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Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel

Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel

Titel: Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Kempowski
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Anstalt. Im Juli 1940 wurde sie in der Heil-und Pflegeanstalt Niedernhardt bei Linz von den Nazis umgebracht.

    Nach einigen Zeitromanen (»Flucht ohne Ende«, »Zipper und sein Vater«) wandte sich Joseph Roth der Welt der galizischen Juden und der untergegangenen k. u. k. Monarchie zu. Erst mit »Hiob« (1930) und »Radetzkymarsch« (1932) gelang ihm der schriftstellerische Erfolg. In den dreißiger Jahren, im Exil, wandelte er sich vom Linken zu einem habsburgischen Legitimisten, »Österreich« sah er nicht mehr nur als Vaterland, sondern als Religion. Zu Beginn des Jahres 1939 traf er mit Otto von Habsburg zusammen.
    Joseph Roth starb ein Jahr vor dem Einmarsch der Deutschen in Paris. An der Beerdigung Ödön von Horváths hatte er, wie Zuckmayer berichtet, völlig betrunken, mit bekleckertem Anzug und von zwei Begleitern gestützt, noch teilgenommen. Soma Morgenstern hat seine letzten Tage beschrieben. 37

Jerome David Salinger
    Jerome David Salinger wurde 1919 in New York City geboren. Sein Großvater stammte aus Tauroggen, sein Vater war Importeur von Schinken und Käse. Salinger besuchte Schreibklassen an der Columbia-Universität und arbeitete 1941 als Entertainer auf dem Kreuzfahrtdampfer »M. S. Kungsholm«. Mit Eugene O’Neills Tochter Oona, der späteren Frau von Charlie Chaplin, führte er eine romantische Korrespondenz. Als Staff Sergeant der US-Army landete auch er am D-Day in der Normandie.
    Achtzig Jahre ist er nun alt 38 , und unvergessen ist die Beglückung, die den Lesern widerfuhr, als sie sich seinen »Fänger im Roggen« zu Gemüte führten. Ein herrliches Buch! Ich gestehe, daß ich immer etwas neidisch war und wohl auch ein wenig abgeguckt habe. Was dann noch so an Büchern folgte, war eher dünnmannsdörfer. Einen »Vier-Bücher-Autor« hat man ihn genannt: »Franny und Zooey«, »Hebt den Dachbalken hoch, Zimmerleute«,
»Kurz vor dem Krieg gegen die Eskimos«, eine von neun Stories, die in einem Band anfang der fünfziger Jahre erschienen. Seine letzte Erzählung veröffentlichte er 1965, seitdem schreibe er nur noch zum eigenen Vergnügen, heißt es. So manches umfangreiche Werk liege noch in seiner Schublade. Aber den Schubladen hat man schon einiges angedichtet. Wie hat man nicht nach ’45 damit gerechnet und auch aus der »DDR« ist nicht mehr viel gekommen.
    Der notorisch Publikumsscheue, der es fertiggebracht hat, jahrzehntelang in Deckung zu verharren, in einem einsamen Waldhaus in New Hampshire, wurde vor einiger Zeit ins Rampenlicht gezerrt, weil eine Kurzzeitgeliebte ihrem Sohn die höhere Schule durch den Verkauf seiner Liebesbriefe zu ermöglichen gedachte. Man sah einige Fotos von ihm, vor einem Supermarkt einen Einkaufswagen schiebend und mit knochiger Hand einen Fotografen abwehrend. Das hat er nicht verdient.
    »The Catcher in the Rye« (»Der Fänger im Roggen«), erschien 1951, zehn Jahre hatte Salinger daran gearbeitet. William Faulkner hielt das Werk für das beste Buch der damaligen Generation. Es wurde zu einem Schlüsselroman der modernen Literatur mit einer Gesamtauflage von zwanzig Millionen Exemplaren und zu einem Kultbuch. John Lennon hielt es in der Hand, als er in New York auf offener Straße erschossen wurde. In Deutschland ist es in einer von Heinrich Böll bearbeiteten Übersetzung
bekannt geworden, die leider der gekürzten englischen Ausgabe folgte. Eine wirkliche Übersetzung der frischen, mit Flüchen und manchen Pikanterien gespickten Erzählung des sechzehnjährigen Holden Caulfield steht noch immer aus. 39
    Der Titel des Romans stammt aus der Zeit, in der man Strohhalme noch nicht weggezüchtet hatte. Heute sind berufsmäßige Roggenfänger längst arbeitslos, und junge Leute, die sich ehedem der Rettung von Kindern annehmen wollten, treten jetzt in Getreidefeldern Ufomuster aus. Was hätten unsere Väter dazu gesagt?

Nathalie Sarraute
    Wenn ich nach einem Lieblingsautor gefragt werde, gerate ich stets in Verlegenheit. Wer viel liest, lernt viele lieben. Es geht bei der Frage wohl auch mehr um geheime Neigungen zu einem Schriftsteller oder einer Schriftstellerin, die sonst niemand nennt. Ich pflege dann zu antworten, »Nathalie Sarraute«, und weide mich an der Ratlosigkeit des Interviewers.
    Manch einer aber wundert sich: »Ja, lebt die denn noch?« Es leben mehr noch, als man denkt. Ihr letzter Roman, der neunzehnte, ist unter dem Titel »Hier« vor zwei Jahren in Deutschland erschienen, und wie man hört, schreibt sie bereits am nächsten.

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