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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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später nach Nassau.«
    »Wahnsinn. Da will ich auch mal hin«, schwärmte er, warf ein Gummibärchen in die Luft und drehte sich einmal um seine eigene Achse. Das Gummibärchen fiel exakt in seinen Mund. Spätestens nächste Woche wird er dabei noch einen Salto schlagen.
    »Ja, es ist wirklich toll da.«
    »Da warst du schon mal?«
    »Ja.« Allerdings unter anderen Vorzeichen, hätte ich hinzufügen müssen. Denn vor zweieinhalb Jahren war ich nach der Trennung vom Knipser dorthin geflogen. Ich hatte gedacht, so ein Urlaub mit Seele-baumeln-lassen unter Palmen könnte mich von meiner Schreibblockade erlösen. Da hatte ich wohl falsch gedacht. Als ich zurückgekommen war, hatte ich meinen Kreditrahmen bei der Bank endgültig gesprengt, und meine Laune war auf dem absoluten Nullpunkt angekommen. Treppenwitz der Geschichte, dass das jetzt der Ort der großen Versöhnung werden sollte.
    »Ja, Rudi. Es ist wirklich toll da. Ich schreib euch. Versprochen.«
    »Gute Reise«, sagte Mia und schüttelte mir die Hand.
    »Ja, gute Reise dann auch«, Rudi klopfte mir auf die Schulter.
    »Sagt ihr Matti Bescheid? Das wäre nett. Ich ruf ihn vorher noch an, aber ich hab jetzt jede Menge zu tun. Packen und so.«
    »Na klar, machen wir«, sagte Rudi.
    »Versprochen. Er wird bestimmt sehr traurig sein, dass er nicht hier war. Aber ich richte es ihm aus. Auf jeden Fall«, fügte Mia hinzu.
    Wenn ich vor meiner Schicht noch im Supermarkt vorbei wollte, musste ich mich beeilen. Es gab fünfmal Haarshampoo und einen Reiseföhn dazu. Und ich freute mich auf die erste Fahrt des Abends: Winnie und Nikolaj vom Flughafen abholen. Ich würde endlich mal erfahren, wo der Kerl wohnt. Nach all den Monaten, die wir uns bereits kannten, hatte ich Winnie zwar schon volltrunken vom Bordstein aufgesammelt, aber seine Adresse kannte ich immer noch nicht. Wir hatten uns deswegen sogar mal fast gestritten, aber er hatte sein Geheimnis bewahrt. Er rettete mir zwar das Leben, aber seine Wohnung war für mich tabu – und für alle anderen auch. Sogar für seinen Lover Nikolaj. Vielleicht, so hoffte ich, war er jetzt nach den Flitterwochen in St. Petersburg und dem anstrengenden Flug durch halb Europa so müde, dass er sofort nach Hause wollte. Ich musste schließlich wissen, wohin ich die Einladungen zu meinen zukünftigen Filmpremieren schicken sollte.
    Drei Stunden später tigerte ich aufgeregt in der Ankunftshalle vor den Türen der Gepäckausgabe hin und her. Die Türen öffneten und schlossen sich, aber kein Winnie weit und breit und kein aufgeregt herumtanzender Nikolaj. Übersehen konnte man die beiden ja schlecht: Winnie mit seinen knapp zwei Metern, dessen elegante Erscheinung ich im Blindflug aus einem vollen Fußballstadion herauspicken würde. Und bei Nikolaj musste man nur aufpassen, wo sich eine Menschentraube gesammelt hatte, um das Wunderwerk aus Grazie und Anmut zu bestaunen. Ich ging auf einen der Monitore zu, um zu gucken, ob der Flug vielleicht Verspätung hatte, und stolperte über eine Reisetasche, die mir bekannt vorkam. Etwas haariges wurde mir über den Kopf gestülpt, und zwei schlanke Arme hielten mich von hinten fest umklammert.
    »Steht dir hervorragend!«, kreischte Wilma.
    Ich schob die Pelzmütze hoch und drehte mich um. Da stand sie, braungebrannt, in einem Ensemble aus den bestsitzenden Jeans und dem schönsten gelben Trenchcoat, den ich je gesehen hatte, und an den Füßen die passenden gelben Lackslipper mit Courrège- Beschnallung. Wilma war die einzige Person, die ich kannte, die komplett in Gelb nicht aussah wie die Biene Maja oder ein Fan von Borussia Dortmund. Ich schaute mich um und wartete auf das breite Grinsen von Acki. Also hatte Wilma die Fahrt bestellt. Ich umarmte meine beste Freundin und sagte: »Wo kommst du jetzt her? Und warum jetzt schon?«
    »Sagen wir es mal so: Ich war es leid, immer nur auf dem Fahrrad herumzukacheln. Mein Hintern tut weh, und, na ja, im Salon geht das Weihnachtsgeschäft bald los. Gefällt dir die Mütze?«
    Ich nahm sie vom Kopf. Zwei Knopfaugen aus Glas guckten mich an. Seit wann tragen Trapper Mützen mit Gesicht?
    »Armer kleiner Waschbär.«
    »Ich hatte mehr Enthusiasmus erwartet. Die habe ich einem echten Mountie abgeschwatzt, meine Liebe. Der Winter soll kalt werden in Deutschland.«
    »Ihr wart mit den Fahrrädern in Kanada?«
    »Nein, der Mountie war am Strand.«
    »Die Mütze ist … außergewöhnlich. Und warm. Danke.«
    Wilma nahm mir den Pelz aus der Hand und setzte

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