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Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel

Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel

Titel: Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Kempowski
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Wutanfall erschlagen hat. Zu Beginn des Romans wird er nach verbüßter Strafe in die Freiheit der brodelnden Großstadt entlassen.
Anständig will er nun sein, als Straßenhändler am Alexanderplatz, doch unaufhaltsam sinkt er bis zum Zuhälter seiner eigenen Geliebten hinab, dabei ständig in dunkle Geschäfte verwickelt.
    Obwohl ich durch meine Zuchthauszeit prädestiniert sein könnte, mich für einen Romanhelden wie den Biberkopf zu erwärmen, ist das Gegenteil der Fall. Ich habe von meiner Vita her keinen Zugang zu dem hochgerühmten Roman. Auch verdrießt es mich, von Menschen zu lesen, die von einem Unglück ins andere rennen.
    Berührungspunkte zwischen meinem eigenen Ton und Döblin ergeben sich nur durch die Montagetechnik, die auch diesen Roman heraushebt. Das objektiv Gegebene »aufkleben« und »die Ränder sich verwischen« lassen, hat Thomas Mann das einmal genannt.

Heimito von Doderer
    Franz Carl Heimito Ritter von Doderer: Seine Urgroßmutter war eine Halbschwester von Nikolaus Lenau, sein Großvater war als verdienter Architekt geadelt worden. Der Mann mit den eigentlich unsympathischen Zügen — die Backenknochen, der lauernde Blick! Trug er vorwiegend Knickerbocker? Es ist mir unverständlich, daß die Frauen so hinter ihm her waren, und die schönste von ihnen, die Medizinstudentin Gaby Murad, von der es ein Foto gibt, wie sie in der Anatomie einen Schädel aufmeißelt, hat er irgendwie abserviert.
    In die Partei trat er ein, lange noch bevor Hitler auf dem Heldenplatz in Wien die Heimholung seiner Heimat in das Deutsche Reich vor der Geschichte melden konnte. Er übersiedelte 1936 nach Dachau, um den Nazis sein schriftstellerisches Werk anzudienend und der Reichsschrifttumskammer beizutreten. Aber Schwamm drüber, denn nach dem Krieg hat er dafür büßen müssen. Publikationsverbot, Hunger und Elend: Ein Foto zeigt ihn in der Zeit, da er sich nur von Kaffee und Zigaretten nährte, bevor er in den
fünfziger Jahren zu einem gefeierten Dichter aufstieg. Für den »Spiegel« kam er als Nachfolger Thomas Manns auf dem Thronsessel der deutschsprachigen Literatur in Frage.
    Im Ersten Weltkrieg war der Dragoneroffizier lange Jahre in russischer Gefangenschaft in Sibirien. Er hat die Abgeschiedenheit zum ungestörten Arbeiten genutzt, Erzählungen geschrieben und sogar einen Roman. Im Zweiten hat er in Hannover Kippen gesammelt aus den Aschenbechern des Kasinos, dann in Norwegen Tagebuch 11 geschrieben, und das danken wir ihm.
    Er starb im Dezember 1966 an Darmkrebs. An dem feierlichen Begräbnis nahmen der österreichische Bundeskanzler, der deutsche Botschafter und andere Honoratioren teil. Hübsche Konstruktionszeichnungen seiner Romane hat er hinterlassen, Form und Inhalt veranschaulichend, die sich unsere Studienräte sonntags nachmittags gerne ansehen. Wahrscheinlich kratzen sie sich am Kopf dabei. »Prä-grammatische Fixierungen« hat Doderer diese Pläne genannt.
    An den »Dämonen« stört zunächst einmal der Titel, der uns als Dostojewski-Leser in die Irre führt. Zudem hat er dieses Buch unter dem Titel »Die Dämonen der Ostmark« auch den Nazis schmackhaft machen wollen, das Projekt erst nach dem Krieg wiederaufgenommen und die politischen Tendenzen entschärft.

John Dos Passos
    John Dos Passos, von dem es im deutschen Buchhandel zur Zeit kein einziges Buch zu kaufen gibt, wie ich dem Verzeichnis lieferbarer Bücher im Internet entnehme 12 , kam unehelich in einem Chicagoer Hotel zur Welt. Als Kind lernte er Mexiko, Belgien und England kennen, wo er zur Schule ging. Aufgewachsen ist er auf einer Farm in Virginia. Sein Vater war als Anwalt ein begehrter Finanzberater, der ein Standardwerk über juristische Probleme des Wertpapierhandels verfaßte.
    Nach dem Studium in Harvard ging er nach Spanien, um sich der Architektur zu widmen. Dort überraschte ihn 1917 der Kriegseintritt der Vereinigten Staaten. Anfang der zwanziger Jahre schrieb er zwei Antikriegsromane — auf den Schlachtfeldern in Frankreich war er als Sanitäter zum entschiedenen Pazifisten geworden.
    Er arbeitete als Zeitungskorrespondent, veröffentlichte
Reisebücher über Spanien und den Orient und entwickelte sich zu einem Kritiker der kapitalistischen Industriegesellschaft, die er in seiner Heimat ausufern sah. 1928 fuhr er in die Sowjetunion, ließ sich wie so viele intelligente junge Menschen gern betören und engagierte sich bis 1934 als Kommunist. »Damals wirkte der Sozialismus wie eine Grippe«, hat er gegen Ende

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