Um Mitternacht mit dir im Bett
Schlafzimmertür hämmerte. Er sprang auf, griff nach seinem Morgenmantel und warf ihn sich über.
Sarah stützte sich auf einen Ellbogen, das Haar zerzaust, die Wangen vom Schlaf gerötet. “Was ist denn?”
In diesem Moment wusste er, dass er es nie leid würde, neben ihr aufzuwachen. “Das will ich gerade herausfinden. Bleib liegen.” Vorsichtshalber zog er die Vorhänge am Bett zu, ehe er zur Tür ging. Jemand würde jetzt von ihm gehörig abgekanzelt werden.
Doch als er die Tür öffnete, besann er sich eines Besseren. Polizisten die Meinung zu sagen war keine so gute Idee.
“Michael Wolff?”, fragte der Beamte.
“Ja.” Er erblickte weitere Polizisten auf dem Flur und hörte die Geräusche ihrer Funkgeräte.
Der Polizist machte einen Schritt zur Seite. “Würden Sie bitte herauskommen? Ich möchte Ihnen ein paar Fragen stellen.”
“Was für Fragen?” Michael trat hinaus auf den Flur. “Was zum Teufel hat das zu bedeuten?”
Blair tauchte an der Tür des ehelichen Schlafzimmers auf. Ihre Augen wirkten übergroß in dem blassen Gesicht. “Seamus ist weg.”
Michael sah den Polizisten an, dann wieder Blair. “Weg? Was soll das heißen?”
“Er ist nicht in seinem Zimmer und auch sonst nirgendwo.” Beim Klang ihrer schrillen Stimme wurde Michael hellwach.
“Hat er das Haus verlassen?”
Blair schüttelte den Kopf. “Alle Wagen sind hier, seine Brieftasche ebenfalls. Zu Fuß und am Stock kann er nicht weit kommen bei dem vielen Schnee, der draußen liegt.”
“Und da rufst du die Polizei? Warum hast du mir nicht zuerst Bescheid gesagt?”, wollte Michael wissen.
Sie hob das Kinn. “Weil ich es dieses Mal nicht zulasse, dass dein sogenannter Detektiv das Verbrechen aufklärt.”
“Dieses Mal?”, wiederholte der Polizist argwöhnisch. “Ist denn sonst noch etwas vorgefallen, was Sie mir sagen sollten?”
“Nein”, versicherte Michael.
“Ja”, widersprach Blair. “Vor zwei Wochen wurde der Safe meines Mannes aufgebrochen. Das einzige Exemplar seines Testaments wurde gestohlen und ist bislang nicht wieder aufgetaucht.”
Der Beamte holte sein Notizbuch hervor. “Haben Sie den Einbruch angezeigt?”
Blair kniff die Lippen zusammen. “Michael überredete meinen Mann, nicht die Polizei einzuschalten. Er versprach, die Angelegenheit selbst zu klären. Und jetzt … ist Seamus weg. Womöglich entführt.”
Michael konnte es nicht fassen, dass sie ihm das Verschwinden seines Großvaters zur Last legte.
Der Polizist machte sich Notizen. “Darf ich fragen, wer der Hauptnutznießer des Testaments ist?”
“Ich”, antwortete Blair. “Er hinterließ mir sein gesamtes Vermögen.”
Der Beamte wandte sich an Michael. “Sie erhalten gar nichts?”
“Ich will und brauche sein Geld nicht. Hören Sie, das Ganze ist absurd. Mein Großvater lag gestern Abend wohlbehütet in seinem Bett. Das weiß ich genau, denn ich war der Letzte, der ihn gesehen hat.”
Auch diese Aussage wurde notiert, und Michael merkte sofort, dass er unklug gehandelt hatte. Er wandte sich zur Treppe, um sich persönlich auf die Suche nach Seamus zu machen. “Er muss doch hier irgendwo stecken.”
Aber der Beamte vertrat ihm den Weg. “Wir suchen das Grundstück bereits gründlich ab, Sir. Wir möchten Ihr Zimmer ebenfalls durchsuchen, wenn Sie nichts dagegen haben.”
Michael zögerte. Er dachte an Sarah, die nackt in seinem Bett lag. “Natürlich nicht. Wenn Sie mir nur einen Moment Zeit lassen …”
Der Polizist horchte auf. “Wir ziehen es vor, Sie zu begleiten, Sir. Zu Ihrer eigenen Sicherheit.”
Das war selbstverständlich nicht der wahre Grund, doch bevor er etwas erwidern konnte, kam Sarah aus seinem Zimmer. Sie trug dieselbe Kleidung wie am Tag zuvor, jetzt allerdings sichtlich zerknittert. Das zerzauste Haar hatte sie in der Eile nicht bändigen können, und sie war barfuß, da sie beide ihre Schuhe in seinem Büro hatten stehen lassen.
Besorgt wandte sie sich an Michael. “Was ist passiert?”
“Blair glaubt, Seamus sei entführt worden. Erzähl bitte den Polizisten, dass mein Großvater inzwischen sehr gut allein laufen kann. Wahrscheinlich spaziert er irgendwo im Haus umher.”
“Seamus ist vollständig wiederhergestellt”, bestätigte sie. “Ich habe ihn in den letzten Wochen gepflegt.”
Der Polizist schaute von Sarah zu Michaels Schlafzimmertür. “Darf ich fragen, wer Sie eingestellt hat?”
“Das war ich”, stieß Michael zwischen den Zähnen hervor.
Es wurde
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