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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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und schaute aufs Handydisplay. Die Zeit verrann unerbittlich, schon halb elf. Ich überlegte, ob ich Winnie in St. Petersburg anrufen sollte. Das hier war schließlich ziemlich viel Aufregung für die alten Leute. Berti war zwar zäh und machte immer den Eindruck von unkaputtbar, aber wie schlimm stand es wirklich um Herrmanns, und wie würde Berti reagieren, wenn die schlimmste aller Möglichkeiten eintraf? Sollte Winnie da nicht für seine Oma da sein?
    Bevor ich einen Entschluss fassen konnte, öffnete sich die Tür am Ende des langen Gangs mit einem metallischen Klick, und noch mehr kalte Luft zog herein. Zwei uniformierte Polizisten, ein älterer mit Schnäuzer und Hornbrille, an dessen Stiefelhacken ein Milchgesicht mit gerade mal einem Stern an der Uniform klebte, kamen auf mich zu. »Entschuldigung, sind hier eine alte Dame und ein alter Herr reingegangen?«, fragte der Schnäuzer.
    »Falls Sie Frau Blaschke und Herrn Borowski meinen, ja.«
    Die beiden nickten.
    »Vor über einer Stunde schon.«
    »Dann warten wir. Kann ja nicht mehr lange dauern.«
    »Was wollen Sie denn von denen?«
    »Das besprechen wir dann«, sagte das Milchgesicht zackig. Ich stand von der Bank auf und gab Schnäuzer die Hand, ohne Milchgesicht eines Blickes zu würdigen. »Ich bin eine Freundin von Frau Blaschke, hab die beiden hierhergefahren. Maggie Abendroth«, stellte ich mich vor.
    »Das ist gut, dass sich jemand kümmert«, sagte der Ältere. »Ziemlich starker Tobak, die ganze Geschichte.«
    »Wir müssten nämlich in die Wohnung von dem verunfallten Herrn Herrmanns«, pflichtete der Jüngere plötzlich bei. »Um diese Uhrzeit ist natürlich keiner vom Ordnungsamt zu kriegen, aber wenn die beiden Freunde von dem Unfallopfer sind, dann geht das auch.«
    »Geht was?«
    »Dass sie als Zeugen mit uns in die Wohnung des Herrn Herrmanns gehen. Wir müssen zur Feststellung der Identität nach Papieren suchen. Der hatte nämlich keine dabei, deshalb haben wir ja den Aufruf bei Radio Bochum gemacht. Morgen steht das dann auch in der Zeitung.«
    »Ja«, sagte Schnäuzer mit einem strafenden Blick auf seinen plötzlich so gesprächigen Kollegen. »Wir können froh sein, dass Frau Blaschke das gehört und so schnell reagiert hat.«
    »Ach, Sie haben eine Beschreibung von Herrmanns übers Radio rausgehen lassen?«
    »Ja. Kennen Sie den Mann etwa auch?«
    »Natürlich.«
    »Na, dann können Sie ja auch mitkommen. Es ist besser, Sie begleiten die beiden und sorgen hinterher dafür, dass sie sicher nach Hause kommen.«
    Wie schön, dass die beiden Ordnungshüter über meine Freizeitgestaltung so genau Bescheid wussten.
    »Jetzt sagen Sie mir wenigstens, was dem Herrmanns passiert ist. Die beiden konnten vor Aufregung gar nichts erzählen.«
    Die Polizisten wechselten einen kurzen Blick, dann berichtete der Schnäuzer, dass Herrmanns von einem Spaziergänger, der seinen Hund um halb sechs Uhr morgens vor die Tür gelassen hatte, am Rande des Weitmarer Holzes schwer verletzt gefunden worden war. Der Mann hatte sofort einen Krankenwagen herbeigerufen und die Polizei verständigt. Nur wenig später, und Herrmanns wäre nicht mehr gewesen.
    »Wann war das?«
    »Vor zwei Tagen.«
    »Aber da hab ich den Herrmanns doch noch gesehen.«
    »Wann?«, fragten sie unisono.
    »Irgendwann um …? Halb drei, also morgens. An der Hattinger Straße.«
    »Und was hatten Sie da zu suchen?«
    »Um diese Uhrzeit?«
    Die beiden hatten sich breitbeinig vor mir aufgebaut, und Milchgesicht schrieb schon mit.
    »Ich fahre Taxi, Nachtschicht. Ich hab da oben am chinesischen Restaurant Pause gemacht, also auf dem Parkplatz. Und da kam der Herrmanns direkt an meinem Taxi vorbei. Ich hab ihn sogar gefragt, ob ich ihn irgendwohin mitnehmen kann, aber er hat nein gesagt. War ziemlich muffig. Und nicht ganz nüchtern. Dann habe ich eine Fahrt gekriegt und bin los, und er war weg.«
    »Aha, Nachtschicht. Bisschen gefährlich für eine Frau. Meinen Sie nicht? Heutzutage«, sagte der ältere Polizist. »Sie sollten sich wenigstens Pfefferspray zulegen.«
    Auch du, Brutus – als sei Pfefferspray das Allheilmittel gegen alle Bösewichte dieser Welt. Aber sie meinten es nur nett, so nett, dass Milchgesicht mir eine Dose Pfefferspray entgegenhielt. »Hier, nehmen Sie das. Für alle Fälle. Ich hab ja noch die da.« Er klopfte stolz auf sein Pistolenholster.
    Ich bedankte mich artig. Das wäre dann die sechste – oder siebte? Bis an die Zähne bewaffnet – ich könnte jetzt auch in

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