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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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wollte nur sagen, schön, dass du nicht weg bist, nicht in der Karibik und nicht in Köln.«
    »Bedank dich beim Gott fürs Ressort ›Kein Sex mit dem Ex‹, und jetzt raus hier.«
    Er machte immer noch keine Anstalten auszusteigen, sondern legte einen Arm um mich und grinste über beide Ohren. Ich ließ ein paarmal den Motor aufheulen. Winnies Grinsen wurde immer breiter, bis er plötzlich anfing zu lachen.
    »Was denn? Welchen Witz hab ich grad nicht mitgekriegt?«, fragte ich.
    Was will der Kerl? Die nächsten Stunden hier sitzen und vor sich hin gackern? Über Pointen, die nur er versteht?
    »Haben sie dir in St. Petersburg irgendwas in den Wodka getan?«
    »Nein … Außer Tee …«
    »Winnie!«
    »Sag mal … Hast du wirklich dem Knipser die Reifen abgeschraubt?«
    Ich drehte mich zu Winnie um und guckte ihn an. Er bebte schon am ganzen Körper, weil er krampfhaft versuchte, einen Lachkoller zu unterdrücken. Die Knöpfe an seinem Hemd spannten bedenklich. Ich schob unsanft seinen Arm beiseite.
    »Der Knipser hat dich doch nicht wirklich angerufen, um mich anzuzeigen?«
    Winnie nickte heftig, sein roter Haarschopf fiel ihm ins Gesicht, und Lachtränen rollten ihm die Wangen hinunter. »Das hat der gemacht. Das hat der wirklich gemacht …«
    »Und was hast du ihm geantwortet?«
    Winnie prustete: »Dass er aufhören soll, sich wie ’ne Schwuchtel zu benehmen. Und jetzt hau endlich mit diesem Sarg auf Rädern ab, sonst kommt bei mir der Polizist durch.«
    Das Taxigeschäft lief in dieser Nacht buchstäblich wie geschmiert. Viele Autofahrer trauten sich bei dem Schneetreiben mit ihren Autos nicht mehr auf die Straße. Ich fragte mich gar nicht erst, ob Kieslowski Winterreifen aufgezogen hatte. Nach kurzer Zeit hatte ich den Wagen sehr gut im Griff, und es machte mir richtig Spaß, mit dem schweren Benz durch die Straßen zu schliddern. Um halb sechs rief ich in Kieslowskis Büro an, um zu fragen, ob ich den Wagen abliefern müsse. Es wäre jetzt viel bequemer, ihn vor Wilmas Wohnung zu parken und vor allem nicht vom Taxihof durch das Schneetreiben laufen zu müssen. Der Rentner war am Apparat und grummelte überraschenderweise, ich solle den Wagen mit nach Hause nehmen, Elli bräuchte mich am nächsten Tag um halb elf. »Und verpenn den Termin bloß nicht.«
    »Falls doch, sage ich einfach, du hast mir nicht Bescheid gesagt.«
    »Sieh dich vor!«, raunzte er.
    »Aber du … Mit einem Bein im Grab und große Klappe«, feixte ich und legte auf.
    Bei Wilma angekommen, war ich sehr überrascht, Ackis Mountainbike in der Diele stehen zu sehen. Ich machte mir in der Küche so leise es ging einen Espresso und verschanzte mich im Arbeitszimmer. Viertel vor sechs. Noch genug Zeit, um wieder in die Auktion einzusteigen. Mir standen die Haare zu Berge, als ich sah, bei wie viel die Versteigerung bereits stand: 695 Euro! Für drei Tassen? Das war doch ein Fake. Das konnte nicht sein. Da musste doch jemand mitbieten, der auf der Seite des Verkäufers stand. Da wäre ich jede Wette eingegangen. Aber was sollte ich machen? Ich loggte mich ein, bot 700 Euro und ging in die Küche, um mir was zu essen zu holen. Als ich mit einer Käseschnitte wieder zurückkam, standen die Tassen bei 715 Euro. Ich bot 720. Fasziniert beobachtete ich kauend die nächsten Gebote. Eine Sophie13 bot unverdrossen gegen Richyrich . 6.15 Uhr: 745 Euro. 6.25 Uhr: Sophie13 erhöht auf 800 Euro. 6.28 Uhr: Richyrich zieht mit 805 Euro nach. Mit zitternden Fingern erhöhte ich auf 815 Euro, in der Gewissheit, dass Wilma mich umbringen würde. Aber ich wollte den Zuschlag unbedingt. Ich wollte wissen, wer 4630Helga war.
    »Maggie. Maggie … Aufwachen.«
    Ich hob den Kopf von der Tischplatte und war in der nächsten Sekunde hellwach. Die Uhr am Computer zeigte 6.58 Uhr, das Gebot stand bei 935 Euro. Mit fliegenden Händen gab ich 940 Euro ein und drückte auf die Enter-Taste.
    Wilma hatte sich über meine Schulter gebeugt, ihre zerzausten, langen, blonden Haare versperrten mir die Sicht auf den Bildschirm. In der nächsten Sekunde verpasste sie mir eine Kopfnuss und sagte: »Bist du irre? Von meinem Account?«
    »Lass mich. Ich muss diese Tassen kriegen. Und brüll mir nicht ins Ohr.«
    6.59 Uhr: Sophie13 fährt mir mit 950 Euro in die Parade. Wilma hält meine rechte Hand umklammert, und ich hämmere mit der Linken mein Gebot in die Tasten: 955 Euro, und ›Enter‹. Die letzten Sekunden der Auktion verrannen. »Wenn du jetzt den Zuschlag hast, dann

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