Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Um Leben Und Tod

Um Leben Und Tod

Titel: Um Leben Und Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Hoehn , Ortwin Ennigkeit
Vom Netzwerk:
dafür sein, dass der Junge bereits tot war, da Jakob seinen Entführer persönlich kannte. Sollte Gäfgen der Alleintäter sein, durfte das Kind als einziger Tatzeuge nicht überleben. Jakob könnte sich jedoch auch hilflos in einem Versteck befinden oder in der Obhut von Mittätern aufhalten, die unabhängig von Gäfgen agierten.
    Wir mussten davon ausgehen, dass der Junge noch lebte, sich in einer absolut hilflosen Situation befand und schnellstmöglich befreit werden musste. Gäfgen müsste sich noch nicht einmal die Hände schmutzig machen, um den einzigen Zeugen seines Verbrechens zu ermorden: Es genügte, Jakob in seinem Versteck seinem Schicksal zu überlassen, bis er qualvoll verdurstete.
    Nach einer Besprechung des Führungsstabs wurde beschlossen, Gäfgen zu verhaften. Mittlerweile war es nach 13 Uhr, Jakob war seit drei Tagen und fast drei Stunden verschwunden. Seine Überlebenschancen wurden von Stunde zu Stunde geringer.
    Dann klingelte Gäfgens Handy und wir mussten den Plan verändern. Innerhalb weniger Minuten erhielt Gäfgen mehrere Anrufe und rief selbst verschiedene Personen an.
    Die Telefonnummern waren schnell ermittelt, und wir organisierten Kollegen, um die Observation aller Anrufer einzuleiten. Weitere kostbare Stunden verstrichen, keine der beobachteten Personen suchte Kontakt zu Jakob.
    Uns blieb keine Wahl mehr – Gäfgen und seine Freundin mussten bei der nächsten sich bietenden Möglichkeit verhaftet werden. Die ausgewählten Männer des Mobilen Einsatzkommandos, die den beiden schon den ganzen Tag über gefolgt waren, warteten auf den Zugriff. Da uns nur Gäfgen Hinweise auf den Verbleib Jakobs geben konnte, durfte er bei der Festnahme auf keinen Fall entkommen.
    Wir wussten nicht, ob er Waffen besaß, die Einsatzkräfte bekamen jedoch die Anweisung, nur im äußersten Notfall von den Schusswaffen Gebrauch zu machen.
    Nach jetzigem Stand war Gäfgens Leben unwiderruflich mit Jakobs Leben verflochten und deshalb unbedingt zu schützen.
    Die gleichzeitige Durchsuchung von Gäfgens Wohnung war vorbereitet, Polizeibeamte befanden sich längst in unmittelbarer Nähe des Wohnblocks und warteten auf das Kommando, anzufangen.
    Als Magnus Gäfgen gegen 16.20 Uhr sein Auto in der Parkbucht P9-U3 der Tiefgarage des Frankfurter Flughafens abstellte, stürmten plötzlich mehrere Männer in Zivilkleidung, ihre Gesichter von Kapuzen verhüllt, aus umstehenden Autos und umstellten das Fahrzeug des Paares.
    Die beiden hatten keine Chance mehr, zu fliehen. Als Gäfgen das bewusst wurde, hatten die Polizisten schon die Autotüren aufgerissen.
    Â»Polizei, Sie sind festgenommen!« und »Wo ist der Junge?«, brüllte eine Stimme aus einer Kapuze. »Wo ist der Junge?«
    Marianne wurde unsanft aus dem Auto auf den Boden gezerrt. Während ihr Handschellen angelegt wurden, schrie sie: »Was wollt ihr von uns, was für ein Junge?«
    Gleichzeitig mit Marianne wurde Gäfgen aus dem Wagen geholt und am Boden fixiert, seine Arme wurden nach hinten gerissen, wobei sein Gesicht von einem Fuß gestreift wurde. »Wo ist der Junge? Sag uns sofort, wo der Junge ist!«
    Mit Handschellen gefesselt, wurde Gäfgen hochgezogen und gegen das Auto gepresst. »Sag uns sofort, wo das Kind versteckt ist! Wir wissen, dass du mit dem Verschwinden des Jungen zu tun hast, sag uns lieber gleich, wo der Junge ist!« Weinerlich antwortete er, dass er nicht wüsste, um was es ginge.
    Â»Wo warst du gestern Abend?«, drohte die Stimme unnachgiebig. »Kommt deine Erinnerung zurück?«
    Gäfgen zögerte. Der Griff um seinen Arm wurde fester.
    Â»Ich habe im Wald Geld gefunden«, lautete Gäfgens Antwort.
    Â»Einfach so im Wald? Das klingt nicht sehr glaubhaft, verarsch uns nicht!« Der Polizist ließ nicht locker.
    Â»Ich habe das Geld für einen unbekannten Mann abgeholt.«
    Â»Welchen Mann? Rede, los!«
    Â»Als ich gestern Abend gegen 22.30 Uhr mein Auto in der Mörfelder Landstraße geparkt hatte, sprach mich ein 35- bis 40-jähriger Mann an der Straßenbahnhaltestelle an. Er fragte, ob ich Geld verdienen möchte. Da habe ich ihm geantwortet: Ja, immer. Der Mann hat mir dann 20 000 Euro in bar gegeben und gesagt, ich sollte ein paar Stunden später, um 1.00 Uhr nachts, eine Tasche an der Haltestelle Oberschweinstiege abholen. Heute Abend gegen 20.00 Uhr wollte er

Weitere Kostenlose Bücher