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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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erzählt, die ihr beide erlebt habt. Man darf da im Knast nicht drüber reden, tut aber trotzdem jeder … Echt starker Tobak, die Nummer. Meine Fresse, hab ich gedacht, der ist doch total bekloppt, vor allem, wie ich rausgekriegt hab, dass der noch nicht mal lesen und schreiben konnte … Aber wie ich so öfters mit dem geredet hab, hab ich gemerkt, so bekloppt is der gar nich … Der is einfach so. Und jetzt kann er ja lesen und schreiben. Hat der echt fix gelernt.«
    Ja, Rudi, Matti ist einfach so. Er ist einfach immer nur Matti. Und die gute Nachricht ist eben – er weiß es auch.
    »Er ist einfach immer nur Matti«, sagte Rudi im selben Moment.
    Okay, ich hatte das Konversationsvermeidungsspiel verloren. Rudi würde nicht aufhören zu reden, also nahm ich mir eine Zigarette und zündete sie an. Wenn man schon was über sich ergehen lassen muss, dann war es besser, man hielt sich an was fest.
    »Du hast ihm immer den Süßkram angeschleppt, und er hat mir immer was abgegeben, total bekloppt, das macht da keiner, freiwillig was abgeben, aber Matti schon.«
    »Aha.« Kommt jetzt noch ’ne Liebeserklärung?
    »Meine Güte, guck mich nich so an … Ich bin nich sentimental. Ich bin dem einfach nur dankbar. Der hat dem Oberarsch von der Obergang im Knast ’n Leberhaken verpasst, als die mich rumgeschubst haben, dass der drei Tage nich mehr aufstehen konnte.«
    »Was?! Matti hat sich geprügelt? Im Knast?«
    »Erssma nich. Matti hat den so lange angeguckt und nix gesagt, bis die von mir abgelassen haben. Da …«, er zeigte auf eine knubbelige Stelle direkt unter der Nasenwurzel, »… volle Kanne mit dem Stiefel in die Fresse. Vier gegen einen. Weisste, die gucken sich immer einen aus, auf dem sie rumhacken können, und in dem Monat war ich dran. Ich hatte keine Kohle, keine Zigaretten, kein gar nix, und wenne nix zu ›spenden‹ hast, lassen die ihren ganzen Frust an dir aus. Und noch viel mehr …« Rudi rieb sich die Nase. »Ich muss da bloß dran denken, dann tut die wieder weh … Na ja … Wie gesagt, ich lag schon am Boden, und Matti stellt sich da bloß hin und sagt nix. Und die sind echt abgehauen. Und später wollte der eine Freak aber keine Ruhe geben und hat Matti beim Freigang ein Bein gestellt. Da ging das bloß noch zack-zack, das hat gar keiner mitgekriegt. Und seitdem war Ruhe.« Rudis Stimme war nur noch ein Flüstern. »Weisste, an wen der mich erinnert?«
    »Nein.«
    »Ich auch nich … Der ist wie … als wär’ der gar nicht von dieser Welt.«
    »Ja, Rudi. Auf der Skala von eins bis zehn für seltsames Verhalten pendelt Matti permanent zwischen elf und zwölf.«
    »Da sagste was.«
    »Ich kann ja jetzt nur hoffen, dass ich in meinen verloren gegangenen Stunden keinen umgebracht hab – so zwischendurch, ne? Zeit genug hatte ich ja.«
    »Sauer genug biste bestimmt gewesen. Scheißtyp. Wenn ich den erwische … dann … dann … werd’ ich zum Tier.«
    »Vergiss es. Das Einzige, was den wirklich ärgern würde, ist ein Kratzer an seinem Scheiß-Volvo …«
    »Welchen fährt der denn?«
    »Denselben wie ihr.«
    »Wo steht die Karre?« Rudi bekam einen abwesenden Blick, und ich konnte es in seinem Gehirn buchstäblich rattern hören.
    »Rudi, vergiß es. Das wird zu teuer. Und Rache muss kalt gegessen werden.«
    »Schon gut, Gewalt gegen Sachen ist nicht mein Ding.«
    »Da bin ich aber beruhigt.«
    Ich steckte mir eine neue Zigarette an.
    »Zehn Cent für deine Gedanken, Maggie.«
    »Am Abflugterminal. Im Parkhaus … Wie bin ich hier überhaupt angekommen?«
    »Was?«
    »Na, wie ich hier hingekommen bin. Zu Fuß? Taxi?«
    Rudi drehte die Thermoskanne auf und goss mir Kaffee ein.
    »Du hast einfach vor der Tür gestanden. Matti und ich haben grad Chemikalien im Thanatopraxie-Raum eingeräumt, war schon dunkel, so halb zehn … Und da stehst du plötzlich. Also drüben, im Bestattungsinstitut an der Anlieferungsrampe. Total gespenstisch, ej, echt. Du hast ausgesehen wie so’n Zombie. Total nass, die Haare ab. Deine Tasche um die Schulter und den Schminkkoffer im Arm. Und du hast nix gesagt. Gar nix. Nur dagestanden. Ich weiß nicht, wie lange, weil Matti und ich ja da rumgefuhrwerkt haben. Es hat in Strömen geregnet. Irgendwann haben wir die Tür aufgemacht, um mal frische Luft zu schnappen, und da stehst du da … Wie gesagt, also …«
    »Und dann?«
    »Dann ist Matti mit dir in die Sauna. Zum Aufwärmen. Wir dachten, du erfrierst oder so. Wer weiß denn, wie lange du schon so nass

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