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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Abend etwas entspannter aus und kramte in einem fettbespritzten Küchenschränkchen herum, auf der Suche nach einer Flasche Bier. Berti hatte aus Herrmanns’ spärlichen Vorräten einen passablen Kaffee auf einem kleinen Gaskocher gebraut, während ich die beiden Polizeibeamten noch bis zum Gartentor gebracht hatte. Schnäuzer und Milchgesicht waren mit Herrmanns’ Personalausweis und seiner Krankenkassenkarte, die wir sofort in einer abgewetzten Brieftasche auf der Fensterbank gefunden hatten, abgezogen, ohne über Herrmanns’ Wohnverhältnisse auch nur ein Wort zu verlieren. Dass Berti ihnen mehrfach unter die Nase gerieben hatte, dass Kriminalhauptkommissar Winfried Maria Blaschke ihr Enkel war, mag dazu beigetragen haben.
    Bevor die beiden Polizisten in ihren Wagen gestiegen waren, hatte ich sie noch gefragt, ob am Unfallort ein Koffer gefunden worden war – ein großer Koffer. Sie verneinten. Er hatte nur dabei, was er am Leibe trug – und stark alkoholisiert sei er auch gewesen, erklärten sie mir. Und einen Flachmann? Negativ. Ich gab zu bedenken, dass die Geschichte wohl nicht ganz so einfach war wie eine simple Unfallflucht. Irgendjemand hatte seine Sachen mitgehen lassen.
    Ob Herrmanns denn hatte verreisen wollen, fragten sie mich noch. Ich konnte nur mit den Schultern zucken. Hätte Herrmanns eine Reise vorgehabt, hätte er das bestimmt erwähnt. Und zwar mehrmals täglich!
    »So, Borowski, und jetzt mal Butter bei die Fische. Wat wollte der Herrmanns mitten inne Nacht da draußen?« Berti war gerade dabei, eine Tüte Kekse von unbestimmter Provenienz und mit nicht mehr lesbarem Haltbarkeitsdatum aufzureißen.
    »Dat weiß ich doch nich, Berti«, jammerte Borowski und knallte die Tür des wackeligen Küchenschränkchens zu, denn bis auf eine kleine Scheibe Käse, vermutlich eine nahe Verwandte meiner vertrockneten Käsescheiben, war das Schränkchen leer. Mit hängenden Schultern ließ sich Borowski auf einem wackeligen Hocker nieder.
    Berti stippte einen Keks in ihren Kaffee, schaute mich auffordernd an und fragte: »Wat meinst du denn, Maggie? Wat hatte, deine Meinung nach, der alte Mann mitten inne Nacht auffe Straße zu suchen?«
    Borowski sank immer weiter in sich zusammen. Nervös knibbelte er an der ausgefransten Wachstuchtischdecke herum, die über den wackeligen Gartentisch gebreitet war. »Ich habe keine Ahnung«, sagte ich, während ich die restlichen Besitztümer von Herrmanns betrachtete, die sich von seinen drei verbeulten Töpfen neben der Kochplatte und seinen ausrangierten Campingmöbeln drastisch unterschieden. Ich war verblüfft, über wie viel mobiles Kapital der Sozialrentner Herrmanns verfügte. Ein Safe, gut 80 Zentimeter hoch und breit, machte den Anfang. Der stand direkt neben einem sehr alt aussehenden Kanonenofen. An der rechten Wand des kleinen Zimmers war vom Boden bis zur Decke ein Regal eingepasst worden, auf dem eine Sammlung Porzellan untergebracht war. Herrmanns besaß so ziemlich jede Tasse und jeden Teller, auf dem das Gesicht eines britischen Royals prangte.
    »Sag mal, Borowski, ist Herrmanns anglophil und Royalist?«
    »Musse gezz ausgerechnet noch auf dem rumtrampeln und deine blöden Scherze treiben?!«, blaffte er mich an.
    »Ich … Was?«
    »Borowski, Maggie fragt, ob er die Königsfamilie verehrt hat und England gut fand«, klärte Berti das Missverständnis auf.
    »Ja«, knurrte Borowski. »Geht doch keinen wat an, wat der Herrmanns gut fand und wat nich. Wir sollten gezz gehen.«
    Borowski stand auf, aber Berti blieb sitzen. Also setzte sich Borowski auch wieder hin. »Wat sollen wir denn hier noch?«
    »Deinen Kaffee trinken, sonz kannze deinem Kumpel auffe Intensiv bald Gesellschaft leisten«, ordnete Berti an und drückte Borowski einen Keks in die Hand, den er nur widerstrebend entgegennahm.
    Mittlerweile hatte ich das komplette Regal abgescannt, und mein Herz machte einen Luftsprung, als ich die Tasse mit dem Gesicht von Prince Charles neben der mit dem Konterfei von Queen Elizabeth entdeckte. Herrmanns, du wirst mir immer sympathischer. Es war genau die Tasse mit den Ohren als Henkel, die ich jahrelang wie einen Schatz gehütet hatte, die mir aber kürzlich bei einem Wortgefecht mit Winnie auf dem Boden zerschellt war, weil er mich mit seinen Faxen zu Tode erschreckt hatte.
    »Lass die Finger von Charles«, sagte Berti und lutschte an ihrem Keks.
    »Also bitte, glaubst du, ich steck mir die jetzt in die Tasche? Ich kann mich wohl

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