Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel
Gestalt, seiner Dulcinea nachhängend, wohingegen Sancho Pansa eher eine Vorliebe für dralle Weiblichkeit hatte. Von allen Bildern ist wohl der Ritt gegen die Windmühlenflügel, die vermeintlichen Riesen, das bekannteste, oft gemalt und zitiert. Wir denken auch an die Sache mit den aufgestochenen Weinschläuchen, die mich allerdings wenig berührt hat, weil ich Antialkoholiker bin, oder an die auf Dromedaren reitenden Benediktinermönche, die er für böse Zauberer hält.
Im »Don Quichote«, der in Deutschland mal mit ch, mal mit x und mal mit j geschrieben wird, je nach dem politischen Standpunkt des Schreibers, macht sich Cervantes
über seine Zeitgenossen lustig, entwirft ein Panorama der spanischen Gesellschaft und des menschlichen Lebens.
Kaum ein Werk gehört so deutlich in das, was wir Weltliteratur nennen, wie vielleicht nur noch »Sindbad der Seefahrer« und die »Odyssee«. Es ist in achtundsechzig Sprachen übersetzt und weltweit in zweitausenddreihundert Auflagen erschienen, an Bekanntheit gleich hinter der Bibel rangierend. In Deutschland waren es die Romantiker, die mit ihm bekannt machten, das Hauptwerk in einer Übersetzung von Ludwig Tieck. Heute finden wir Don Quichote nicht nur in Comics wieder, sondern auch auf Darstellungen solch großer Künstler wie Cézanne, Picasso oder Dalí. Jules Massenet hat eine Oper komponiert und Richard Strauss eine symphonische Dichtung, Verfilmungen gibt es von Pabst und Welles, auch das Fernsehen hat sich dieser Gestalt angenommen.
Agatha Christie
Agatha Christie ist fünfundachtzig Jahre alt geworden und hat achtzehn Theaterstücke geschrieben, einen Gedichtband, religiös getönte Kinderbücher und ein Buch über Archäologie, vor allem aber vierundachtzig Romane, jedes Jahr mindestens einen. Ihre Leser sollten zu Weihnachten immer einen neuen Christie bekommen, das war ihre Devise. Ihr Stück »Die Mausefalle« wird seit 1952 im Londoner Westend aufgeführt, achtmal in der Woche, ein unvergleichlicher Rekord in der Theatergeschichte. Ihre Bücher sind in hundertneun Sprachen übersetzt, mehr als Shakespeares Werke; sie sind in einer Auflage von über dreihundertfünfzig Millionen erschienen, nur die Bibel und Lenins Werke sind weiter verbreitet. Agatha Christie ist die am meisten gelesene englische Schriftstellerin, die erfolgreichste Kriminalschriftstellerin der Welt, »the Queen of the Crime« wie der »Guardian« schrieb, oder »the Duchess of Death«, eine nationale Institution. 1971 wurde sie von der Queen geadelt, als »Dame Commander of the British Empire«.
Als Agatha Mary Clarissa Miller wurde sie in dem vornehmen Badeort Torquay in der Grafschaft Devon geboren, erhielt als höhere Tochter Privatunterricht und wollte erst Pianistin, dann Sängerin werden, ein wenig Talent soll vorhanden gewesen sein. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg heiratete sie Oberst Archibald Christie, einen Bonvivant und Flieger. Als Krankenschwester leistete sie Dienst in einem Lazarett. Hier schrieb sie nebenbei ihren ersten Roman, »The Mysterious Affair at Styles« (dt.: »Das fehlende Glied in der Kette«). Erst einige Jahre später fand sich ein Verleger bereit, ihn zu drucken. zweihundert Exemplare wurden verkauft. Sie verdiente ganze fünfundzwanzig Pfund.
Ihre Krimis sind stilistisch nicht überragend, aber immer sind die Geschichten solide konstruiert, von Anfang bis Ende höchst spannend, verwirrend für den Leser und meist überraschend aufgelöst. In ihrem zweiten Roman, »Roger Ackroyd und sein Mörder« (1926), der sie bekanntmachte, wird sogar der Icherzähler auf den letzten Seiten als Täter entlarvt, ein Kunstgriff, der in Kollegenkreisen zu heftigen Diskussionen führte. Ihre Geschichten schließen an Sir Arthur Conan Doyle an. Die viktorianische Welt, die sie noch als Kind kennengelernt hatte, war auch die ihrer Romane: ein ländliches England der upper middle class , große Familien, pensionierte Offiziere aus den Kolonien, Klubs, Müßiggang. Man hat sie als Meisterin der subtilen Gesellschaftsdiagnose bezeichnet.
Ihre berühmtesten Figuren sind der kleine eitle Belgier Hercule Poirot, der Mann mit schwarzem Schnurrbart und dem Eierkopf, und natürlich Miss Marple, die ältlich-resolute Amateurdetektivin. Wie Sherlock Holmes seinen Dr. Watson hatte, so ist beiden ein Gehilfe beigegeben, Poirot hatte seinen Captain Hastings und Miss Marple einen senilen Freund. Die herrlichen Verfilmungen mit der Rutherford werden nun leider durch blasse wiewohl farbige
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