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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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reingeraten. Der hat mehr Grips in der Birne als ich – dafür hab ich mehr in den Muckis. Und ich find’ ihm ’ne bessere Sekretärin, wenn du nicht willst. Und’n besseren Namen auch. Suomi und Nurmi! Weiß doch eh kein Schwein, was das ist. Hört sich ja an wie Dick und Doof.«
    Er drehte sich auf dem Absatz um und marschierte zurück ins Haus, und ich stand plötzlich allein vor dem herrschaftlichen Leichenwagen. Die leere Stelle unter dem Wort ›Bestattungen‹ gähnte mich an.
    Ein Blick auf die Uhr sagte mir, dass ich keine Zeit mehr hatte, hinter Matti herzurennen, um die Diskussion in den Ruinen des alten Kühlhauses weiterzuführen. Ich wettete mit mir selbst, dass wir in den nächsten Wochen das Spielchen ›Briefumschlag-wechsel-dich‹ mit verschärften Regeln weiterspielen würden. Wie ich Matti kannte, würde er einfach den Einsatz erhöhen. Seine Hartnäckigkeit ist unübertroffen. Schließlich ist er ein Finne und seine Nerven gestählt vom Eisangeln bei Minus 40 Grad Celsius im ewigen, finnischen Winter von Kemijärvi, der nur ab und zu von einem gesprächigen Rentier und einer fotogenen Aurora borealis unterbrochen wird. Was hatte ich dem schon entgegenzusetzen außer, schnell zu reden?
    Mir blieb noch knapp eine Viertelstunde, bis ich mit dem alten Benz auf dem Taxi-Halteplatz einfliegen musste. Gerade genug Zeit, um bei Oma Bertis Kiosk meinen Tabakvorrat aufzufüllen. Und wenig genug, um einen Grund zu haben, mir nicht das neueste Geschwätz von Herrmanns und Borowski anzuhören. Herrmanns hatte nämlich ein neues Thema, und das war nicht minder schlimm als seine alten Themen. Nachdem er genüsslich bis vor ein paar Tagen die deutsche Fußball-Nationalmannschaft und den Verlust der Weltmeisterschaft in letzter Sekunde und danach die große Oderflut von allen Seiten und mit allem, was die BILD-Zeitungsphilosophie so hergab, durchgekaut hatte, gab es jetzt Diddä. Herrmanns hatte alles, was über Bohlen in der BILD gestanden hatte, natürlich schon gelesen und beglückte jeden, der nicht schnell genug wegrennen konnte, mit den Erkenntnissen des Dieter Bohlen über Gott, die Welt und die Frauen. Wie sich herausstellte, war Herrmanns Diddäs Bruder im Geiste. Und Borowski seine Naddel.

03
    Als ich am Kiosk vorfuhr, standen Herrmanns und Borowski, wie erwartet, an der Verkaufsluke, jeder eine Flasche Fiege -Pils in der Hand und prosteten mir zu. Ich stieg aus. Die Ohren auf Durchzug, mit starrem Blick auf mein Überlebenspack, bestehend aus Stern, Bunte und Gala von der letzten Woche, die Berti mir netterweise kostenlos überließ (dafür waren die Kreuzworträtsel leider schon gelöst), zwei Schachteln Gauloises und einem heißen Espresso. Berti reichte mir die Zigaretten und die Zeitungen, und ihre Freundin Mia kredenzte den Kaffee. Den Espresso hatte ich schon ausgetrunken, bevor Herrmanns auch nur ›Diddää‹ ausgesprochen hatte. »Tut mir leid, Herrmanns, heute keine Teppichluder-Geschichte. Keine Zeit.«
    Mia stellte die leere Tasse beiseite und sagte: »Ach, wie schade, ich dachte, du kannst mich nach Hause bringen.«
    »Ruf ich dir eben’n anderet Taxi«, sagte Berti.
    »Nee, kein Problem, ich fahr dich, Mia. Steig ein.«
    »Ich war zuerst hier, dat Taxi gehört mir«, sagte Herrmanns.
    »Hättste eher was sagen müssen. Sorry, Berti ruft dir ein anderes«, sagte ich.
    »Der Herrmanns hat noch wat zu erledigen«, sagte Borowski und befreite eine kleine Flasche Underberg von ihrer Papierumhüllung.
    »Das nenn ich eine sensationelle Nachricht. Termin mit Diddä?«
    Oma Berti hatte den Telefonhörer schon in der Hand, als Herrmanns Mia vorschlug: »Wir können doch zusammen fahren, ne?! Erst setzt se mich ab und dann Sie.«
    Ja, Herrmanns, und wer dann die Rechnung bezahlt, ist auch klar. Mia dachte wahrscheinlich dasselbe wie ich, denn sie schaute flehend gen Himmel. Berti kam uns zu Hilfe und sagte: »Is schon unterwechs, Herrmanns. Dein Bier is eh noch nich alle. Mach mal langsam, so dringend kann et ja nich sein.«
    »Nee, nich dringend, abba pünktlich.«
    »Dein neuer Chef wartet nich gerne, ne? Der feine Herr benötigt Herrmanns’ Dienste«, maulte Borowski in die Runde. »Wenn der sacht: ›Spring‹, fracht der Herrmanns nur noch: ›Wie hoch?‹«
    Herrmanns drehte sich murrend von Borowski weg. »Pannhannes. Bis ja bloß neidisch, weil dich keiner irgendwat fracht.«
    Borowski muckt auf? Ist ja das Allerneueste.
    Mia kam aus dem Kiosk und stieg sofort in den Wagen. Ich

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