umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)
gesagt, der macht in ein paar Tagen das Bestattungshaus wieder auf«, argumentierte Mia weiter, weil ich ihr keine Antwort gab.
Genau, hat er ja gemacht, aber ich habe nicht auf ihn gehört. Und er hat mir eine Dose Pfefferspray geschenkt.
»Und deine Freundin Wilma, die hat doch einen eigenen Friseursalon …«
»Mia, die haben mir schon alle ins Gewissen geredet, sogar Kajo, und Karin und Peter, Winnies Kollegen vom Kommissariat. Alle haben nichts ausgelassen – aber ich mach das jetzt und fertig. Und alle haben mir eine Dose Pfefferspray geschenkt. Willste mal sehen? Oder brauchst du zufällig eine? Da, im Handschuhfach, nimm dir ruhig.«
Mia öffnete das Handschuhfach, in dem das Selbstverteidigungsarsenal herumkollerte.
»Na, wenigstens bist du bewaffnet.«
Wir fuhren schon die dritte Runde im Kreisverkehr am Romanusplatz. Mia lachte und sagte: »Mensch, ich sollte dir mal sagen, wo ich jetzt wohne, was?«
»Könnte helfen.«
»Gar nicht so weit. Am Wiesental. Da lang.« Sie schloss die Klappe vom Handschuhfach. »Ich hoffe ja für dich, dass du das nie brauchen wirst.«
»Das hoffe ich auch, Mia.« Und deswegen mache ich zu später Stunde an dunklen Halteplätzen auch immer brav die Zentralverriegelung zu. In manchen Nächten wusste ich nicht, was schlimmer wäre – Taxikollegen, die einem die Nacht volltexteten, oder irre Axtmörder.
Ich nahm die Ausfahrt an der Drusenbergstraße, und ein paar Minuten später standen wir schon vor Mias Haustür.
»Schönes Haus.«
»Tja, und so nah am Park. Ich kann den ganzen Tag spazieren gehen, bis ich vor Langeweile tot umfalle.«
»Mia, du brauchst einen Job.«
»Ich werde nicht Taxi fahren«, lachte sie.
»Nee, aber vielleicht was anderes.«
»Zum Beispiel? Ich guck mir die ganzen Anzeigenblätter an, und alles, was die wollen, sind Achtzehnjährige mit 30 Jahren Berufserfahrung. Ich kann da nicht mithalten. Spielhallenaufsicht, Tankstelle, Call-Center. Was soll ich mich da bewerben?«
Na ja, ich hatte mich da beworben, auch ohne Erfolg. Deswegen fuhr ich ja Taxi. War ich mit 38 Jahren auch schon zu alt? Hatten sie mich deswegen nicht genommen?
»Also Mia, ich weiß, dass Herr Matti jemanden sucht, der sein Büro macht. Ich will den Job nämlich nicht. Das halten meine Nerven nicht aus nach allem, was da passiert ist, verstehst du.«
»Aber du denkst, dass meine Nerven das aushalten? Also Maggie!«
»Büroarbeit, telefonieren, Ruhe bewahren, Rechnungen schreiben. Das ist alles. Du bist nett, du hast ein ansprechendes Äußeres, du bist gepflegt, hast gute Umgangsformen, du hast Buchhaltungskenntnisse, und wie ich weiß, kannst du sogar mit dem Computer umgehen. Hat mir Berti erzählt. Sag nicht, dass es nicht stimmt.«
»Doch, das stimmt. Aber das wird nicht gehen … nein, das wird nicht gehen. Herr Matti braucht jemanden, der jünger ist. Für so eine Arbeit braucht man Kraft.«
»Okay, ich habe dir Bescheid gesagt. Und ich sage noch was – für so einen Job braucht man keine Kraft, man braucht die richtige Einstellung. Und die hast du. Soll ich mit ihm darüber sprechen?«
»Nein, Maggie, das lass mal lieber. Ich glaube nicht, dass das der richtige Job für mich ist.«
»Matti ist sehr nett, Mia. Ihr würdet euch gut verstehen.«
Vor allem wäre Mia ein gutes Gegengewicht zu diesem Spaßvogel Rudi, der ein Talent dazu hat, in ›Sachen reinzugeraten‹.
»Natürlich ist er nett. Ich hab ihn ja kennengelernt. Aber … Was du immer für Ideen hast.«
»Denk in Ruhe drüber nach.«
Mia gab mir einen Zehner und wollte partout ihr Wechselgeld nicht zurück. Sie stieg aus. Ich schrieb 5,80 Euro auf meinen Fahrtenblock, stellte den Taxameter aus und reihte mich in den Verkehr ein. Mittlerweile war es dunkel geworden. Kurz vor acht – Zeit, meinen Halteplatz am Bahnhof einzunehmen. Um die Uhrzeit liefen ein paar Intercityzüge in Bochum ein. Ich wollte mein Glück versuchen – die zehn Stücke Neutralseife inklusive Flipflops hatte ich heute eh verpasst.
Aus dem Leben einer Taxifahrerin – Roughcut:
20.30 Uhr – Nummer 17 am Halteplatz. Intercityzüge kommen und gehen … die Taxifahrerin bleibt.
21.30 Uhr – Nummer 11 am Halteplatz. Heute vermutlich kein guter Taxitag.
Ob das wirklich so eine gute Idee war, Mia auf Matti anzusetzen? Ja, doch, das war eine sehr gute Idee. Besser konnte ich doch gar nicht aus der Nummer mit meinem Versprechen rauskommen, das ich nicht einhalten konnte. Mia brauchte Beschäftigung, und Matti hatte eine zu
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