Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel

Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel

Titel: Umgang mit Groessen - Meine Lieblingsdichter - und andere - Herausgegeben und mit einem Nachwort von Karl Heinz Bittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Kempowski
Vom Netzwerk:
aber machten sie ihre brillanten Essays über alle nur denkbaren Themen des Jahrhunderts: Hiroshima, Vietnam, Pornographie, prämenstruales Syndrom, Happenings, Fotografhie, Krebs, Aids … Um die Vermittlung europäischer, auch deutscher Literatur erwarb sie sich in ihrer Heimat große Verdienste (natürlich beherrscht sie fünf Sprachen).

    Susan Sontag drehte Filme und schrieb Dramen. Einige Jahre war sie Präsidentin des amerikanischen PEN. Sie selbst wollte in erster Linie als Romanschriftstellerin gelten. »Der Wohltäter«, 1963 erschienen, über einen Dandy, war allerdings nicht sonderlich erfolgreich. Vier Jahre später folgte »Death Kit« (»Todesstation«). Aber erst mit ihrem letzten Roman gelangte sie 1992 in die Bestsellerlisten: »Der Liebhaber des Vulkans«.

Laurence Sterne
    Ein ewiges Rätsel bleibt, weshalb Autoren, deren Qualität außer Zweifel steht, in deutschen Schulen nicht behandelt werden. Denn Laurence Sterne nicht zu kennen, geht eigentlich nicht. Er war der bedeutendste englische Schriftsteller zwischen Aufklärung und Empfindsamkeit, ein großer Satiriker und Erneuerer des Romans.
    Sterne wurde im Jahr 1713 in Clonmel, Irland, als Sohn eines kleinen Infanterieoffiziers geboren. Seine Kindheit war nicht glücklich, die Familie zog mit dem Regiment des Vaters von einer Garnison zur anderen. Dann studierte er in Cambridge Theologie. Hier erlitt er einen Blutsturz: Man diagnostizierte Tuberkulose, unheilbar. Er wurde Pfarrer in Sutton-on-the-Forest und blieb es zwanzig Jahre lang. Seine Frau erwies sich bald als zänkisch. Daher sagte man ihm nächtliche Ausschweifungen im nahen York nach. Seine Mutter erschien eines Tages und verlangte von ihm, daß er das Glück seiner jungen Frau garantieren solle.
    Sterne gehört zu den unausgeglichenen Charakteren.
Einmal lief er mitten in der Predigt davon, um seinen Hund zu erschießen, der vor der Kirche nach Vögeln jagte. Er machte trotzdem so etwas wie eine Karriere, gehörte geistlichen Kommissionen an und predigte im Münster von York, bis die Krankheit seine Stimme in Mitleidenschaft zog. Er konnte malen und Geige spielen, las viel, besonders Rabelais und Cervantes, und war Mitglied eines Klubs von Laienschriftstellern, der Demoniacs. Sein erstes Buch, eine Kirchensatire, mußte auf Verlangen geistlicher Würdenträger verbrannt werden. Aber Sterne hatte sein wahres Talent entdeckt.
    1759 wurden die ersten beiden Teile des »Tristram Shandy« veröffentlicht, bis 1767 folgten sieben weitere Bände der komischen wie melancholischen Geschichte. Jeder Satz sei schweren Herzens geschrieben worden, hat Sterne später gesagt. (Seine Frau drohte nach einem Nervenzusammenbruch andauernd mit Selbstmord.)
    Der Roman wurde ein sensationeller Erfolg, Sterne war der Held des Tages in den Londoner Klubs. Während eines Parisaufenthalts suchte der berühmte Diderot seine Nähe. Überall in Europa las man ihn, in empfindsamen Freundeszirkeln, man lachte und weinte gemeinsam bei der Lektüre (»Joy of grief«) und gab sich Namen nach Figuren der Romane. Goethe urteilte: »Sterne war der schönste Geist, der je gewirkt hat; wer ihn liest, fühlt sich sogleich frei und schön; sein Humor ist unnachahmlich.«
    Sterne zog aufs Land, schrieb im Sommer weiter am
»Tristram Shandy« und veröffentlichte die Fortsetzungen im Winter in London. Aber den Anstrengungen des hauptstädtischen Nachtlebens, denen er sich immer wieder hingab, war er nicht gewachsen. Erholungsreisen nach Frankreich und Italien gaben ihm Material für sein zweites berühmtes Buch, »A Sentimental Journey through France and Italy«, 1767 veröffentlicht. Dann brach er zusammen, lag in einem Londoner Hotel auf dem schmutzigen Bett, die Arme emporgereckt: »Now it is come« waren seine letzten Worte. Grabräuber stahlen die Leiche für anatomische Studien. Auf dem Seziertisch in Cambridge erkannte man ihn erst im letzten Moment.
    Die moderne Literatur wäre ohne Laurence Sterne nicht vorstellbar. Die psychologische Darstellung der Charaktere war ihm wichtiger als die Handlung. Abschweifungen der verschiedensten Art bildeten das wichtigste Element seiner Erzähltechnik, im »Tristram Shandy« wird beispielsweise die Antwort auf eine einfache Frage neun Kapitel hinausgezögert! James Joyce und Virginia Woolf haben diese Versuche in unserem Jahrhundert weitergeführt.

Adalbert Stifter
    Stifter, der Mann mit dem schönen Vornamen, wurde im Todesjahr Schillers geboren, am 23. Oktober 1805, als Kind

Weitere Kostenlose Bücher