Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition)

Titel: umgenietet: Maggie Abendroth und der alten Narren tödliches Geschwätz (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
Vom Netzwerk:
mich wie der Sheriff von Dogde City.
    »Kann ich Ihnen mit was behilflich sein?«
    Ich fuhr vom Stuhl hoch. »Wer sind Sie?«
    Vor mir stand ein kleiner, sehr drahtiger Mann in den Dreißigern, mit einem Pinsel in der Hand. Abgesehen davon, dass er das lautlose Anschleichen perfekt beherrschte, fiel mir sein bleiches Gesicht auf, beherrscht von einer Nase, die in der Vergangenheit mindestens fünfmal mit einem harten Gegenstand konfrontiert worden war. Eingerahmt war das leidlich schiefe Ensemble seines eckigen Gesichtes von einem schwarzen Piratentuch mit Totenkopfemblem. Unter seinem linken Auge sah ich eine tätowierte Knastträne. Seine muskulösen, tätowierten Arme steckten in den aufgerollten Ärmeln eines über und über mit Farbe verschmierten Overalls, dessen Reißverschluss bis zum Bauchnabel offen stand und ein ansehnliches Sixpack sehen ließ. Auf seinem linken Arm grüßte ein brennendes Herz mit einer kaum mehr zu entziffernden Unterzeile ›Mutter‹. An dieser Stelle war die Haut stark vernarbt, als habe jemand versucht, das Tattoo samt Haut mit einem Küchenmesser rauszuschneiden. Unter dem rechten Ärmel schlängelte sich der Kopf einer züngelnden Kobra hervor. Der Mann deutete eine kleine Verbeugung an.
    »Rolinski, Rudi. Möchten Sie den Chef sprechen?«
    »Allerdings. Wo ist er?«
    Rolinski, Rudi bemühte sich um Haltung, schob den Reißverschluss des Overalls etwas höher, steckte achtlos den nassen Pinsel in die Brusttasche und schlug einen salbungsvollen Tonfall an.
    »Herr Bietiniemolaiinnen weilt im Untergeschoss. Ich werde gleich mal nachsehen.«
    Immerhin hatte er Mattis Nachnamen fehlerfrei ausgesprochen. Rudi ging auf das Sideboard zu, nahm eine der Urnen, öffnete den Deckel und hielt sie mir entgegen. »Wenn Sie in der Zwischenzeit vielleicht ein Gummibärchen …«
    »Nein danke«, lehnte ich ab. Er machte ein enttäuschtes Gesicht und stellte die Urne zurück, an der jetzt zehn weiße Fingerabdrücke prangten. Dann sprang er die Wendeltreppe voller Elan mit einem Riesensatz und großem Gepolter drei Stufen herunter und rief nach Matti. Nur eine Minute später tauchte er wieder auf und schüttelte bedauernd den Kopf. »Er ist leider nicht hier. Vermutlich in geschäftlichen Angelegenheiten unterwegs. Aber er sagt, Sie sollen bitte den Umschlag wieder mitnehmen.«
    Rudi hatte, noch während er es aussprach, mitgekriegt, dass er sich verplappert hatte, und kaute auf seiner Unterlippe.
    »Na, dann … Wenn Sie bitte die überaus große Freundlichkeit hätten, dem in geschäftlichen Angelegenheiten unterwegs seienden Chef auszurichten, dass ich den Briefumschlag hier auf diesem Tisch liegen lasse. Und zwar zum allerletzten Mal. Ich werde nicht mehr wiederkommen. Also, letzte Chance. Richten Sie ihm das aus.«
    »Sehr wohl«, sagte Rudi und machte wieder einen Diener.
    Ich knallte das Kuvert auf die Tischplatte. Rudi hatte sich wieder aufgerichtet, machte aber keine Anstalten, nach unten zu gehen.
    »Worauf warten Sie? Soll ich es noch mal sagen?«
    »Nein. Ich werde es ihm ausrichten.«
    »Dann gehen Sie doch endlich.«
    »Aber er ist doch nicht da. In geschäftlichen Angelegenheiten unterwegs.«
    Ich setzte mich wieder hin, rollte mit dem Stuhl rückwärts bis zur Wand, griff, ohne Rudi aus den Augen zu lassen, hinter mich und betätigte die Gegensprechanlage – ganz wie in alten Tagen. »Herr Matti, sind Sie jetzt da oder nicht? Ich habe nicht so viel Zeit. Meine Taxischicht ruft. Sind Sie da oder nicht?«
    »Ich bin da«, kam seine tiefe Stimme aus dem Lautsprecher.
    »Und warum nötigen Sie Ihren Dingens … Rudi, für Sie zu lügen? Waren Sie es nicht, der noch vor ein paar Monaten zu mir gesagt hat, eine Lüge ist die Mutter von zehn neuen?«
    »Das ist richtig.«
    »Kommen Sie jetzt rauf?«
    »Nein.«
    »Warum nicht? Ich muss mit Ihnen reden. Seien Sie doch nicht so störrisch!«
    »Reden Sie, ich höre.«
    Rudi nickte mir aufmunternd zu.
    »Herr Rolinski, haben Sie nicht zufällig noch was zu tun? Woanders vielleicht?« In die Gegensprechanlage raunzte ich: »Herr Matti, ich warte noch genau eine Minute. Kommen Sie endlich rauf.«
    Rudi ging die Wendeltreppe hinunter, hielt aber auf halber Treppe inne.
    »Sind Sie etwa Frau Margret?«
    »Bin ich.«
    »Ach, jetzt verstehe ich. Sie fangen hier nächste Woche an, hat Matti mir schon erzählt. Deswegen wollen Sie ihn sprechen.« Er reichte mir seine Hand, ich war zu verdutzt, schlug ein und hatte weiße Farbe an den

Weitere Kostenlose Bücher