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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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Rudi«, sagte Matti. »Wir werden niemandem etwas tun und niemandem was sagen. Wir akzeptieren, dass Sie darüber nicht reden möchten. Aber tun Sie bitte nichts Unüberlegtes, Frau Margret. Sie können hierbleiben. Ich werde so lange drüben schlafen, wenn Ihnen meine Anwesenheit unangenehm sein sollte.«
    »Herr Matti. Das ist wirklich nett, aber ich weiß schon, wo ich hingehe. Und ich möchte jetzt lieber alleine sein.« Ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung, wohin ich gehen sollte, aber wenn ich erst alleine wäre, dann würde mir schon was einfallen.
    »Ja klar, verstehen wir. So’ne Kröte muss man erst mal verdauen, was? Und dieser … dieser Wichser hat wirklich dieses Model … diese Gracia aufs Haar geküsst und Pommes gegessen?«
    »Woher weißt du das?«
    Matti stöhnte auf und warf einen strengen Blick auf Rudi, der aber munter weiterplapperte: »Du hast es erzählt, du hast die ganze Zeit gequatscht – ej, echt – totales Komaquatschen. Voll gruselig. Klang wie ein Drehbuch für’n Splatterfilm. Explodierende Köpfe und überall Blut – das ist doch nicht wirklich so passiert?«
    »Du hast doch gehört, dass Frau Margret nicht darüber sprechen möchte«, sagte Matti gequält.
    Wie es aussah, hatte ich das schon längst ausgiebig getan. Und was? Ich hatte ein Drehbuch erzählt – mit explodierenden Köpfen? Würde es laut rasseln, wenn ich meinen Kopf schüttelte?
    Was, um Himmels willen, hatte ich denn noch von mir gegeben? Etwa auch die Szene, wie ich mich, nachdem ich das ganze Ausmaß der Katastrophe zwischen dem Knipser und mir endlich kapiert hatte, so lange auf einem Klo eingeschlossen hatte, bis der endgültig letzte Aufruf für den Flug nach Miami durchgegeben worden war? Daran konnte ich mich nämlich noch erinnern, aber nicht mehr daran, was ich danach gemacht hatte. War ich von Düsseldorf nach Bochum gelaufen? Hatte ich den Zug genommen? Ein Taxi? Ich wusste es nicht. Wo waren meine Haare? Entsetzlich! Hatte ich mich ins Koma gesoffen? Aber wie sollte ich es denn dann bis hierher geschafft haben?
    Herrschaften. Was für ein Desaster. Sogar für meine Verhältnisse.
    »Frau Margret? Geht es Ihnen gut?«
    »Ja, Matti. Ist okay. Wirklich. Gucken Sie mich nicht so an. Es ist okay. Kleiner Synapsenkollaps. Ich zieh mich jetzt mal an, und dann geh ich. Machen Sie sich keine Sorgen. Bin ich überhaupt mit meinen Sachen hier angekommen?«
    »Ich hole sie«, sagte Matti und verließ das Zimmer.
    »Danke.«
    Rudi blieb auf der Bettkante sitzen. »Ej, ich weiß, wie das ist. So’n Filmriss«, begann er stockend. »So war das, nachdem ich meine Mutter … Also, ich erzähl das jetzt nicht. Ich meine nur … Ich war wie im Tunnel und dann auch wieder nicht. Also, was wollte ich noch sagen …? Mir fehlen bis heute sechs Stunden. Bis heute. Ich weiß noch nich mal, ob ich das wirklich war, mit dem Hammer … Äh … also, der Staatsanwalt hat gesagt, ich war’s, aber ich bin mir nicht sicher … Das Einzige, was sicher ist … war, meine ich …«
    »Was, Rudi?«, sagte ich streng, in der Hoffnung, es schnell hinter mich zu bringen.
    »Dass ich den blutigen Hammer in der Tasche hatte, als sie mich verhaftet haben. Ich weiß nicht, wie der da hingekommen ist.«
    »Gab es denn noch andere Kandidaten für die Tat?«
    »Nee. Keinen einzigen. Da war gar nix mehr dran zu löten.«
    Na, gut, dass wir das jetzt auch geklärt hatten.
    »Weißt du, ich hab mich gefühlt, wie … so’n Tier im Zoo. Verstehste, alle glotzen einen an und fragen dies und das … und man weiß ja nix, ne? – Und dann … vertraut man sich selber nicht mehr. Dat Hirn is gar keine sichere Bank. Man is gar nicht mehr so … man selbst.«
    »Aha.«
    Rudi hatte soeben genau meinen Gemütszustand analysiert. Maggie Abendroths Hirn war keine sichere Bank.
    Ist das jemals anders gewesen?, meldete sich meine innere Stimme. Kannst du nicht wenigstens warten, bis ich halbwegs wieder beisammen bin? Ich pfeife auf deine Schlaumeiereien, meine Liebe. Kotz dich woanders aus.
    Rudi hatte es sich auf dem Bett bequem gemacht und eine Tüte Gummibärchen aus der Hosentasche gezaubert. Das war jetzt nicht ganz das, was ich brauchte. Ich fand seinen Versuch, nett zu sein, wirklich ehrenwert, aber mir war nicht nach der Lebensbeichte eines Ex-Knackis und seiner Analyse meiner Verfassung. Rudi sah das wohl anders und redete schon weiter: »Der Matti, der ist da total anders. Der weiß immer, wer er ist. Der hat mir auch die ganze Geschichte

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