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umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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leichter. Schneller konnte ich beim Anblick eines dreckigen Schuhabdruckes auf weißen Fliesen nicht pinkeln.
    »Ich denke, Sie machen sich Sorgen um die Spuren«, sagte er, als ich aus der Toilette kam.
    »Manchmal mache ich mir auch Sorgen um meine Organe. Aber apropos Spuren, ich habe eine gefunden. Da drin, und die ist eindeutig.« Ich schob die Tür wieder auf, und Matti warf einen Blick in den kleinen, bis zur Decke gekachelten Raum. Auf den Bodenfliesen, direkt vor dem Handwaschbecken, war deutlich das grobe Profil einer Schuhsohle zu sehen.
    Die Klobrille drehte sich plötzlich wie von Geisterhand, und der Duft von Lufterfrischer machte sich in dem kleinen Raum breit. Wir ließen erschrocken die Tür zufallen.
    »Die Polizei wird den Schuhabdruck identifizieren«, sagte ich.
    »Ja, das wird sie hoffentlich.«
    Wir gingen den Gang entlang auf eine offene Flügeltür zu. Auf der Schwelle blieben wir stehen und schauten uns in dem riesigen Raum um, der von drei großen Kristalllüstern in gleißendes Licht getaucht wurde.
    »War das Licht die ganze Zeit an?«, fragte ich Matti.
    »Ja.«
    Mindestens 60 Quadratmeter gediegene Spielfläche für Hausmusiker und Gäste, aber bitte nur höchstens 30, sonst musste man sich so quetschen. Zur Linken standen ein Bösendorfer Flügel, Notenständer und Stühle. Einige davon waren umgefallen. Ein Notenständer war verbogen, einen Stuhl hatte es besonders hart erwischt, er streckte alle vier filigranen Beinchen von sich.
    An zwei Wänden zogen sich Bücherregale bis zur Decke. Ein paar Bücher lagen auf dem Boden, als seien sie achtlos aus den Regalen gezerrt und hingeworfen worden. Zwischen und vor den Regalen standen Vitrinen mit Notenhandschriften und Instrumenten, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. An einer Wand hingen noch mehr alte Musikinstrumente: Gitarrenähnliches, Geigen, Flöten und etwas, das aussah wie ein kleiner Leierkasten. Inmitten der Ansammlung fiel mir ein heller Fleck auf. Ein birnenförmiger, heller Fleck mit einem langen Stiel. »Da fehlt ein Instrument«, sagte ich und zeigte auf die ausgeblichene Stelle.
    »Und diese Vitrine dort ist leer«, Matti wies nach rechts, wo Glasscherben den Holzfußboden bedeckten. Die schmale Vitrine war umgekippt und das Holz an einigen Stellen geborsten.
    »Sehen Sie, da sind noch mehr Abdrücke auf dem Teppich.«
    »Ja, dasselbe Profil wie im Gästeklo, soweit ich das von hier aus beurteilen kann. Was könnte denn in dem Schaukasten drin gewesen sein?« Ich machte einen weiteren Schritt in den Raum hinein, aber Matti hielt mich zurück.
    »Ich habe vorhin nachgesehen. Der runden Aussparung in der Staubschicht nach zu urteilen, vielleicht ein Teller.«
    »Vielleicht klebt da ein Zettel drin – so eine Beschreibung, was …«
    »Nein.«
    »Hm … Aber das ist doch nicht das, was Sie mir zeigen wollten?«
    »Nein. Machen Sie einen Schritt nach rechts, Frau Margret. Schauen Sie bitte zum rechten Fuß des Flügels.«
    Na gut, wenn es der Wahrheitsfindung dient. Ich beugte mich vor und tat wie mir geheißen. »Da ist nichts.«
    »Richtig, da war etwas.«
    »Sie schleppen mich hier rauf, um mir zu zeigen, dass auf dem Boden nichts mehr liegt?«
    »Herr Borowski hatte das hier in der Tasche, als wir eintrafen.«
    Matti griff in seine Manteltasche und zeigte mir einen silbernen Flachmann in einer Plastiktüte.
    »Und jetzt haben Sie ihn in der Tasche. Herr Matti, was wird das hier?«
    »Man kann doch kein Beweismaterial entwenden.«
    »Genau, warum tun Sie es dann?«
    »Als ich es angefasst habe, wusste ich nicht, dass es Beweismaterial ist. Herr Borowski hat daraus getrunken, dann hat Rudi ihm den Flachmann weggenommen, weil er nicht wollte, dass der alte Mann sich betrinkt, und ihn mir gegeben. Dann erst hat Borowski gesagt, dass er ihn hier oben gefunden hat und dass er eigentlich seinem Freund, dem Herrn Herrmanns, gehört. Da an der Stelle neben dem Flügel hat der Flachmann gelegen.«
    »Lassen Sie mal sehen. Vielleicht ist gar nicht …« Am unteren Rand war etwas eingraviert. Ich straffte die Plastiktüte über der Gravur und las: Britons never shall be slaves.
    »Der Gravur nach ist es Herrmanns’ Flachmann. Dieser Liedtext, so was sieht man nicht allzu häufig. ›Rule, Britannia! Britannia rule the waves. Britons never shall be slaves‹.«
    Matti summte leise die Melodie des Liedes.
    »Abgesehen davon, dass es hier hoch hergegangen sein muss, finde ich es erstaunlich, dass kein Blut zu sehen ist. Und soweit

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