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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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nahm meine Zeitungen und die Zigaretten und machte, dass ich weg kam. Herrmanns als ersten Fahrgast des Tages ertragen zu müssen war wirklich nicht das, was ich gerade brauchte. Seinem Tonfall nach zu urteilen, hatte er wieder mindestens drei Underberg und vier Flaschen Fiege intus. Da konnte man für Herrmanns’ Chef nur hoffen, dass es nicht darum ging, eine Atombombe zu entschärfen.
    »Meine Herren, Maggie! Wenn ich jetzt noch eine Geschichte von diesem Bohlen gehört hätte … Du bist wirklich die Rettung.«
    »Tja, Herrmanns ist als Nervensäge unübertroffen.«
    »Ich dachte, ich mach mir mal einen schönen Nachmittag mit Berti, und dann kreuzen die beiden da auf. Und gehen nicht und gehen nicht. Seit der Herrmanns diesen Job hat, sagt die Berti, hat er wieder mehr Geld. Kann er noch mehr Bier trinken und bei ihr rumlungern.«
    »Ich denk’ der ist Rentner?«
    »Und jetzt ist er auch noch Gärtner. Das kann er wohl ganz gut. Borowski ist neidisch, weil der Herrmanns dem den ganzen Tag die Ohren über seinen Chef vollsülzt. Als wär’ plötzlich sein Chef sein bester Freund. Kann der Borowski nicht vertragen. Und wie der Herrmanns immer angibt! Wie’n Sack Seife.«
    »Womit denn? Verdient der da so viel?«
    »Nee, der gibt mit seinem Chef an. Was der alles hat … Eine Villa, einen Swimmingpool, ein volltemperiertes Zimmer für seine Zigarren, Kunst an den Wänden, und hasse nich gesehn …«
    »Kein Wunder, dass der Borowski eifersüchtig ist. Aber die kriegen sich schon wieder ein. Spätestens, wenn der neue Chef merkt, wie schnell sein Cognacvorrat alle wird.« … und seine seit 80 Jahren kunstvoll hochgezüchtete Buchsbaumhecke nach Herrmanns Neuschnitt aussieht wie ’ne Kette Bierflaschen.
    »Herrmanns sagt, der hat einen ganzen Keller voll davon.«
    »Dann wäre ich an seiner Stelle noch vorsichtiger. Solche Leute führen Listen über ihre Bestände. Wie geht’s dir sonst? Lange nicht gesehen.«
    Genau genommen seit der Knast-Entlassungsparty vor ein paar Wochen, die Oma Berti spontan für Matti gegeben hatte.
    »Ach, wie soll es mir schon gehen? Ich hab den Hof verkauft, die Sophie hat ein schönes Plätzchen bei unserem Nachbarn. Ich wohne in drei Zimmern mit Balkon, da ist man auch schnell fertig mit allem.«
    Mit anderen Worten, Mia fiel in ihrem neuen Zuhause die Decke auf den Kopf. Erst kürzlich war ihr Mann unter tragischen Umständen zu Tode gekommen, und so schnell, wie sie sich ihren neuen Lebensumständen gebeugt hatte, so schnell, schien es, ging ihr gerade dabei die Puste aus. Sophie war das Hausschwein der Hoffstiepels gewesen. Ihr ganzer Stolz. Dass Mia es übers Herz gebracht hatte, Sophie einem Fremden zu überlassen, ließ auf ihre Gemütslage schließen. Mia war knapp über sechzig und topfit. Das gemütliche Rentnerdasein mit zwei Zimmern, Küche, Diele, Bad, Balkon bekam ihr gar nicht.
    »Kannst du nicht Berti ein bisschen im Kiosk helfen?«
    »Ach, die hat doch jemanden. Hat sie dir das gar nicht erzählt? So einen jungen Kerl. Ritchie heißt der. Kommt zweimal die Woche. Das reicht ihr.«
    »Nee, den kenn ich gar nicht.« Daran konnte ich mal wieder ablesen, wie tief ich bei Oma Berti gesunken war. Sie hatte mich nicht mal über meinen Nachfolger informiert.
    »Und du fährst jetzt Taxi? Berti sagt, du machst Nachtschicht. Das ist doch gefährlich für eine Frau.«
    »Es war nur noch die Nachtschicht frei. Was soll ich machen? So schlimm ist es gar nicht.« Na ja, das war ein bisschen gelogen. Man weiß ja nie, wer einem da in den Wagen steigt. Regelrecht Angst hatte ich nicht, aber ein mulmiges Gefühl beschlich mich schon, vor allem, wenn die Fahrgäste angetrunken waren. Während meines Studiums war ich schon mal ein paar Monate gefahren, aber das waren andere Zeiten und eine andere Maggie gewesen. Da gehörte es zum guten Ton, in der Nacht unterwegs zu sein, schräge Jobs zu machen und auf dem T-Shirt ›No Future‹ stehen zu haben. Das T-Shirt war längst in der Altkleidersammlung, und ich, beruflich auf dem Abstellgleis, erfuhr gerade am eigenen Leib, was der Slogan wirklich bedeutete.
    »Pass mal gut auf dich auf. Was sagen denn deine Freunde dazu? Der Winnie zum Beispiel, als Kommissar weiß der doch, was jede Nacht auf den Straßen passiert. Der hätte dir das ausreden müssen.«
    Hatte er ja versucht, aber ich habe nicht auf ihn gehört. Aber er hat mir eine Dose Pfefferspray geschenkt.
    »Und der Herr Matti, der könnte dir doch einen Job anbieten. Berti hat

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