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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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bringe ich dich um. Wie kannst du fast 1000 Euro für drei Tassen bieten?!«
    Ich hielt die Luft an. Wilma ließ meinen Arm los.
    3 … 2 … 1 …
    Scheiße! Sie wird mich auf der Stelle erwürgen.
    … meins!
    »Hurra! Wilma, ich hab sie! Ich hab sie!«
    »Du hast noch nicht mal 50 Euro!«
    »Aber ich hab gewonnen. Ich hab das Rennen gemacht. Es ist wichtig! Es geht um Berti, und vor allem geht es um Herrmanns. Das sind bestimmt seine Tassen. Ich gehe jede Wette ein, dass ich jetzt rauskriege, wer den Herrmanns umgefahren und beklaut hat. Glaub mir doch! Leih mir die Kohle.«
    Eine Männerstimme mischte sich in unser Gekeife: »Jemand Brötchen? Ich fahr welche holen.«
    Wilma und ich drehten uns synchron in die Richtung, aus der die Stimme kam, und schrien unisono: »Croissants! Zwei!«
    Acki nickte, setzte sich den Fahrradhelm auf und klapperte mit den harten Fahrradschuhen an den Füßen zur Tür. Aus dem Flur rief er: »Maggie, du hast eine Scheiblette an der Backe. Wollt ich nur mal sagen.«
    Wilma lachte und zog mir die Käsescheibe vom Gesicht.
    »Das ist nicht witzig! Nicht witzig!«, protestierte ich.
    »Doch, Maggie, ich fürchte, das ist es. Nicht nur der Käse im Gesicht. Alles andere auch. Was machst du denn, wenn du die Person bei der Übergabe siehst? Verhaftest du den oder die?«
    »Nein. Ich verfolge den oder die. Oder luchs ihm oder ihr seine Schrägstrich ihre Adresse ab … Ich mach auf interessierte Sammlerin. Pipapo … weisste doch.«
    »Und mein Geld seh ich nie wieder? Vorausgesetzt, ich würde so blöde sein und es dir leihen?«
    »Wenn es nicht die richtigen Tassen sind, dann … dann …«
    »Abendroth, egal was. Du gehst in die Sklaverei. Ich leih dir Geld. Aber ich will es innerhalb der nächsten drei Monate wiederhaben. Egal, ob deine Mission Impossible was gebracht hat oder nicht.«
    »Komm doch mit. Ja, komm mit zur Übergabe. Jeden Moment fliegt hier die E-Mail rein, mit der Antwort, wo der Treffpunkt ist.«
    »Maggie! Ich kann dir 500 Euro leihen, und in drei Monaten sehe ich sie wieder! Und ich meine das ernst.«
    »Was denn sonst? Ich verspreche es. Hochheiliges Ehrenwort.«
    »Wenn nicht, schneid ich dir ’ne Glatze, die Sinead O’Connor und Kojak zum Weinen bringen würde. Hast du mich verstanden?«
    Ich starrte wieder auf den Bildschirm: 955 Euro. Fehlten mir nur noch 455. Jetzt half nur noch beten.

23
    Der Pfarrer sprach die letzten Worte, die Musik setzte ein, und Borowskis Sarg wurde von sechs Trägern aus der Trauerhalle getragen. Die Zeremonie war beendet; ich kämpfte in der ersten Reihe mit dem Schlaf und war gleichzeitig so aufgeregt, dass ich glaubte, mein Schädel würde platzen. Berti, Mia, Elli und Carmen saßen zu meiner Linken, der Platz an meiner rechten Seite war leer. Winnie war nicht zur Trauerfeier erschienen. Berti hatte auf meine Frage nach ihrem Enkel die Nase gerümpft, aber kein Wort darüber verloren, wo er sein könnte. Elli war bemerkenswert ruhig. Als ich sie abgeholt hatte, hatte ich sie rundheraus auf die fehlenden 455 Euro angesprochen und ihr erklärt, wozu ich das Geld brauchte. Zu meinem grenzenlosen Erstaunen hatte sie auf der Stelle eingewilligt unter der Bedingung, bei der Übergabe dabei sein zu dürfen. Den Wunsch konnte ich ihr nicht abschlagen, und was sollte schon schiefgehen? Zwei Frauen gehen ›Portzellan‹ einkaufen – alles ganz harmlos.
    Matti und Rudi öffneten die großen Türen der Trauerhalle, und die wenigen, die gekommen waren, um Borowski ein letztes Lebewohl zu sagen, setzten sich Mützen auf, wickelten sich Schals um und gingen hinaus. Berti unterhielt sich mit drei kleinen Männern, vermutlich Jockeys aus Borowskis goldenen Tagen als Pferdewirt auf allen Trabrennbahnen der Welt. Einer der Umpa-Lumpas hielt ein Bild in der Hand, das er Berti übergab. Sie nahm es lächelnd entgegen, verstaute es in ihrer Handtasche und verabschiedete sich von den dreien.
    Am Ausgang sah ich Helga aus dem Ehrenfelder Eck und Wieczorek vom Kleingartenverein stehen. Helga winkte, und ich war froh, dass Wieczorek in dem Moment jemand anderen begrüßte und mich überhaupt nicht wahrnahm. Der hätte sich sehr gewundert, die große Reporterin bei dieser Veranstaltung anzutreffen. Wieczorek hakte sich bei Helga ein, und die beiden nahmen den Weg in Richtung Parkplatz, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    Der Katafalk mit Borowskis Sarg wurde an uns vorbei in Richtung Grabstelle gerollt. Ich wollte mich schnell von Berti und Mia

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