umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)
ihm das sagen? Der sagt mir ja auch nicht, wo er wohnt.«
»Ph! Wär’ jedenfalls sicherer, wenn der wüsste, wat du vorhas’«, murmelte Berti.
Der Schnee fiel immer dichter, und ich musste die Scheibenwischer laufen lassen, damit wir überhaupt den Überblick behielten.
Ein weißer Ford Fiesta hielt vor einer Zapfsäule. Eine junge Frau stieg aus und tankte. Fehlanzeige.
Ich drehte mir eine Zigarette und zündete sie an. Was, wenn der Verkäufer gar nicht kam? Vielleicht war er oder sie aufgehalten worden? In der E-Mail stand keine Adresse und keine Telefonnummer. Also hieß es, warten, warten, warten.
»Da! So’n Mist. Wat macht denn der Spacko gezz hier?«, zischte Berti plötzlich.
»Wer?« Ich schaute mich um und sah einen roten Amischlitten auf die Tankstelle rollen. Elvis stieg aus und postierte sich neben seinem Wagen. Bevor ich noch irgendwas sagen konnte, waren Mia und Berti aus dem Wagen gesprungen und gingen auf Elvis zu. Ich stieg ebenfalls aus. Was sollte das hier werden, wenn es fertig war? Von der anderen Straßenseite kam Elli mit ihrer Bratwurst über die Straße geschliddert. Der Pudel stapfte tapfer hinter ihr her durch den Schnee.
» 4630Helga?«, sagte Mia mit fester Stimme.
Elvis’ Kopf flog herum, und seine Gesichtsfarbe wechselte von käsebleich zu ungesundem Himbeerrot. Er erkannte Berti und zuckte zusammen. Elli rief: »Wat machs du denn hier?«
»Bist du 4630Helga?! Hast du die Tassen?!«, blaffte Berti. Elvis wich einen Schritt vor ihr zurück.
»Has’ du dem Herrmanns die Bude angesteckt?«
»Er hat die Tassen«, rief Mia, die auf der Beifahrerseite die Tür aufgerissen hatte. Sie hielt triumphierend ›Elizabeth und Philip auf Malta‹ in die Höhe.
»Has’ du den Herrmanns auf dem Gewissen?! Warst du dat?! Hast du den umgenietet … du … du … Paselacke!«, schrie Berti und ging mit hoch erhobenen Fäusten auf Elvis los. Die junge Frau, die ihren Fiesta betankt hatte, starrte uns an, sah, wie Berti ihre Handtasche schwang, hängte schnell den Tankschlauch zurück in die Zapfsäule und flüchtete in die Tankstelle.
Ich griff ins Handschuhfach und schnappte mir eine Dose Pfefferspray.
»Maggie, ruf die Pollzei an. Mia, stell dat Diebesgut sicher«, rief Berti. Elvis wehrte den ersten Schwung der Handtasche ab, drehte sich plötzlich um, schubste Mia vom Auto weg, packte in der nächsten Sekunde Bertis Mantelkragen und stieß sie in seinen Wagen. Mia lag im Schnee wie ein verunglückter Käfer und versuchte wieder auf die Beine zu krabbeln. Bevor ich das Reizgas überhaupt entsichert hatte, heulte der Motor des Cadillac El Dorado auf, und der Wagen machte schlingernd einen Satz nach vorne. Ich zerrte Mia gerade noch rechtzeitig zur Seite, als der Cadillac haarscharf an uns vorbeischoss. Elli ließ die Würstchen fallen und stellte sich auf der Straße dem Wagen in den Weg. Elvis touchierte den Bordstein, um ihr auszuweichen. Elli schrie aus Leibeskräften: »Schätzken, mein Schätzken!« Im Schnee breitete sich ein dunkelroter Fleck aus. Mia keuchte: »Fahr hinterher, Maggie. Los, fahr!«
Ich wollte ihr aufhelfen, aber Mia stieß mich von sich weg, und ich taumelte zum Taxi. Ich sah Ellis blutenden Pudel am Straßenrand liegen. Seine Hinterbeinchen zuckten.
»Mach schon. Ich ruf Winnie an. Los! Du darfst Berti nicht verlieren! Da, da der haut ab … Berti, oh mein Gott!«
Ich startete den Wagen, hieb mit dem Knie unter die Lenksäule, wo sich der Knopf für die Alarmanlage befand. Alle Lichter am Taxi blinkten, die Sirene ging los, und ich schlidderte von der Tankstelle.
Der Cadillac fuhr schlingernd vor mir auf der Kemnader Straße in Richtung Stiepel. Elvis fuhr viel zu schnell. Als es bergab zum Zisterzienserkloster ging, geriet der Straßenkreuzer gefährlich ins Trudeln und touchierte mehrmals die Bordsteinkante. Ich meinte zu sehen, wie Berti vom Rücksitz aus auf Elvis eindrosch.
Mein Handy klingelte. Ich versuchte den Wagen auf Kurs zu halten, Elvis nicht aus den Augen zu verlieren und dabei auch noch zu telefonieren. »Wo bist du, Maggie?, rief Mia. »Ich kann Winnie nicht erreichen, aber ich sitze jetzt mit Matti im Auto. Wo bist du?«
Ich konnte Mia wegen des Gehupes meiner eigenen Alarmanlage kaum verstehen und schrie: »Sprich lauter! Ich bin auf der Kemnader. Er fährt in Richtung Stausee. Scheiße nee, jetzt geht’s hier gleich bergab. Ich muss auflegen.«
»Nein, bleib dran!«
»Ruf im Präsidium an. Karin und Peter. Irgendwer wird doch da
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