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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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ich mir anhören müssen: ›Wilma, es ist aus. Endgültig. Das war das letzte Mal!‹ Und wie oft ich dir die Haare umgefärbt habe, kann ich nicht mehr zählen. Und jetzt soll ich seelenruhig dabei zugucken, wie das ganze Theater wieder von vorne losgeht? Seh ich aus wie ’ne Masochistin?«
    »Es geht gar nichts von vorne los. Es fängt neu an.«
    »Ich weiß nicht, was er mit dir gemacht hat, aber du redest, als hätte der Kerl dich hypnotisiert. Hast du etwa alles vergessen? Warte mal, ich glaube, ich komme auf 25 Namen, die in den letzten Jahren zwischen ihm und dir gestanden haben. Doris, Susanne …«
    »Hier ist Kettwig, ich könnte dich hier rauslassen.«
    »… Georgia, Sandra, Gracia, Caroline, Lucky, Amber, Viktoria, nochmal Gracia …«
    Wilma streckte mir bei jedem Namen einen weiteren Finger entgegen.
    »Hör schon auf damit. Du tust ja gerade so, als wäre er …«
    »Der Kerl wird doch nicht erwachsen. Kapier das doch endlich mal«, fiel sie mir ins Wort.
    Essen-Haarzopf, zu spät, um die Ausfahrt noch zu nehmen.
    Wilma drückte die Zigarette im Aschenbecher aus und zündete sich gleich die nächste an.
    »Kann ich auch eine haben?«, quengelte ich.
    »Du rauchst sowieso zu viel.«
    »Oh, danke.« Weil ich im Handschuhfach nach einer Zigarette suchte und Wilma mir kein bisschen dabei half, sah ich den Stau, der sich vor mir bildete, beinahe zu spät. In letzter Sekunde rauschte ich haarscharf am Heck des letzten Wagens vorbei und nahm die Ausfahrt Essen-Bergerhausen. Die Radlager machten sich mit einem dumpfen Rumpeln bemerkbar, und der Wagen geriet ins Schlingern. Hinter uns wurde heftig gehupt.
    »Hör auf, so zu fahren!«
    »Hättest mir ja eine Zigarette anzünden können. Und hör mal endlich auf, rumzuzetern. Der Knipser und ich, wir sind erwachsen. Hat vielleicht lange gedauert. Er ist zu mir gekommen und hat sich entschuldigt. Er hat mich gebeten, mitzukommen. Er will mich wiederhaben, weil er jetzt endlich kapiert hat, dass es das Richtige ist, dass ich die Richtige für ihn bin. Gib der Sache doch mal eine Chance.«
    »Jetzt erzähl mir bloß noch, du bist glücklich. Liebe, Vertrauen und eine rosige Zukunft sind zu dir zurückgekehrt.«
    »Ja. Ich wollte mein Leben zurück, und da ist es.«
    »Und du glaubst dem Mann, dessen Gehirn in zwei kleinen Beuteln zwischen seinen Beinen hängt? Hey, was war im Sommer bei dem Shooting in Rom? Da hat er versucht, mich anzugraben! Mich, deine beste Freundin. Der macht vor gar nichts halt, außer du schneidest ihm die Eier ab.«
    »Das ist jetzt vorbei. Er wird das nicht wieder machen.«
    »Wie naiv kann man sein? Hörst du eigentlich nicht, was ich dir sage? Komm mir bloß nicht an, wenn wieder alles schiefgelaufen ist. Ich wette, es dauert keine drei Tage, und du bist wieder am Boden zerstört. Ruf mich dann bloß nicht an. Fürs Scherbenaufsammeln stehe ich nicht mehr zur Verfügung. Ich hab das Spielchen bis oben hin satt. Der Kerl sagt: ›Spring‹, und du fragst nur noch: ›Wie hoch?‹«
    Na toll, waren wir beide also genauso weit wie Herrmanns und Borowski.
    Ich sah auf dem Parkstreifen an der Ruhrallee eine Lücke und hielt an.
    »Bitte schön, du wolltest aussteigen. Viel Vergnügen. Du als Miss Bindungsunfähig hast gut reden. Lässt einen netten, harmlosen Kerl, der dir ’ne falsche Frage gestellt hat, mitten in Amerika einfach stehen. Wohlgemerkt eine Frage, auf die andere Frauen ihr Leben lang warten! Ruf mich bloß nicht an, wenn es dir in zwei Tagen leidtut.«
    »Ich sage jedem klar und deutlich, was ich will und was ich nicht will! Aber der Knipser lügt, wenn er nur den Mund aufmacht. Der sagt zu jeder und zu jedem, was er hören will. Und weißt du, was an dem Blödmann am allerschlimmsten ist? Der glaubt zu jeder Sekunde des Tages den Müll, den er von sich gibt. Und du, meine Liebe, solltest schlauer sein.«
    Wilma stieg aus dem Auto und knallte die Tür zu. Dann riss sie ihre Reisetasche aus dem Kofferraum und ging weg, ohne sich noch einmal umzudrehen.
    »Du mich auch, Wilma.«
    Ich fädelte mich wieder in den Verkehr ein. Na super, Wilma, wie soll ich die unbezahlten Kilometer jetzt Kieslowski erklären? So ein Mist! Ich guckte in den Rückspiegel, aber Wilma war schon verschwunden. Keine Spur mehr von ihrem knallgelben Mantel. Die wird sich den Tod holen, dachte ich. Mit nackten Füßen in Lackballerinas kommt man hier Ende November wenigstens bis Ausfahrt ›Blasenentzündung‹, wenn nicht gar bis ›Bronchitis‹ und

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