Um Mitternacht mit dir im Bett
seinem Privatbüro im ersten Stock auf, dass sie krachend gegen die Wand schlug.
“Was zum Teufel ist dies?”, rief sie, einen Videoadapter in der Hand. Darin sah er das leidige 8-mm-Band.
Langsam stand er auf, sichtlich verblüfft über ihr Verhalten. “Das ist das Überwachungsband. Ich dachte, du wolltest es haben.”
Sie trat an seinen Schreibtisch und warf die Kassette darauf. Ihre Augen blitzten. “Zum Andenken, oder was? Zur ewigen Erinnerung an meine Dummheit?”
Er kam um den Schreibtisch herum. “Ich weiß nicht, was du damit meinst.”
“Du hast mich belogen! Auf dem Band ist nicht mein Großvater, sondern …” Sie schloss die Augen. “Sag mir bitte, dass es keine Kopie davon gibt.”
Wortlos nahm Michael die Kassette und ging zum Mediencenter in der Ecke seines Büros. Kurz darauf flimmerten über den Bildschirm die Schwarz-Weiß-Bilder der Wandtäfelung, die den Safe in seinem Schlafzimmer verbarg. Das eingeblendete Datum lautete auf den 22. Dezember. Da die Bänder jeweils für eine Woche reichten, drückte er den Schnelllaufknopf seiner Fernbedienung. Doch alles blieb unverändert bis zum 28. Dezember, an dem Bertram Hewitt den Tresor aufgebrochen hatte.
Nur zeigte das Video nicht den Einbruch. Offenbar hatte Bertram die Kamera entdeckt und das Objektiv in eine andere Richtung gedreht.
Und zwar auf sein Bett.
Drei weitere Tage rauschten vorbei. Das Datum des 31. Dezembers erschien, und da wusste Michael, was käme.
Der Blickwinkel der Kamera beschränkte sich auf das runde Bett. Der übrige Raum blieb unsichtbar.
Michael schaltete gerade rechtzeitig auf normale Geschwindigkeit, um ein Rotkäppchen in sein Bett schlüpfen zu sehen. Hastig zog sie die dichten Vorhänge hinter sich zu. Augenblicke später wirbelte sein Wolfshemd durch die Luft. Dann die Hose. Er selbst kam ins Bild, mit nichts als Boxershorts bekleidet. Das musste der Moment sein, wo er den Speer von der Wand holte, um sich damit den Rücken zu kratzen.
Michaels Mund wurde trocken, während er zusah, wie er wenig später die Bettvorhänge aufzog. Er erinnerte sich gut an die lustvollen Empfindungen bei Rotkäppchens Anblick, und dieselben befielen ihn jetzt auch.
Im Film sah er deutlich die Panik in ihren Augen.
Da die Kamera keine Tonspur besaß, konnte man den Wortwechsel nicht hören. Aber so wurden ihm die Ereignisse der Nacht umso klarer, da er nur ihre Reaktion sah, ohne von Worten abgelenkt zu werden. Er bemerkte, wie sie verlegen wurde, als sie zu ihm aufschaute, ihr Zurückzucken, als er zu ihr ins Bett stieg.
Michael wandte sich kurz vom Bildschirm ab und stellte fest, dass Sarah neben ihn getreten war. “Hast du nicht gewusst, dass das Objektiv verstellt war?”, fragte sie ihn.
Stumm schüttelte er den Kopf, ehe er sich wieder dem Bildschirm zuwandte. Nun küsste er sie im Film, und erst jetzt sah er, was er damals nicht bemerkt hatte.
Sie erwiderte seinen Kuss nicht. Sie hielt die Arme steif am Körper, die Hände ins Laken gekrallt, während er ihr das Cape öffnete. Sie schien seine Liebkosungen nur zu erdulden.
Die Bilder hinterließen bei ihm einen bitteren Nachgeschmack. Er war stets stolz auf seine Fähigkeit gewesen, Frauen im Bett glücklich zu machen, ihre Wünsche vorauszuahnen. Doch in jener Nacht hatte er nichts wahrgenommen außer seinem eigenen unstillbaren Verlangen. “Du hättest mich abwehren sollen.”
“Ich weiß.” Sie rückte ihm noch etwas näher, ihre Stimme war nur noch ein Flüstern. “Aber ich wollte nicht.”
Den Bildern nach zu urteilen, konnte er es kaum glauben, aber als er das Band weiterverfolgte, merkte er, dass sie die Wahrheit gesagt hatte. Er sah, wie ihre Verspannung sich löste, wie sie die Arme um ihn schlang und schließlich seine Küsse erwiderte. Sie legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen, während er ihren Hals küsste. Mit ihren langen, schlanken Fingern strich sie ihm über die Brust.
Michael konnte den Blick nicht vom Bildschirm lösen. Ihm wurde plötzlich heiß vor Erregung, und dabei stand Sarah dicht neben ihm – die Frau, die er dort liebte. Er durfte sie jetzt nicht ansehen, sie nicht berühren, sonst würde er vollkommen die Beherrschung verlieren.
Allerdings reagierte sein Körper anders als sein Verstand, und Sarah hatte den Blick auf ihn gerichtet, nicht auf den Bildschirm. Zögernd legte sie die Hand an seine Gürtelschnalle und strich dann langsam über die sichtbare Wölbung hinab.
Er stöhnte auf und schloss die
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