Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
ihm, starrte ebenfalls.
    Die Bildschirme leuchteten langsam auf, und sie sahen noch einmal, wie die RSV ins Sonnenlicht auftauchte. Das Blenden nahm ab, blitzte noch mehrere Male auf.
    »Das ist, als Baby aus dem Wasser gehoben wurde«, bemerkte Pitt.
    »Ja«, nickte Hoker. »Jetzt schau dir die nächste Sequenz an.«
    Eine Reihe von Verzerrungsstrichen lief quer über die Bildschirme, und dann verlosch der linke plötzlich.
    »Diese Stümper«, klagte Hoker. »Keine Ahnung, wie man mit so einem empfindlichen Ding umzugehen hat. Sie haben Baby auf die Backbordkamera fallen lassen und die Farbbildwiedergaberöhre kaputtgemacht.«
    In diesem Augenblick wurde das Laken zurückgezogen und kam ins Blickfeld. Das Material war leicht zu erkennen.
    »Plastik«, rief Gunn aus. »Eine dünne, undurchsichtige Plastikfolie.«
    »Das erklärt das Protoplasma«, sagte Pitt. »Da habt ihr eure Gespenster.«
    Zwei Gestalten in Gummitauchanzügen knieten sich nieder und schienen sich die RSV genau anzusehen.
    »Schade, daß man ihre Gesichter nicht unter den Masken erkennt«, sagte Gunn.
    »Eins wirst du gleich sehen«, sagte Hoker. »Paß auf.«
    Ein Paar Beine in Schaftstiefeln und Drillichhose trat ins Blickfeld der Kamera. Ihr Besitzer blieb hinter den Tauchern stehen, bückte sich, blickte direkt ins Objektiv.
    Er trug einen britische n Militärpullover mit Lederbesatz auf den Schultern und an den Ellbogen. Eine Wollmütze saß ihm etwas quer über dem Kopf, ließ graues Haar an den Schläfen erkennen. Ein Mittfünfziger, schätzte Pitt, oder auch ein Mittsechziger. Ein Typ, der älter sein könnte als er aussah.
    Das Gesicht hatte einen leicht grausamen Zug von Selbstsicherheit, wie ihn Männer haben, die mit Gefahren vertraut sind. Die dunklen Augen erinnerten an die eines Heckenschützen, der gerade sein Opfer ins Visier nimmt.
    Plötzlich veränderte sich der Ausdruck, wurde wütend und böse. Der Mund verzog sich, als er unhörbare Worte ausstieß und sich rasch aus dem Blickfeld entfernte.
    »Ich bin kein Lippenleser«, sagte Pitt, »aber es sah aus, als ob er sagte: ›Ihr Idioten«.«
    Dann sahen sie noch, wie etwas, das eine Zeltleinwand sein konnte, über die RSV geworfen wurde, und auf den Bildschirmen war es wieder dunkel.
    »Das ist alles«, sagte Hoker. »Eine Minute später müssen sie den Sendestromkreis zerstört haben, und da war der Kontakt tot.«
    Heidi erhob sich aus ihrem Stuhl, trat vor wie in einem Trancezustand. Sie wies auf die verloschenen Bildschirme, und ihre Lippen zitterten.
    »Ich kenne ihn«, sagte sie mit kaum vernehmbarer Stimme.
    »Der Mann im Bild… ich weiß, wer er ist.«
46
    Dr. Otis Coli schob eine du-Maurier-Zigarette in seine goldene Filterzigarettenspitze, steckte sie sich zwischen die Zähne und zündete sie an. Dann blickte er wieder durch die offene Abdeckplatte in das elektronische Herz der RSV.
    »Verdammt schlau, diese Amerikaner«, sagte er sichtlich beeindruckt. »Ich habe in wissenschaftlichen Zeitschriften darüber gelesen, aber heute sehe ich es zum ersten Mal aus der Nähe.«
    Coli, der Direktor des
Quebec Institute of Marine Engineering,
war von Henri Villon zu Rate gezogen worden. Ein gorillahafter Mann mit breiter Brust und einem runden Gesicht, mit massiger Stirn. Sein weißes Haar hing ihm über den Kragen, und sein Schnurrbart unter der schmalen, gewölbten Nase sah aus, als hätte man ihn mit einer Schafschere gestutzt.
    Brian Shaw stand neben Coli und blickte besorgt drein. »Was halten Sie davon?«
    »Ein beachtenswertes Stück Technologie«, sagte Coli im Ton eines Mannes, der ein Aktfoto bewundert. »Die optischen Daten werden umgewertet und durch Ultrakurzwellen zum Mutterschiff übertragen, wo sie von den Computern codiert und vergrößert werden. Das daraus resultierende Bild erscheint dann mit verblüffender Klarheit in der magnetischen Wiedergabe.«
    »Na schön, wozu dann die ganze Aufregung?« brummte Foss Gly. Er hockte gelangweilt auf einer rostigen Deckwinde des blauen Fischdampfers.
    Shaw bemühte sich, seine Wut im Zaum zu halten. »Wozu die ganze Aufregung? Weil diese Kameras Bilder übertrugen, als Sie das Ding an Bord brachten. Jetzt wissen die Leute der NUMA nicht nur, daß sie beobachtet werden, sondern sie haben sogar unsere Gesichter auf Videoband aufgenommen.«
    »Was schert uns das?«
    »Der Planleiter pfeift wahrscheinlich jetzt einen Hubschrauber herbei«, erwiderte Shaw. »Vor dem Abend ist das Aufnahmeband in Washington. Und morgen um

Weitere Kostenlose Bücher