grauen Anzug erschien mitten im Ovalzimmer. Er saß in einem Ledersessel.
    Staatssekretär Douglas Oates nickte und lächelte. »Guten Morgen, Herr Präsident. Wie steht die

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