Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Um Haaresbreite

Um Haaresbreite

Titel: Um Haaresbreite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Menschen, die wie gebannt auf dunkle Fernsehbildschirme starrt, ist etwas, was sich nur ein Psychiater erträumen kann.
    Aus zehn Minuten wurden zwanzig, und aus zwanzig wurden dreißig. Keine Veränderung.
    Spannung lag in der Luft. Immer noch nichts. Dann, ganz allmählich, so allmählich, daß keiner es zuerst bemerkte, wurden die Bildschirme wieder hell.
    »Was hältst du davon?« fragte Pitt Hoker.
    »Kann ich nicht sagen. Ohne Strom kann ich die Systeme nicht ablesen.«
    »Schalte die Instrumente ganz kurz ein, nur lange genug, daß die Computer die Daten angeben können.«
    »Du meinst Mikrosekunden?«
    »Falls dir das möglich ist.«
    Hoker tippte behende mit dem Zeigefinger auf den Knopf des Datensystems, als er den Strom einschaltete. Die Signale wurden von der RSV aufgenommen und in die Computer zurückgesendet, die sie wiederum auf das Digitalsystem des Kontrollpults übertrugen, bevor der Stromhebel auf AUS zurücksprang.
    »Position vierhundert Meter, Kurs nullzwanzigsieben Grad.
    Tiefe dreizehn Meter.«
    »Sie kommt herauf«, sagte Gunn.
    »Muß etwa eine Viertelmeile von unserem Steuerbordheck auftauchen«, bestätigte Hoker.
    »Man kann jetzt die Farbe sehen«, sagte Heidi. »Ein Dunkelgrün, das zu einem Tiefblau wird.«
    Der Dunst vor den Kameralinsen begann zu flimmern. Dann zeigten die Videoschirme ein blendendes Orange. Menschliche Formen wurden sichtbar, verschwommen wie hinter einem beschlagenen Fenster.
    »Wir haben Sonne«, erklärte Hoker. »Baby ist an der Oberfläche.«
    Ohne ein Wort rannte Pitt die Treppe zur Kommandobrücke hinauf, griff nach einem Feldstecher, der am Steuerruder hing, und blickte über den Fluß.
    Der Himmel war wolkenlos, und die späte Morgensonne spiegelte sich im Wasser. Eine leichte Brise wehte vom Meer herein, und stromaufwärts bildeten sich leichte Kräuselwellen.
    Die einzigen Schiffe in Sicht waren ein von Quebec kommender Tanker und eine Flotte von Fischerbooten im Nordosten, die fächerartig in verschiedene Richtungen fuhren.
    Gunn trat hinter Pitt. »Etwas gesehen?«
    »Nein, ich kam zu spät«, sagte Pitt kurz. »Baby ist weg.«
    »Weg?«
    »Gekidnappt ist vielleicht das passendere Wort. Baby ist wahrscheinlich an Bord eines der Fischerboote da draußen.« Er hielt inne und reichte Gunn das Fernglas. »Ich tippe auf den alten blauen Dampfer, es könnte aber auch der rote mit dem gelben Steuerhaus sein. Sie haben ihre Netze so gehängt, daß uns alle Sicht auf die andere Seite ihrer Decks verbaut ist.«
    Gunn blickte eine Weile schweigend über das Wasser. Dann legte er das Fernglas nieder.
    »Baby ist ein Ausrüstungsgegenstand im Werte von zweihunderttausend Dollar«, sagte er ärgerlich. »Wir müssen etwas unternehmen.«
    »Nur sehen es die Kanadier bestimmt nicht gern, wenn ein ausländisches Schiff Boote in ihren Territorialgewässern kapert.
    Außerdem dürfen wir kein Aufsehen erregen. Ein mißliebiger Zwischenfall wegen eines Ausrüstungsgegenstandes, der mit dem Geld der Steuerzahler jederzeit ersetzt werden kann, wäre wirklich das letzte, was der Präsident im Augenblick braucht.«
    »Aber es scheint mir einfach ungerecht«, murrte Gunn.
    »An gerechte Empörung ist jetzt nicht zu denken«, sagte Pitt.
    »Wir haben nur ein Problem: Wer und warum? Waren es nur diebische Sporttaucher, oder hatten sie bestimmte Absichten?«
    »Das könnten uns die Kameras verraten«, sagte Gunn.
    »Das könnten sie schon«, sagte Pitt leicht lächelnd.
    »Vorausgesetzt, daß die Kidnapper Baby nicht den Stecker aus der Dose gezogen haben.«
    Im Kontrollraum herrschte eine seltsame Atmosphäre, als sie zurückkehrten. Heidi saß zitternd in einem Sessel, mit bleichem Gesicht und starren Augen. Ein Computertechniker hatte ihr ein Glas Cognac gebracht und redete ihr zu, es zu trinken. Sie sah aus, als hätte sie an diesem Tage ihr drittes Gespenst gesehen.
    Hoker und drei andere Ingenieure standen über ein Schaltbrett gebeugt, dessen Kontrollichter erloschen waren, bemühten sich vergeblich an den Hebeln und Knöpfen. Pitt sah sofort, daß alle Verbindungen mit der RSV abgebrochen waren.
    Hoker blickte auf, als er Pitt sah. »Ich habe dir etwas Interessantes zu zeigen.«
    Pitt nickte in Heidis Richtung. »Was ist mit ihr los?«
    »Sie hat etwas gesehen, das ihr den Atem verschlug.«
    »Auf den Bildschirmen?«
    »Kurz bevor die Verbindung abbrach«, erklärte Hoker. »Schau es dir an, du kannst es auf dem Videoband sehen.«
    Pitt wartete gespannt. Gunn kam, trat zu

Weitere Kostenlose Bücher