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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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rundum ein halber Quadratmeter Locken. Und nicht nur das – die Haare standen in ungeordneten Restbüscheln vom Kopf ab. Das war doch keine Frisur! Das war KURZ! Wo ist meine Mähne? Wo sind meine Locken?
    Meine rechte Hand schoss nach vorne und berührte den Spiegel. Er war kalt. Mich überkam ein seltsam vertrautes Gefühl – wie ein Déjà-vu. Verdutzt schaute ich meine linke Hand an, aber da war kein Kaffeebecher, wie ich es erwartet hatte. Warum dachte ich jetzt an einen Kaffeebecher? Da war gar nichts außer meiner Hand, die sich gerade krampfhaft an einer Stuhllehne festhielt. Ich versuchte auszuatmen, aber es gelang mir nur unter allergrößter Anstrengung, und ich wankte zurück zum Bett. Der Stuhl fiel um. Ich ließ ihn liegen und plumpste auf die Bettkante, nur um im nächsten Moment wieder aufzuspringen. Alles drehte sich um mich herum. Ich schleppte mich durch die Tür ins nächste Zimmer. Ich brauchte ein Telefon, schnell!
    Dieses Zimmer kam mir bekannt vor. Aber es sah nicht aus wie ein Hotelzimmer. Es erinnerte mich an … Mattis Wohnzimmer. Aber irgendetwas war anders, als ich es in Erinnerung hatte; es roch nach frischer Farbe. Das Zimmer war vollständig renoviert, und die Möbel sahen komplett neu aus. Nur der leere Vogelkäfig stand immer noch vorm Fenster, als sei er bei der Renovierung einfach vergessen worden. Er war genauso leer und staubig wie noch vor einem Jahr.
    Hinter mir ging die Tür auf. Eine Stimme sagte: »Du bist ja wach … Meine Güte, wir dachten schon …«
    »Bringen Sie mir einen gebutterten Toast und Orangenmarmelade … Ach ja, und bitten Sie den Hotelarzt, mir diese Jetlag-Pillen hochzuschicken. Mir geht es nicht gut.«
    »Haha, guter Witz, Maggie …«
    »Haben Sie nicht zugehört?! English breakfast and coffee … no milk … And please, I need to see the doctor.«
    »Hallo, ich bin’s, Rudi Rolinski. Ich bring dir gerne was zu essen, aber hör endlich mit dem Quatsch auf. Ich kriege bei deinen Filmen das Gruseln.«
    Meine Knie gaben nach, und ich hörte noch, wie mein Kopf dumpf auf dem Teppich aufschlug. Rudi kreischte: »Scheiße, jetzt denken wieder alle, dass ich das war!«

13
    Ich schlug die Augen auf. Kein Zweifel. Da saßen Rudi und Matti auf der Bettkante und schauten mich fragend an. Und ich wusste sofort, wo ich war und was am Flughafen passiert war. Aber wie ich in dieses Bett, offensichtlich Mattis Bett, gekommen war, konnte ich mir nicht erklären. Ich hatte einen Filmriss, mindestens von der Länge der Indiana-Jones-Trilogie. Die beiden sahen aus, als erwarteten sie irgendwas von mir. Also versuchte ich ein Lächeln. Die beiden lächelten synchron zurück.
    »Was ist? Mir geht es gut«, sagte ich. Erstaunlicherweise gehorchte mir meine Stimme. Kein Krächzen, kein Flattern.
    »Ja … Aber …«
    »Am Flughafen ist alles schiefgelaufen, Rudi. Ich weiß nur nicht, wie ich hierhergekommen bin.« Und warum, hätte ich noch anfügen können. »Aber keine Sorge, ich werde auch sofort wieder verschwinden.«
    »Das müssen Sie nicht, Frau Margret. Sie können gerne bleiben.«
    »Wo willst du denn jetzt auch hin? Du hast deinen Wohnungsschlüssel abgegeben und alles …«
    Ich musste geistig Gas geben, um mit Rudis Geschwindigkeit, die Dinge auf den Punkt zu bringen, mitzuhalten. Konnte ich zurück in Kai-Uwes Wohnung? Für kein Geld der Welt gucke ich mir den Siegestanz von Raoul an, wenn ich da wieder auftauche. Überhaupt wäre es am allerbesten, wenn niemand von alldem was erfahren würde.
    »Kein Problem«, hörte ich mich selber sagen. »Ich weiß schon, wo ich unterkomme. Weiß jemand außer euch, dass ich hier bin?«
    »Nein«, sagten beide unisono.
    »Dann soll es auch so bleiben. Kein Wort zu niemand, dass ich in Bochum bin. Bitte. Auch nicht zu Mia, zu niemandem. Versteht ihr doch, oder?«
    »Natürlich, Frau Margret.«
    »Wir schweigen wie zwei Gräber«, fügte Rudi hinzu.
    Bei Matti konnte ich mir auch nichts anderes vorstellen. Aber Rudi? Der war gedanklich schon wieder in ganz anderen Angelegenheiten unterwegs und sagte: »Natürlich plaudern wir nix aus – aber was ist denn überhaupt passiert? Soll ich dem Kerl die Fresse polieren? Musste nur sagen. Echt, das mach ich … Ich steck dem die Finger in die Augen …!«
    »Rudi … Rudi …«, flüsterte Matti und legte eine Hand auf seine Schulter. Rudi verstummte sofort und wurde rot.
    »Matti hat Recht. Tu bitte gar nichts, okay? Schwöre.«
    »Okay. Ich schwör …«
    »Gut. Sehr gut,

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