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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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der Theke saßen nicht die Ehrenfelder Schnapsdrosseln Ingeborg und Marita vor ihrem ersten Herrengedeck. Nein, Ingeborg und Marita wurden von zwei Männern zu den Klängen von Love me tender recht unelegant im Klammergriff über den dreckigen Fußboden gebluest. Helga stand mit verschränkten Armen hinter der Theke und betrachtete das Geschehen mit zusammengekniffenen Augen. Ich vermied einen Zusammenstoß mit den Tänzern, setzte mich an den Tresen und bestellte bei ihr Tabak, Blättchen, Kaffee und ein Käsebrötchen. Als das Lied zu Ende war, kam der ältere der beiden Männer auf mich zu, rückte seinen Nadelstreifenanzug zurecht, baute sich vor mir auf und knallte einen 100-Euro-Schein auf den Tresen.
    »Wann geht dat denn los hier mit’m Ficken«, sagte er und zwinkerte mir dabei zu.
    Helga stellte meinen Kaffee ab und nahm den Hunderter, hielt ihn gegen die nikotingelbe Funzel über der Theke und sagte: »Gemach, gemach, erss die Getränke.«
    »Der is echt, hömma«, sagte der Mann. »Lass ma gehen.«
    »Bei dir weiß man nie«, antwortete Helga.
    Der Nadelstreifenanzug lehnte sich mit dem Ellbogen auf die Theke und sagte zu mir: »Wo der herkommt, da gibt’s auch noch mehr von. Willz dir wat verdienen, Russenmütze?«
    Ich nahm einen Schluck Kaffee und drehte mich weg. Das hatte mir gerade noch gefehlt. Der Mann ließ die drei goldenen Panzerketten an seinem rechten Handgelenk klimpern. Er schob sich noch weiter über den Tresen und posaunte: »Kannz mir einen blasen, ey, die Elli is krank, ich weiß gar nich, wat ich machen soll. Mir is schon ganz blümerant – untenrum. Du siehss aus, als könnze ma’n paar Piepen gebrauchen.« Er guckte sich Beifall heischend um. Marita, Ingeborg und der jüngere Mann lachten laut.
    Helga knallte den Teller mit meinem Käsebrötchen auf die Theke und ranzte den Kerl an: »Wir sind hier nich auffem Puff. Et is am besten, wenn du gehss. Aber zackig. Et reicht für heute, Elvis.« Sie wandte sich wieder mir zu und sagte leise: »Dat geht hier schon die halbe Nacht so. Ich krich einen anne Waffel. Kein Wunder, dat die Elli krank is.«
    »Musse gar nich flüstern, dat hab ich auch verstanden. Glaub nich, dat wir dat Etablissemeng nochma beehren. Los komm, Ritchie, wir gehen inne Rote Laterne«, befahl Elvis und stolzierte in Richtung Ausgang.
    Ingeborg und Marita hatten den jüngeren der beiden Männer, der noch Flaum am Kinn hatte, wie eine Beute zwischen sich eingeklemmt. Seine Klamotten, die aussahen, als hätte er sie Puff Daddy aus dem Koffer geklaut, inklusive goldenem Dollarzeichen um den Hals, wirkten inmitten des verrauchten Eiche-Rustikal-Schicks im Ehrenfelder Eck auf beinahe lustige Weise deplatziert. Ihm hing die Baggy-Pant fast in den Kniekehlen, und er trug natürlich nigelnagelneue Air Wolfs mit offenen Schnürsenkeln.
    Marita gab lallend ihren Senf dazu: »Wat wollze inne Rote Laterne. Ich bin die Urlaubsvertretung für die Elli. Sollz ma’ nich zu kurz kommen, Elvis. Wat die kann, kann ich nämlich schon lange.«
    Sie ließ den jungen Mann los und hängte sich dem Anzugträger an den Hals. »Komm, wir gehen zu mir. Ich hab auch noch wat zu bieten.«
    »Genau, ma’ schön ab ins Heiabettchen mit euch«, sagte Helga lachend.
    Ingeborg schob den jüngeren Mann vor sich her aus der Kneipe. »Wir amüsieren uns gezz. Komm, Marita. Wir müssen unterwechs noch nachtanken. Ich hoffe, Elvis, du has’ noch Asche auffe Tasche.«
    Marita gackerte und zog ihre Eroberung hinter sich her.
    »Tschüss, Pelzmütze. Pass auf, dat da kein Vogel drin Eier leecht …«
    Als die Tür hinter dem Quartett zugefallen war, atmete ich endlich aus und drehte mir eine Zigarette. Helga wischte sich mit dem Handrücken die Stirn. Alles an ihr sprach von grenzenloser Erleichterung über den Abgang ihrer Gäste.
    »Meine Fresse, gehen die mir auf die Nerven.«
    »Wer war das?«
    »Richard Nickel, genannt Elvis, und sein Neffe Ritchie. Wenn man glaubt, wat die quatschen, hatten die Glück im Lotto. Dat bekommt denen gar nich, wie man sieht.«
    »Ach, das sind die, die auffem Kiez schon seit Tagen Gesprächsstoff sind.«
    Ob das wohl der Ritchie war, der Oma Berti im Kiosk im Stich gelassen hatte? So viele mit dem Namen wird es ja nicht geben. Offensichtlich brauchte er den Job nicht mehr. Sein Onkel ließ ja ordentlich die Puppen tanzen.
    »Die haben die Kohle schneller verprasst, als Gülle durch’n Gulli rauscht.«
    »Wie viel haben die denn gewonnen? Weiß man das?«
    »Nee, nix

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