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Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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heimkehren.«
    »Zu was heimkehren?« sagte er verächtlich. »Das Land ist führerlos. Wenn morgen Wahlen stattfänden, würde er bestimmt verlieren.«
    »Das wäre nur vorteilhaft für uns.« Sie stieg aus dem Bett und begann sich anzukleiden.
    »Jetzt, da Jules Guerrier aus dem Wege ist, bietet sich dir die beste Gelegenheit, aus dem Kabinett auszutreten und in aller Öffentlichkeit deine Kanditatur für die Präsidentschaft von Quebec zu verkünden.«
    »Ich muß mir meine Rede überlegen. Wenn ich mich als Retter des Landes anbieten will, kann ich es mir nicht leisten, bezichtigt zu werden, wie eine Ratte das sinkende Schiff zu verlassen.«
    Sie setzte sich neben ihn. Der schwache Geruch seiner Männlichkeit erregte sie aufs neue.
    »Du warst heute nachmittag so anders, Henri.«
    Sein Gesicht wirkte fast besorgt. »Wieso denn?«
    »Du warst viel brutaler, als du mich liebtest. Fast grausam.«
    »Ich dachte, dir würde die Abwechslung gefallen.«
    »Sie hat mir auch gefallen.« Sie lächelte und küßte ihn.
    »Sogar, als du in mir warst, fühltest du dich anders an.«
    »Das ist mir rätselhaft«, sagte er beiläufig.
    »Mir auch, aber ich liebte es.«
    Sie stand zögernd auf, zog sich Mantel und Handschuhe an. Er lag da und beobachtete sie.
    Sie blieb noch einmal stehen, blickte ihn forschend an. »Du hast mir nie erzählt, wie du es fertigbrachtest, Jules Guerriers Tod natürlich erscheinen zu lassen.«
    Seine Augen wurden kalt. »Es gibt Dinge, die dich nichts angehen.«
    Sie sah aus, als hätte er sie geohrfeigt. »Wir hatten bisher nie Geheimnisse voreinander.«
    »Aber jetzt haben wir welche«, sagte er ungerührt.
    Sie wußte nicht, wie sie auf seine plötzliche Kälte reagieren sollte. So hatte sie ihn noch nie gesehen, und es verwirrte sie.
    »Du bist verärgert. Habe ich irgend etwas Falsches gesagt?«
    Er warf ihr einen gleichgültigen Blick zu und zuckte die Schultern. »Ich hätte mehr von dir erwartet, Danielle.«
    »Mehr?«
    »Du hast mir nichts über Charles erzählt, was ich nicht auch in den Zeitungen hätte lesen können.«
    Sie blickte ihn fragend an. »Was möchtest du denn wissen?«
    »Seine Hintergedanken. Gespräche mit anderen Kabinettsministern. Seine Absichten gegenüber Quebec nach der Trennung. Ob er an einen Rücktritt denkt. Verdammt noch mal, ich brauche Informationen, und du lieferst mir nichts.«
    Sie hob die Hände. »Charles ist nicht mehr der gleiche wie früher. Seit dem Flugzeugabsturz ist er verschlossen. Er vertraut sich mir nicht mehr an.«
    Er blickte finster drein. »Dann bist du von jetzt ab für mich wertlos.«
    Sie wandte sich von ihm ab. Wut und Empörung stiegen in ihr auf.
    »Du brauchst mich nicht mehr anzurufen«, fuhr er eisig fort, »es sei denn, du hast mir etwas Wichtiges zu sagen. Für deine langweiligen Sexspiele gehe ich kein Risiko mehr ein.«
    Danielle rannte zur Tür, drehte sich noch einmal um. »Du Schweinehund!« rief sie ihm schluchzend zu.
    Wie seltsam, sagte sie sich, daß ich bisher nicht gesehen habe, was für ein Ungeheuer er ist.
    Sie unterdrückte einen Schauder, wischte sich die Tränen mit dem Handrücken fort und lief davon.
    Sein Gelächter folgte ihr bis in den Wagen und klang ihr noch in den Ohren, während sie zum Krankenhaus fuhr.
    Sie konnte ja nicht wissen, warum der Mann im Schlafzimmer sich vor Lachen krümmte. Es war Foss Gly, und er freute sich riesig, seine letzte Prüfung mit Auszeichnung bestanden zu haben.
35
    Der Chef des Präsidialbüros nickte gleichgültig und blieb an seinem Schreibtisch sitzen, als Pitt in sein Büro geführt wurde.
    Er blickte auf, ohne zu lächeln. »Nehmen Sie Platz, Mr. Pitt.
    Der Präsident wird Sie in ein paar Minuten empfangen.«
    Keine Begrüßung, kein Händeschütteln. Also stellte Pitt seine Aktentasche auf den Teppich und setzte sich auf eine Couch am Fenster.
    Der Bürochef, ein junger Endzwanziger mit dem hochtrabenden Namen Harrison Moon IV, führte in rascher Folge drei Telefongespräche und blätterte geschäftig einige Papiere auf seinem Schreibtisch durch. Endlich ließ er sich herab, mit Pitt zu reden.
    »Mr. Pitt, Sie sind sich hoffentlich darüber im klaren, daß Ihr Besuch höchst regelwidrig ist. Der Präsident hat keine Zeit für Plaudereien mit drittgradigen Beamten. Wenn Ihr Vater, Senator George Pitt, nicht ausdrücklich darum gebeten hätte, wären Sie nie weiter als bis zur Eingangstür gekommen.«
    Pitt blickte den blöden Wichtigtuer mit Unschuldsmiene

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