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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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keine Ausgaben. Als Taxifahrerin konnte ich im Ehrenfelder Eck, der Stammkneipe der Nachtschichtfahrer, zur Not auch anschreiben lassen. Dann würde es jetzt mal eine Woche lang dicke Bohnen mit Speck geben anstatt Lammkoteletts und Zauberlinsensuppe von Raoul. Das größte Problem war eigentlich nur: Wie bringe ich den Schwätzer Kieslowski dazu, mir das Taxi wiederzugeben und dann auch noch die Klappe zu halten? Am besten für immer!

14
    Alles war viel leichter, als ich dachte. Kieslowski knurrte nur, biss aber nicht zu und gab mir widerstrebend die Schlüssel für die alte Droschke. Als ich ihn bat, niemandem zu sagen, dass ich wieder da sei, sagte er nur: »Interessiert doch sowieso kein Schwein. Und ob du hier bist oder nicht – mein Gott, laber die nächste Parkuhr voll, wirf 50 Cent rein, dann hört sie dir 20 Minuten zu.«
    Ich biss mir auf die Zunge. Was zählte, war, dass ich das Auto wiederhatte, das Handy und eine Möglichkeit, Geld zu verdienen.
    »Da hat übrigens so’n Typ angerufen, der wollte dich sprechen.«
    »Wer?«
    »Sagte, er wäre am Flughafen, konnt’ ich nich’ so genau verstehen. Hat wohl auf dich gewartet oder so.«
    Ach du liebe Scheiße. Der Knipser hatte mit Kieslowski gesprochen.
    »Was hat er gesagt?«
    »Ja nix, eben. Nur, dass er jetzt in den Flieger muss. Und tschüss.«
    Und tschüss …
    »Hat er noch irgendwas anderes gesagt?«
    »Nicht, dass ich wüsste.«
    »Und er hat nicht noch mal … eine SMS geschickt, vielleicht?« Meine Stimme wurde dünn, ich hatte Mühe, mich auf den Beinen zu halten, und taumelte zwei Schritte rückwärts.
    Kieslowski sah zum ersten Mal von seinen Papieren auf dem Schreibtisch hoch. Ich weiß nicht, was für ein Gesicht ich gemacht habe, aber er sagte grinsend: »Nein, Maggie. Keine SMS. Keine so wie die letzten. Gewöhn dir mal an, den Pornoscheiß zu löschen.«
    Ich hätte mich ohrfeigen können. Dass ich da dran nicht gedacht hatte …
    »Elli ist krank, übrigens«, sagte er, als ich schon fast draußen war.
    Lass dir nix anmerken, Maggie. Gönn ihm das nicht, dachte ich und fragte so beiläufig wie möglich: »Andere Vorbestellungen für heute Nacht?«
    »Wo darf es denn hingehen, gnädige Frau?« Er schob ein paar Zettel auf seinem Schreibtisch hin und her, als suche er eine Notiz.
    »Hasse dir so gedacht, was? Keine Vorbestellungen für dich. Bis du wieder wat kriegst, will ich erst mal Einsatz sehen.«
    Mist! Ich hatte wenigstens mit den 30 Euro von Elli gerechnet. Na gut, dann eben auf die harte Tour: Bahnhof, Halteplätze, Funkzentrale.
    »Und mach die Tür zu, et zieht.«
    Ich verstaute meine Reisetasche und den Schminkkoffer im Kofferraum und fand die Pelzmütze im Handschuhfach, genauso wie meine Pfefferspray-Kollektion. Ich setzte die Waschbärenmütze auf, betrachtete das Ergebnis im Rückspiegel und entschied mich für räudiger Mops mit Trappermütze statt räudiger Mops mit zerfetztem Flokati auf dem Kopf. In der Brüderstraße kaufte ich beim Schnellimbiss eine Pizza Margherita und eine Cola und warf mich in die Schlacht.
    Zwölf Stunden und 23 dämliche Kommentare von Fahrgästen und Kollegen zu meiner Kopfbedeckung später brachte ich den Wagen wieder zurück und hatte sage und schreibe 60 Euro eingefahren, wovon ich 18 behalten durfte. Kieslowskis Nachtwächter nahm die Schlüssel und das Geld entgegen, und ich machte mich samt meinem Gepäck zu Fuß auf den Weg zum Kleingartenverein ›Glück auf‹. In der Not frisst der Teufel Fliegen, und ich war so weit, eine Schrebergartenlaube zu besetzen.
    Auf dem Weg zu Herrmanns’ Garten lag das Ehrenfelder Eck. Dort wollte ich einen kleinen Zwischenstopp einlegen, frühstücken und mich ein bisschen aufwärmen. In der Eckkneipe am Ehrenbergplatz trafen sich zu jeder Tages- und Nachtzeit die Taxifahrer. Der Laden hatte nur sechs Tische und eine überschaubare, aber sehr wirkungsvolle Spirituosenauswahl. Egal zu welcher Uhrzeit, es gab immer ein warmes Essen, und man durfte bei Helga anschreiben lassen. Dieses kleine Refugium für die Abgedrehten und Ausgelaugten des Bochumer Nachtlebens war immer sehr gut besucht. Allerdings ließ mich der Geruch von Schnaps, Brühwürfeln und Bratensoße, vermengt mit den Gesprächen der Taxikollegen, die sich nicht wesentlich von Herrmanns’ und Borowskis Smalltalk unterschieden, meistens einen weiten Bogen um dieses Etablissement schlagen.
    Als ich die Kneipe betrat, dudelte die Jukebox mal nichts von Rex Gildo, sondern von Elvis. Und an

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