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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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sein, der weiß, wo Winnie steckt.«
    Ich warf das Handy auf den Beifahrersitz. Zum Lenken brauchte ich definitiv beide Hände. Ich betete, dass Elvis endlich stehen bleiben würde. Das konnte doch nicht gut gehen. Der wird den Wagen vor den nächsten Baum setzen, wenn er so weiterfährt.
    Wir hatten die kleine Einkaufszone in Stiepel-Dorf durchquert, und nach einer scharfen Rechtskurve schlängelte sich die Straße für die nächsten zwei Kilometer steil bergab auf die Kemnader Brücke zu. Das Handy klingelte wieder. Mias Nummer leuchtete auf. Ich ging nicht ran. Das Hinweisschild Zur alten Fähre flog gefährlich nah an mir vorbei. Der Cadillac schaffte mit knapper Not die letzte Kurve vor der Brücke. Er titschte gegen die kniehohe Betoneinfassung der Fahrbahn und schoss dann schlingernd geradeaus auf die Brücke. Ich nahm den Fuß vom Gaspedal. Mit der alten Droschke konnte ich nicht so viel riskieren. Ich rechnete mir aus, dass ich Elvis spätestens an der großen Kreuzung hinter der Burg Kemnade einholen würde. Vor der Kreuzung gab es einen einspurigen Engpass, und am Steinenhaus musste er anhalten. Er konnte unmöglich riskieren, im Blindflug über diese Kreuzung zu preschen. Ich hatte die Brücke schon zur Hälfte überquert und beschleunigte wieder, als plötzlich etwas Weißes aus dem Seitenfenster des Cadillacs geflogen kam. Es prallte auf der Straße auf, flog wieder hoch, und bevor ich es identifizieren konnte, knallte es auf meine Motorhaube. Instinktiv duckte ich mich weg und verriss dabei das Steuer. Das Heck brach aus, und ich wurde heftig herumgeschleudert. Dann gab es einen Aufprall, ein Reifen platzte mit lautem Knall.
    Der Benz hob ab. Zwischen mir und dem Fluss gab es nur noch ein schmales Eisengeländer, nicht einmal einen Meter hoch.
    Den explodierten Airbag mitten im Gesicht, konnte ich nicht sehen, wohin die Reise ging. Der Wagen neigte sich auf die linke Seite. Ich versuchte mit den Händen meinen Kopf zu schützen, als ein Schatten am Auto vorbeisegelte. Der Wagen rammte das Brückengeländer, bäumte sich auf und sauste abwärts. Mein Magen schlug Purzelbäume. Der Aufprall war heftig, als wäre ich geradewegs gegen eine Betonmauer gerast. Der Sicherheitsgurt quetschte mir den Hals ein. Ich knallte mit dem Kopf gegen das Seitenfenster. Das Heulen der Alarmanlage erstarb. Dann war es still.
    Der Airbag sackte pfeifend in sich zusammen, und ich sah, wo ich gelandet war. Um mich herum Eisschollen, das Ufer meterweit entfernt, trieb ich in der Ruhr von der Brücke weg. Langsam versank der Mercedesstern im Wasser. Das Schiebedach, schoss es mir durch den Kopf. Mach das Schiebedach auf. Raus hier. Bloß raus hier! Ich löste den Sicherheitsgurt und drückte auf den Schalter für das Dach. Nichts passierte. Ich versuchte die Seitenfenster zu öffnen. Nichts.
    Die Nase des Wagens senkte sich tiefer und tiefer ins Wasser. Fast hatte es die Frontscheibe erreicht. Mit zitternden Händen suchte ich nach dem Handy und fand es unter dem Beifahrersitz. Als ich Mattis Nummer wählte, hatte das Wasser die Hälfte der Frontscheibe bedeckt.
    »Frau Margret. Ich bin auf dem Weg«, sagte er sofort. »Bleiben Sie stehen. Bleiben Sie, wo Sie sind. Bleiben Sie stehen! Die Polizei schneidet ihm den Weg an der Kreuzung zum Steinenhaus ab.«
    »Matti, Matti …«
    »Wo sind Sie?«
    »Im Wasser! Kemnader Brücke! Der Wagen säuft ab!«
    Im Hintergrund hörte ich Mia aufschreien und Rudis Stimme: »Wir sind gleich da! Wir holen dich da raus!«
    »Bleiben Sie ruhig, Frau Margret. Sind Sie im Auto?«
    »Ja«, wimmerte ich, »das Wasser ist schon …«
    »Warten Sie, bis der Wagen ganz unter Wasser ist, dann machen Sie die Fenster auf.«
    »Die gehen nicht auf!«, schrie ich. »Die gehen nicht …«
    »Zertrümmern Sie die Fenster. Der Wagen muss voll laufen, sonst gehen die Türen nicht auf. Haben Sie das verstanden?!«
    Und wie ich das verstanden hatte … Ich wusste nicht, ob Matti einen grausamen Scherz machte. Warum sollte ich denn bei vollem Bewusstsein die einzige Hülle, die mich noch vorm Ertrinken bewahrte, zerstören?
    »Schlagen Sie ein Fenster ein!«
    »Das geht nicht …«
    Im Hintergrund wurde das Stimmengewirr lauter.
    »Ich komme zu Ihnen. Ich werde die Fenster einschlagen, und der Wagen wird voll Wasser laufen, und ich hole Sie da raus.«
    Das Wasser hatte das Dach erreicht. Der Wagen sank unaufhaltsam. Wie wollte Matti mich rausholen? Ich würde hier niemals mehr rauskommen. Nie.
    »Frau Margret.

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